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„Redet nicht nur, sondern handelt!“

Bundesweiter Eröffnungsgottesdienst der 58. Misereor-Fastenaktion im Würzburger Kiliansdom – Bischof Hofmann und Bischof Kräutler rufen zum Einsatz für Gerechtigkeit und eine lebenswerte Umwelt auf – Empfang in der Sankt Ursula-Schule mit Gästen aus Brasilien

Würzburg (POW) „Redet nicht nur über die Probleme der Welt und jammert nicht, sondern handelt!“ Dazu haben Bischof Dr. Friedhelm Hofmann und Bischof Erwin Kräutler aus dem brasilianischen Bistum Xingu am Sonntag, 14. Februar, im Würzburger Kiliansdom aufgerufen. Rund 1000 Gläubige feierten den Gottesdienst mit, mit dem bundesweit die 58. Misereor-Fastenaktion eröffnet wurde. Brasilien ist das Beispielland der Aktion unter dem Leitwort „Das Recht ströme wie Wasser“. Konzelebranten waren die brasilianischen Bischöfe Wilmar Santin (Itaituba) und Bernardo Johannes Bahlmann (Óbidos) sowie Erzbischof Stephan Burger (Freiburg), Monsignore Pirmin Spiegel, Misereor-Hauptgeschäftsführer, Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele und Domkapitular Christoph Warmuth. Der Gottesdienst wurde live im Ersten Deutschen Fernsehen übertragen. Im Anschluss an den Gottesdienst gab es bei einem Empfang in der Sankt Ursula-Schule weitere Einblicke in die Situation der Menschen in Brasilien.

In einer gemeinsamen Predigt appellierten Bischof Hofmann und Bischof Kräutler an die Menschen, sich für Gerechtigkeit und eine lebenswerte Umwelt der Menschen in Brasilien einzusetzen. „Internationale Konzerne haben es längst auf die Ausbeutung der Naturreichtümer abgesehen, meist unter Missachtung von Sozial- und Umweltstandards“, sagte Bischof Kräutler. Er machte dies am Beispiel der Wasserkraftwerke deutlich, die derzeit zu Dutzenden in Brasilien gebaut würden. „Wasserkraftwerke werden lautstark als saubere Energie gepriesen.“ Doch im Gegenzug würden tausende Familien ihren Grund und Boden verlieren und in Fertigteilhäuschen umgesiedelt, tausende Quadratkilometer tropischen Regenwalds abgeholzt und die in der Verfassung festgeschriebenen Rechte der indigenen Bevölkerung missachtet. „Astronomische Gewinne und die Sicherung von Arbeitsplätzen machen die folgenschweren Eingriffe auf Mensch und Mitwelt noch lange nicht ethisch vertretbar“, mahnte Bischof Kräutler.

Zu einem kritischen Blick auf die eigene Rolle forderte Bischof Hofmann die Gläubigen auf. „Aus politischen und wirtschaftlichen Interessen ist anderen Völkern gegenüber viel Unrecht geschehen und geschieht zum Teil immer noch. Der Griff nach Rohstoffen und die Sicherung des eigenen Wohlstands standen im Vordergrund.“ Dabei seien die Würde, die Kultur und das Wohl der Bewohner dieser Länder nicht selten missachtet worden, sagte Bischof Hofmann. „Wir profitieren von den Rohstoffen aus der Amazonasregion als billige Agrarimporte. Haben wir nicht da erst recht die Pflicht, uns für Gerechtigkeit und eine lebenswerte Umwelt der dortigen Bewohner einzusetzen?“

„Zeigen Sie mit Misereor und den Kirchen in Brasilien Flagge für eine Welt, in der Recht, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit keine Fremdworte sind“, mit diesen Worten eröffnete Spiegel anschließend die 58. Misereor-Fastenaktion. „Die Klage gegen Unrecht und die Sehnsucht nach Gerechtigkeit entspringen einer Haltung, der das Leiden der Anderen nicht gleichgültig ist. Es ist die Grundhaltung Gottes gegenüber den Menschen, gerade gegenüber den Armgemachten, den Benachteiligten und allen, die um ihr Recht gebracht und um ihr Leben in Würde betrogen werden.“

Gäste aus Brasilien brachten symbolische Gaben zum Altar: eine Wasseruhr für das Recht auf Wohnen, eine Waage für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Selbstbestimmung sowie einen Wasserkanister für das Recht auf Wasser und sanitäre Grundversorgung. In den Fürbitten wurde unter anderem um Kraft für die Menschen am Amazonas und menschenwürdigen Wohnraum für die Bewohner von São Paulo gebeten. Der Gottesdienst wurde musikalisch gestaltet vom Kammerchor am Würzburger Dom unter der Leitung von Domkapellmeister Christian Schmid, Domorganist Professor Stefan Schmidt und dem „Ensemble Brasil“.

Im Anschluss an den Gottesdienst zogen die Menschen, begleitet von den südamerikanischen Klängen der Gruppe „Samba Osenga“, zur Sankt Ursula-Schule. Bischof Kräutler prangerte beim Empfang erneut den Umgang mit der indigenen und der Landbevölkerung am Amazonas, aber auch die Abholzung der Regenwälder an. Das Wohlergehen der Menschen würde dem sogenannten nationalen Interesse untergeordnet. „Es ist Nebensache, ob die Indios physisch oder kulturell dabei draufgehen.“ Zugleich sei der tropische Regenwald von Amazonien wichtig für das Weltklima. „Wenn er nicht mehr ist, dann sind wahrscheinlich auch wir nicht mehr“, warnte er. „Das Land und der Fluss sind ihr Leben“, sagte Bischof Santin über die Menschen am Rio Tapajós. „Wenn man es ihnen wegnimmt, dann tötet man diese Menschen. Sie werden keinen anderen Platz zum Leben finden.“ Er hoffe auf viele Unterschriften für die Petition „Nein zum Staudamm am Tapajós“. „Wenn aus einem Land wie Deutschland Gegenstimmen kommen, dann ist das bedeutsam.“

Michael Fiebig vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) betonte, wie wichtig die Arbeit mit Nichtregierungsorganisationen wie Misereor sei. „Kirchliche Organisationen sind in der Entwicklungsarbeit oft viel näher und unmittelbarer an den Menschen, besonders den Armen, als staatliche Institutionen es leisten könnten. Daher sind sie für uns ganz wichtige Partner.“ Abschließend rief Spiegel die Zuhörer zu Solidarität mit Brasilien auf. „Wir wollen zeigen, dass wir in einem Haus leben. Wir schaffen das, der Welt ein anderes Gesicht zu geben!“

sti (POW)

(0716/0199; E-Mail voraus)

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