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Ratlos vor dem Bösen?

Ansprache von Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand bei der Katholischen Radio-Morgenfeier im Programm Bayern 1 des Bayerischen Rundfunks am Sonntag, 17. Oktober, 10.35 bis 11 Uhr

Täglich werden wir mit dem Bösen konfrontiert. Sie brauchen nur die Zeitung aufzu-schlagen, den Fernseher einzuschalten oder ins Internet zu gehen: Ob irgendwo ein Flugzeug entführt oder Geiseln genommen, ob Kinder missbraucht oder Gefangene gequält werden, ob hier bei uns eine alte Frau wegen ein paar Euro erspartem Geld erschlagen wird oder ob wir an die großen Menschheitsverbrechen denken, für die stellvertretend Namen wie Auschwitz und Hiroshima stehen: Überall tun Menschen einander Böses an und fügen sich oft unsägliches Leid zu. Es wäre zu billig, sich mit der Wahrnehmung dieser unterschiedlichsten Formen des Bösen zu begnügen, auch wenn wir oft ratlos sind. Gerade als Christen kann es uns nicht gleichgültig sein, wie es in unserer Welt zugeht. Wir brauchen die Fragen, die sich stellen, auch gar nicht zu verdrängen. Sie stellen sich für den Glauben in mehrfacher Hinsicht: Warum gibt es das Böse? Wie zeigt sich das Böse? Wer befreit uns vom Bösen?

1. Warum gibt es das Böse?

Augustinus sagt einmal (in seiner „Civitas Dei“): „Das Böse ergründen zu wollen hieße den Versuch unternehmen, die Stille zu hören und die Finsternis zu sehen“. Damit ist gemeint, dass es in der Frage nach dem Grund des Bösen keine schlüssige Beweiskette mit mathematischer Gewissheit geben kann – wir müssen vielmehr von der Erfahrung des Glaubens ausgehen, die das Böse in der Welt wahrnimmt und es als Frage, ja oft – wie es zum Beispiel in den alttestamentlichen Psalmen geschieht – als Klage vor Gott hinträgt. Dabei wird der Glaube in seinen Grundlagen herausgefordert: Woher kommt das Böse in seinen vielschichtigen Formen, wenn die Welt und ihre Menschen doch von Gott geschaffen sind? Auf diese Frage gibt es in der Geistesgeschichte unterschiedliche Antwortversuche. Die wichtigsten möchte ich kurz andeuten.

Eine Erklärung argumentiert mit der Veranlagung des Menschen, der eben immer wieder Böses tue; solange es Menschen gebe, gebe es Schlechtigkeit und Bosheit, der Mensch sei eben unvollkommen und unter den heutigen Lebens- und Arbeits-bedingungen zumal, die oft in ein reines Konkurrenzverhältnis ausarten, sei ohnehin jeder sich selbst der Nächste. Das Menschsein wäre demnach ein „Kampf ums Überleben“, in dem sich der jeweils Stärkere behauptet. Das Böse insgesamt ist nach dieser Sicht die Summe all des Schlechten, das sich die Menschen gegenseitig antun; und so sagt der französische Philosoph Jean-Paul Sartre in der Verfremdung des herkömmlichen Begriffs: „Die Hölle – das sind die anderen“. Konsequenterweise werden dann auch die Menschen für das Böse voll verantwortlich gemacht. Doch hier setzt unsere kritische Anfrage ein: Stimmt diese Sicht überhaupt, dass der einzelne Mensch für das Böse immer und überall verantwortlich ist? Der Apostel Paulus, z. B. macht die Erfahrung (Röm 7,19): „Wir tun nicht das Gute, das wir möchten, sondern das Schlechte, das wir eigentlich verabscheuen“. Es gibt also so etwas wie eine Verstrickung, die unsere Kräfte zu übersteigen droht.

