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Dokumentation

„Rechtsextreme Parteien sind für Christinnen und Christen nicht wählbar“

Grußwort von Bischof Dr. Franz Jung zur Kundgebung „Vielfalt schützen“ am Sonntag, 3. März 2024, auf dem Domvorplatz in Würzburg

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger!

Ich danke Ihnen sehr für das starke Zeichen, das Sie heute hier vor dem Kiliansdom, im Herzen unserer Stadt, setzen. Wir überlassen die Diskurshoheit nicht denjenigen, die unsere Gesellschaft uniform und abweisend machen wollen. Wir erheben heute unsere Stimmen für ein vielfältiges und offenes Würzburg, in dem alle Menschen in Sicherheit leben können!

Als katholische Kirche suchen wir die Partnerschaft zu allen Gruppen unserer Gesellschaft, die für Demokratie und Freiheit eintreten. Vor allem stehen wir an der Seite aller, die „aus demokratischem, freiheitlichem und menschenfreundlichem Geist heraus ihren Widerstand gegen die Machenschaften der Rechtsextremisten bekunden“.

Nicht Konfrontation und Abgrenzung führen zu Gott, sondern das Wissen darum, dass Er uns in jedem Mitmenschen gegenübertritt – gleich welcher Religion, Abstammung oder sozialen Herkunft.

Diese Vielfalt müssen wir heute aktiv schützen, weil eine wachsende Zahl von Extremisten sie offen bekämpft. Sie zeichnen ein Bild „von Völkern, die angeblich in ihrem ‚Wesen‘ und in den kulturellen Lebensgestalten scharf von den anderen abgegrenzt werden können“. Aus dieser Abgrenzung leiten sie eine Aussonderung von Menschen „unterschiedlicher ethnischer Herkunft, religiöser Zugehörigkeit und kultureller Prägung“ her.

Diese Vorstellung von einem Gegeneinander der Völker ist mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar! Wir glauben an einen Gott, der alle Menschen gleich an Würde geschaffen und alle Unterschiede aufgehoben hat. „Da gibt es dann nicht mehr Griechen und Juden, Beschnittene und Unbeschnittene, Barbaren, Skythen, Sklaven und Freie“, heißt es in der Bibel (Kol 3,11).

Wenn wir unsere freie Gesellschaft und ihre Vielfalt nachhaltig schützen wollen, müssen wir aber auch nach den Ursachen ihrer Bekämpfung fragen. Wir alle spüren, dass Zahl und Intensität der Krisen immer weiter zunehmen. Finanzkrise, Euro-Schuldenkrise, Geflüchtetenkrise, Coronapandemie, Krieg gegen die Ukraine, Krieg im Heiligen Land, Klimakrise – viele Menschen sind beunruhigt und haben Angst vor der Zukunft.

Als Demokratinnen und Demokraten müssen wir das anerkennen und dürfen zugleich nicht zulassen, dass hieraus der Nährboden für die Feinde der offenen Gesellschaft entsteht! Wir müssen den vielfältigen Krisen mit Lösungsansätzen begegnen, die „dem humanitären Ethos entsprechen, das die Grundlagen unseres deutschen Staates und der Gesellschaft definiert“. Unser Glaube drängt uns, einzutreten für „die Menschenwürde, Menschenrechte, besonders der Schutz des Lebens von seinem Anfang bis zu seinem natürlichen Ende, und die Solidarität mit unseren Mitmenschen“.

Als katholische Kirche sehen wir uns in der Pflicht, Brücken zu bauen zu allen Menschen, die diese Überzeugung teilen und bereit sind zum Dialog.

Zugleich haben wir als Deutsche Bischofskonferenz die Notwendigkeit erkannt, Grenzen der Gesprächsbereitschaft aufzuzeigen. Die politische Lage in unserem Land verlangt, dass auch die Kirche Position in politischen Fragen bezieht. Es ist eine Situation von historischer Dringlichkeit, in der wir als deutsche Bischöfe ausdrücklich vor der Partei AfD warnen und der Gefahr, die sie in diesem Moment für die Demokratie und viele Menschen in unserem Land darstellt.

„Wir sagen daher mit aller Klarheit: Völkischer Nationalismus ist mit dem christlichen Gottes- und Menschenbild unvereinbar. Rechtsextreme Parteien und solche, die am Rande dieser Ideologie wuchern, können für Christinnen und Christen daher kein Ort ihrer politischen Betätigung sein und sind auch nicht wählbar. Die Verbreitung rechtsextremer Parolen, von Rassismus und Antisemitismus, ist mit einem Engagement in der Kirche unvereinbar.“

Darum danke ich allen, die aus ihrer religiösen Überzeugung heute hier in Würzburg und an vielen anderen Orten für ein menschliches, respektvolles und demokratisches Miteinander einstehen!

Dr. Franz Jung

Bischof von Würzburg

Zitate aus: Erklärung der deutschen Bischöfe „Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar“, 22.02.2024. Abzurufen auf dbk.de.