Haßfurt (POW) Das Dekanat Haßfurt zählt mit rund 26.000 Katholiken zu den kleinen im Bistum Würzburg. Bis 2010 sollen sechs Pfarreiengemeinschaften aus 24 Pfarreien und vier Kuratien errichtet werden. In folgendem Interview spricht Dekan Joachim Morgenroth (Knetzgau) über den aktuellen Stand der Errichtung von Pfarreiengemeinschaften im Dekanat Haßfurt, über den Weggang der Oblaten des heiligen Franz von Sales in Haßfurt, über Ökumene und über eine Fusion mit dem Dekanat Ebern.
POW: Wie würden Sie den aktuellen Stand des Prozesses der Errichtung von Pfarreiengemeinschaften im Dekanat Haßfurt umschreiben?
Dekan Joachim Morgenroth: Dieser Prozess ist meines Wissens im Dekanat Haßfurt am weitesten in der Diözese Würzburg gediehen. Ich gehe davon aus, dass im kommenden Jahr alle Pfarreiengemeinschaften in unserem Dekanat errichtet sind. Das liegt aber auch daran, dass wir im Dekanat Haßfurt viele kleine Gemeinden haben, denen schon seit Jahrzehnten klar ist, dass es nur mit Zusammenarbeit weitergehen kann und der Pfarrer nicht alles machen kann. So gibt es hier sicher eine große Akzeptanz für die unterschiedlichen pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Pastorale Arbeit hängt nicht allein vom Pfarrer ab, höchstens von seiner Teamfähigkeit und der Bereitschaft zu delegieren.
POW: Wo liegen die besonderen Probleme, wo die besonderen Chancen in Ihrem Dekanat?
Morgenroth: In den Regionen nördlich und südlich des Maintals haben wir einen teilweise erheblichen Bevölkerungsrückgang, während die Gemeinden im Maintal weitgehend stabile Bevölkerungszahlen haben, ja teilweise heute noch Zuwächse. Der Bevölkerungsrückgang hat natürlich Auswirkungen auch auf die kirchliche Arbeit. So mussten Pfarrgemeinden bereits ihren Kindergarten schließen. Aber auch in anderen Feldern der Pastoral wird das Konsequenzen haben, bis hin zum Personal. Auf der anderen Seite haben wir hier noch weitgehend funktionierende volkskirchliche Strukturen, die es gilt zu stützen und zu unterstützen.
POW: In jüngster Zeit wurde besonders die künftige Seelsorge im Raum Hofheim/Burgpreppach diskutiert. Wie soll dieses weiträumige Gebiet pastoral betreut werden?
Morgenroth: Hier wurde nach eingehender Diskussion mit allen Verantwortlichen die bisherige Planung geändert und der Bereich Burgpreppach ist auch in Zukunft – entgegen der bisherigen Planung – eine eigene, wenn auch mit zirka 1000 Katholiken kleine Pfarreiengemeinschaft. Aber die Einsicht, dass eine Pfarreiengemeinschaft mit rund 30 Kilometer Durchmesser und entsprechend vielen kleinen Dörfern nur schwer zu betreuen ist, hat zu dieser Lösung geführt. Missionsland, wo solche Dimensionen selbstverständlich sind, sind wir hier doch noch nicht.
POW: In der Stadt Haßfurt ziehen nach Jahrzehnten die Oblaten des heiligen Franz von Sales ab. Welche Bedeutung hatte die Ordensgemeinschaft und ihr Salesianum für das Dekanat und wer nimmt künftig diese Aufgaben wahr?
Morgenroth: Hier muss die Diözese Würzburg wieder mit eigenem Personal einsteigen, so wie das früher auch war. Zum anderen geschieht der Rückzug der Salesianer ja nicht überraschend, sondern geht die ganzen Jahre schon Zug für Zug. Im nächsten Jahr werden die letzten Salesianer Haßfurt verlassen. Das heißt für das Dekanat: Es muss Sorge getragen werden, dass in Haßfurt auch in Zukunft eine gesicherte regelmäßige Beichtgelegenheit und am Sonntag die Abendmesse angeboten werden; denn das sind Aufgaben, die überpfarrliche Bedeutung haben.
POW: Gute Ansätze gibt es in der ökumenischen Zusammenarbeit im Dekanat, sei es beim Schülercafé oder beim Bibelhaus. Wo im Dekanat erleben Sie Ökumene besonders bereichernd und wie kann Ökumene in einer veränderten katholischen Seelsorgestruktur wahrgenommen werden?
Morgenroth: Wir führen hier keine ideologischen Grabenkämpfe, sondern arbeiten an konkreten Projekten zusammen. In dieser Zusammenarbeit werden dann auch mache Unterschiede deutlich, aber auch die Gemeinsamkeiten. Die evangelische Kirche ordnet ihre Seelsorge(bezirke) auch neu. Die Auswirkungen des Bevölkerungsrückgangs, der sinkenden Kirchensteuereinnahmen und der Schulreform spürt die evangelische Kirche genauso wie die katholische Kirche. So wurde schon vor fast zehn Jahren das Projekt „SchülerInnen-Café“ am Schulzentrum in Haßfurt als ökumenisches Projekt der Schulpastoral beziehungsweise schulbezogenen Jugendarbeit auf den Weg gebracht, weil die Schülerinnen und Schüler immer mehr Zeit an der Schule verbringen und nicht mehr in ihrer Heimatgemeinde. So ist das ökumenische „SchülerInnen-Café“ der Versuch, dass Kirche in der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen präsent ist. Mit dem Projekt Bibelwelten versuchen beide Kirchen einen erlebnisorientierten Zugang zur Bibel, als gemeinsames Fundament unseres christlichen Glaubens zu realisieren. Hier laufen im Moment die organisatorischen Vorüberlegungen und die inhaltlichen Diskussionen.
POW: Im Dekanat Haßfurt gibt es zahlreiche Kontakte mit politischen und sozialen Einrichtungen auf Ebene des Landkreises Haßberge. Welche Vorteile brächte eine Fusion der Dekanate Haßfurt und Ebern aus Ihrer Sicht?
Morgenroth: Durch die Bildung der Pfarreiengemeinschaften ändern sich auch die Aufgaben auf Dekanatsebene, zum Beispiel auch die Aufgaben des Dekanatsrates, weil ein Teil davon auf der Ebene der Pfarreiengemeinschaft geschieht. Das erfordert Konsequenzen: Wenn im Dekanat in Zukunft nur noch sechs Pfarreiengemeinschaften bestehen, macht das von der Größe her keinen Sinn. Im Nachbardekanat Ebern sind es zukünftig sieben Pfarreiengemeinschaften. Deshalb legt sich für mich eine verstärkte Zusammenarbeit der Dekanate nahe, bis hin zur Fusion. Caritas oder Jugendarbeit sind sowieso auf Landkreisebene organisiert. Die verschiedenen Dekanatsdienste könnten von einer statt bisher von zwei Personen wahrgenommen werden. Selbst bei einer Zusammenlegung wäre das so entstandene Dekanat bei weitem nicht das größte in unserem Bistum.
POW: Was möchten Sie am ersten Fastensonntag 2010 mit Blick auf das Dekanat Haßfurt sagen können?
Morgenroth: Das Dekanat Haßfurt gibt es nicht mehr, sondern ein gemeinsames Dekanat Haßfurt mit Ebern. Und: Wir waren die ersten, bei denen alle Pfarreiengemeinschaften errichtet waren und lebendig sind.
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