Aber auch für diesen Zusammenhang des Bösen werden uns aus dem wissen-schaftlichen Bereich scheinbar ganz natürliche Lösungen angeboten: Manche Psychologen sehen den Grund dafür in einem angeborenen Aggressionstrieb des Menschen; eine rein soziologische Interpretation erklärt die Vernetzung des Bösen mit Spannungen, die notwendigerweise im Leben jeder Gesellschaft auftauchen und sich an einem bestimmten Punkt „entladen“ müssen, was eben häufig mit Gewalt verbunden sei, die wieder neue Gewalt erzeuge, wodurch der einzelne Mensch und die ganze Gesellschaft im Sog des Bösen stehe, das dann fast wie ein Naturgesetz wirkt. Ja, es gibt sogar theologische Tendenzen, die das Böse als „Kehrseite der Evolution“ bezeichnen. Es wirkt dann wie ein notwendiges Übel, wie ein Schatten der Schöpfung, es ist gewissermaßen der Preis, der für die Weltentwicklung zu zahlen ist. Solche Argumentationen wirken geradezu zynisch und führen letztlich nicht weiter, weil sie den Menschen zum Spielball der Entwicklung machen. Sie übersehen zudem eines: Vom Bösen kann ich ja nur sprechen, wenn ich es als Kontrast zum Guten erfahre. Böses geschieht ja stets als Zerstörung, als Schädigung des Guten. Dies wird aber in all diesen Erklärungsversuchen zu wenig berücksichtigt.

Hier kommt nun die Frage nach Gott ins Spiel, den wir ja von der klassischen Theologie her als „Inbegriff des Guten“ bezeichnen. Wie verträgt sich dieses Attribut mit der Erfahrung des Bösen? Ernsthafte Atheisten haben dem christlichen Glauben oft vorgeworfen, er sei ein Widerspruch in sich; der Grundvorwurf lässt sich etwa so formulieren: „Wie könnt ihr Christen an einen guten Gott glauben, wenn er es zulässt, dass so viel Leid geschieht, dass z. B. durch Kriege unschuldige Menschen umkommen?“ Scheinbar sind wir in einer Sackgasse gelandet: Es bieten sich zwar menschliche Lösungen für das Problem des Bösen an, die jedoch in letzter Konsequenz in Sinnlosigkeit ausarten. Aber auch ein Verweis auf Gott scheint nicht viel weiter zu führen, weil dann er für das Böse verantwortlich zu werden droht. Wie kommen wir weiter? Was ist Antwort des Glaubens? Wenn die Aussage der Hl. Schrift ernst zu nehmen ist, dass Gott den Menschen „nach seinem Bild und Gleichnis“ schafft (Gen 1,27), will Gott auch die Welt als ursprünglich gut. Gutsein drückt sich aber auf personaler Eben in der Liebe aus – deshalb redet das Christentum von der Liebe Gottes zum Menschen, die der Mensch mit der Liebe zu Gott beantworten soll. Zu echter Liebe aber – das erfahren wir schon im menschlichen Bereich – kann niemand gezwungen werden, sie muss frei sein. Gott schafft also den Menschen frei; das hat aber zur Folge, dass sich der Mensch auch für oder gegen Gott entscheiden kann. Durch den Missbrauch dieser Freiheit entstehen nun Situationen des Bösen. Um weiterzukommen, ist es wichtig, darauf zu schauen, in welchen Formen sich die Macht des Bösen zeigt.

2. Wie zeigt sich das Böse?

Wenn wir nach dem Wirken des Bösen fragen, dürfen wir das nicht einfach abstrakt tun, sondern sollten erst in unserer eigenen Erfahrung nach Zugängen suchen. Dabei zeigt sich eine eigenartige Spannung: Im Blick auf das Böse sind wir immer zugleich Opfer und Täter; wir erleiden das Böse und tun es zugleich.

Zunächst stellt sich von dieser Verflechtung her die Frage nach Schuld und Sünde. Für manche scheint diese Rede überholt – sie erklären ein Verhalten, das andere schädigt und ihnen Leid zufügt, allein aus Erbanlagen und Umwelteinflüssen. Es entsteht ein regelrechter Unschuldswahn, die persönliche Verantwortung bleibt auf der Strecke. Aber wer Schuld verharmlost und verdrängt, nimmt im letzten Gott nicht ernst. In der Sünde verabsolutiert sich entweder das eigene Ich zu Lasten anderer oder es schafft sich Ersatzgötter: Macht, Geld, Vergnügen. Der Einsatz, mit dem mancher mit legalen und illegalen Mitteln seinem Bankkonto oder seinem Akti-enbestand dient, erscheint manchmal wie ein religiöser Ersatzkult, als pervertierte Form der Hingabe, der alles untergeordnet wird. Warum handeln die Menschen so? Könnte der Grund nicht in der unausrottbaren Angst liegen, im Leben etwas zu ver-passen und sich dann nur auf innerweltliche Erfüllung zu fixieren? Der Mensch hängt dabei sein Herz an vordergründige Sicherheiten, die er zum absoluten Maßstab für das Gelingen des Lebens macht – und so zeigt sich Sünde als ein Gemisch aus Angst, Misstrauen, Abwehr und Auflehnung. All das entfremdet von Gott und führt zu menschlicher Eigenmächtigkeit, aus der dann Böses entsteht, das anderen schadet.

Es kommt jedoch bei der Erfahrung des Bösen noch etwas hinzu. Wenn es auch stets der einzelne ist, der sündigt, so beginnt Schuld doch nicht am Nullpunkt. Sie ist auf vielfältige Weise in die Gemeinschaft der Menschen und ihre Geschichte hineinverflochten. Jedes Kind wird mit bestimmten Anlagen und Begabungen in seine Umgebung hineingeboren; es gibt Prägungen positiver oder negativer Art, die uns oft gar nicht bewusst sind. Solche Vorgaben können auf die Entwicklung der Persönlichkeit einen guten Einfluss haben; sie können einen Menschen aber auch einengen und bis an sein Lebensende zum Schlechten hin beeinflussen. Wir alle leben mit Situationen, in die wir hineingestellt und für die wir zunächst nicht selbst verantwortlich sind. Ein besonders drastisches Beispiel sind etwa die so genannten Kindersoldaten in Afrika und Lateinamerika, die von klein an auf Gewalt abgerichtet und dafür missbraucht werden. Zu den Vorgegebenheiten der einzelnen gehört stets auch die Sünde der anderen. Diese hebt die Freiheit des einzelnen nicht auf, stellt sie aber in ganz bestimmte Zwänge hinein. Die kirchliche Lehre nimmt diese Erfahrung auf, wenn sie von der Erbschuld spricht. Dieser oft missverstandene Ausdruck meint aber über diese äußeren negativen Bedingtheiten hinaus, die das menschliche Leben prägen können, dass jeder Mensch von Anfang an in einer Unheilssituation steht, die sein Leben und auch seinen Glauben auf verschiedenste Weise einengt, bedroht und gefährdet. Erbsünde ist also keine persönliche Schuld und auch keine Naturanlage, sondern eine allgemeine Situation der Heillosigkeit, die geschichtlich gewachsen ist und in der sich jeder Mensch von Geburt an vorfindet. Wenn wir heute Formen des Terrorismus und der Verzweckung einzelner Menschen und ganzer Völker in erschreckender Weise erfahren, dürfte das Verständnis der Erbschuld als eines globalen Unheilszusammenhangs leichter fallen als früher. Sind damit die Möglichkeiten des Bösen schon erschöpft? Ist das Wort vom „Teufelskreis“ nur eine Redensart oder steckt dahinter mehr?

Viele werden auf diese Frage ohne Umschweife antworten: Wenn die Bibel und damit auch Jesus vom Teufel sprächen – und das tun sie doch relativ häufig – dann übernähmen sie den Sprachgebrauch ihrer Zeit, der heute überholt sei. Daran ist sicher richtig, dass es in jeder Epoche zeitgebundene Aussageformen und Vorstel-lungsweisen gibt, die man nicht absolut setzen darf. Auch hat man die Rede vom Teufel und der Hölle zu manchen Zeiten leider als Mittel eingesetzt, um moralischen Druck zu erzeugen oder gar Ängste zu schüren, so dass aus der Frohbotschaft nicht selten eine Drohbotschaft wurde. Hat man nicht auch bei unerklärlichen Krankheiten und seelischen Störungen vorschnell mit Teufel und Besessenheit argumentiert, anstatt sich um medizinische Hilfe zu bemühen? Dies zuzugeben gebietet schon die Ehrlichkeit. Aber kann man aus all dem schon folgern, dass die Frage heute erledigt ist? Lässt sich das Böse nur als anonyme Macht oder als Summe von vielen falschen Einzelentscheidungen der Menschen darstellen? Bei aller zeitbedingten Redeweise biblischer Sprachformen bleibt doch ein Kern, der sich so darstellt: Wenn Schrift und Tradition von einem „personalen“ Bösen sprechen, ist in keinem Fall der Glaube an den Teufel gefordert – Glauben kann ich nur an Gott. Wohl aber kann ich davon überzeugt sein, dass es den Teufel als eine Macht gibt, die sich Gottes Liebe widersetzt und sie auszuschalten versucht und die mich in diese Verweigerung mit hineinzieht, bis dahin, dass sie persönlichkeitszerstörend wirkt. Das deutsche Wort „Teufel“ kommt vom griechischen „diabolos“ und meint den, der alles durcheinander bringt – damit ist seine Funktion ziemlich treffend umschrieben. Papst Benedikt XVI. hat in einer seiner Schritten betont, dass man vom Teufel allenfalls als „Un-Person“ sprechen könne – oder, um es mit Goethe in seinem „Faust“ zu sagen, als dem „Geist, der stets verneint“. Die Erfahrung, dass es den Teufel als gegengöttliche und lebenszerstörende Macht gibt, kann unsere Beziehung zu Gott und den Menschen erheblich durcheinander bringen. Von daher stellt sich die Frage: Wer befreit uns vom Bösen? Womit kann ich ihm wirksam begegnen?

3. Wer befreit uns vom Bösen?

Es wurde deutlich: Die Fähigkeit zum Bösen ist die Kehrseite der Freiheit, ihr Miss-brauch. Das Böse ist jedoch keine Übermacht, der Gott selbst unterworfen wäre. Festzuhalten bleibt die Einsicht: Wer den Teufel zu sehr aufwertet (was nicht heißt, dass man ihn verharmlosen könnte!), der läuft Gefahr, Gott abzuwerten. Nicht um-sonst hat der englische Schrifsteller Gilbert K. Chesterton einmal den tiefsinnigen Vorwurf erhoben: „Die Christen haben die Hölle interessanter gemacht als den Him-mel und den Teufel oft wichtiger genommen als den lieben Gott“. Das Böse ist der Macht der Liebe Gottes nicht gleichrangig. Gott ist im letzten konkurrenzlos.

Das ist keine Trotzbehauptung des Glaubens, sondern eine Erfahrung aus der Ge-schichte Gottes mit unserer Welt, die ganz konkret in einer Person zu Erfüllung ge-kommen ist: In Jesus Christus hat sich gezeigt, dass die Macht Gottes stärker ist als die Macht des Bösen, die die Freiheit des Menschen vereinnahmt. Jesus hat sich dieser Macht ausgesetzt, als Mensch wie wir, er hat diese Macht erfahren und erlitten – in Versuchung, Verleumdung, Misshandlung und schließlich in seinem gewaltsamen Tod. Aber gerade an diesem Punkt erweist sich, dass Gottes Liebe stärker ist und dass die Macht des Bösen nicht das letzte Wort hat: Durch die Auferstehung Jesu, die zeichenhaft für das von Gott gewollte Schicksal aller Menschen ist, wird dieser Teufelskreis durchbrochen. Seine Auswirkungen freilich gehen noch weiter, schmerzlich weiter, aber die letzte „tödliche“ Schärfe ist genommen. Leben, Sterben und Auferstehung Jesu sind gewissermaßen ein für allemal die bleibende Versicherung Gottes, dass das Böse kein unentrinnbares Schicksal darstellt. Der bekannte Theologe Karl Barth hat die Situation des Bösen nach Jesus Christus ein-mal so umschrieben: Es sei wie eine Wespe, die noch steche, aber kein tödliches Gift mehr besitzt. Der Glaube sagt uns: Wir sind erlöst, wir brauchen die Befreiung vom Bösen nicht selbst zu schaffen, wir dürfen in aller Anfechtung, die bleibt, doch Zeugen dafür sein, dass Gottes Liebe stärker ist als alle Versuche, sie aus der Welt zu drängen. Diese Gewissheit kann uns Mut machen, unser Leben aus dem Vertrauen auf Gott heraus zu gestalten, der uns immer wieder die Möglichkeit zur Umkehr gibt, wenn wir dem Bösen erlegen sind.

Wer aus dem Vertrauen auf Gottes rettende Macht lebt, braucht das Böse weder zu verharmlosen noch zu verselbständigen. Er kann es realistisch einschätzen. Eine hervorragende Möglichkeit dazu ist das Gebet, das Karl Rahner einmal als „Ernstfall des Glaubens“ bezeichnet hat. Im Beten kann ich mich immer wieder auf Gott und sein liebendes Wirken hin öffnen. Ich erfahre darin stets neu den Vertrauens-vorschuss Gottes, der mir hilft, aus seiner Zuwendung heraus mein Leben zu ge-stalten und wie der erste Petrusbrief es ausdrückt, dem Bösen gegenüber „nüchtern und wachsam“ zu sein (1 Petr 5,8). Solches Beten ist kein „Alibi“ und darf nie und nimmer als Ersatz für das eigene Handeln gesehen werden – es will mir ja gerade Kraft dazu geben und schenkt mir immer neu die Mut machende Begegnung mit Jesus. Er hat die Herausforderungen unseres menschlichen Daseins angenommen, auch in Form der Versuchung, die er durchlebt und durchlitten hat. Diese Versuchung bestand darin, menschlichen Willen und Selbstbehauptung auf Kosten anderer gegen den Willen Gottes zu setzen. Jesus hat sich nicht blenden lassen und konnte widerstehen, weil er aus dem Vertrauen zum Vater heraus keine Angst haben musste, im Leben zu kurz zu kommen. Der Hebräerbrief sagt: „Da er selbst in Versuchung geführt wurde und gelitten hat, kann er denen helfen, die in Versuchung geführt werden“ (Hebr 2,18).

Aber weil Jesus unsere freie Entscheidung für oder gegen ihn respektiert, leben wir in einer eigenartigen Spannung: Er hat sich dem Bösen ausgesetzt und in seinem Leiden und Sterben dessen ganze Wucht durchlitten, in seiner Auferstehung ist der Weg zur Befreiung vom Bösen bleibend eröffnet. Wir können diesen Weg mitgehen oder uns ihm verweigern und andere Richtungen einschlagen. Der Mensch lebt auch als Erlöster in der Gefahr, die „Freiheit der Kinder Gottes“ zu missbrauchen. Das Wissen darum soll uns keine falsche Angst einjagen, aber es kann uns bescheiden und demütig machen. Selbstsicherheit ist fehl am Platz. Wir sind vielleicht oft ratlos vom dem Bösen, das uns bedrängt, aber wir sind nicht haltlos: Denn wir dürfen uns getragen wissen von der Bitte Jesu, die er für seine Jünger an den Vater gerichtet hat: „Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst“ (Joh 17,15). Wir machen diese Bitte Jesu zu unserer eigenen, wenn wir immer wieder im Gebet des Herrn sprechen: „erlöse uns von dem Bösen“ (vgl. Mt 6,13).

Deshalb lade ich sie ein, zum Schluss dieses Gebet mitzusprechen, in das wir immer unser ganzes Leben mit seinem Gelingen und Versagen hineinlegen können:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme,

dein Wille geschehe,

wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute

und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit

in Ewigkeit. Amen.

So segne und begleite euch der barmherzige und treue Gott: + Der Vater + und der Sohn + und der heilige Geist.