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Reform darf nicht zu mehr Bürokratie führen

Vortrag von irischem Erzbischof Diarmuid Martin im Toskanasaal der Residenz – Säkularisierung nicht durchweg negativ zu bewerten

Würzburg (POW) Ein nüchternes, realistisches, aber keineswegs pessimistisches Bild der irischen Kirche hat am Samstagabend, 8. Juli, der Dubliner Erzbischof Diarmuid Martin  bei seinem Vortrag im Toskanasaal der Würzburger Residenz gezeichnet, teilt die Universität Würzburg mit. Der Erzbischof sprach auf Einladung des Bistums Würzburg und der Würzburger Katholisch-Theologischen Fakultät.

In seinem Vortrag im Anschluss an die Pontifikalvesper mit Bischof Dr. Friedhelm Hofmann im Kiliansdom gab Erzbischof Martin einen kurzen Abriss über die historische Bedeutung Irlands für die Mission des europäischen Festlandes und weltweit. Außerdem stellte er die Rolle der katholischen Bevölkerung im Hinblick auf die Erlangung der Unabhängigkeit Irlands von der britischen Krone dar. Gegenwärtige Entwicklungen des immer noch als flächendeckend katholisch geltenden Landes zeigte Martin im Anschluss auf: Laut der jüngsten Volkszählung von 2016 betrachten sich immer noch 78 Prozent der Iren als der katholischen Kirche zugehörig. Dennoch dürfe diese Zahl nicht über den auch hier stattfindenden Rückgang hinwegtäuschen. 2011 seien es noch stolze 84 Prozent der Bevölkerung gewesen, die sich als katholisch bezeichneten. Die Gottesdienstbesucher-Zahlen liegen im landesweiten Durchschnitt bei 18 Prozent.

Obgleich die allermeisten Grundschulen in kirchlicher Trägerschaft sind, scheinen sie der christlich-religiösen Regression nichts entgegensetzen zu können. Gründe für die zunehmende Säkularisierung Irlands liegen nach Meinung des Erzbischofs darin, dass Irland schon lange keine isolierte Insel mehr sei, sondern vom europäischen Festland und der allgemeinen Säkularisierung beeinflusst würde. Die angedeuteten Entwicklungen seien aber nicht durchweg als negativ zu betrachten. So würde bei Schülern der kirchlichen Schulen in Irland immerhin ein hohes Maß an Toleranz und Großzügigkeit festgestellt – das seien ja durchaus christliche Werte.

Martin freute sich sehr darüber, dass sich immer noch der überwiegende Teil der Iren als katholisch betrachte. Damit das so bleibe, brauche die katholische Kirche aber dringend Reformen, die zunächst darin bestünden, dass sich Kirche von ihren „Monumenten“ löse, was nicht nur Immobilien, sondern auch überkommene Ideen, Strukturen oder eine zu starke Fixierung auf den Klerus meint, die der Verbreitung und Entfaltung des Glaubens so nicht mehr dienten. Reform dürfe aber nicht zu mehr Bürokratie führen, denn diese wiederum sei noch resistenter gegen Veränderung als Strukturen an sich – so zumindest sei seine Erfahrung. Es brauche außerdem Theologen und -innen, die mittels ihrer intellektuellen Fähigkeit bereit seien, die Botschaft Jesu Christi nicht nur zu verteidigen, sondern sie so zu vermitteln, dass die Menschen heute sich angesprochen fühlten und diese wieder bedächten, sagte Erzbischof Martin.

Der Vortrag Martins bildete den Auftakt einer jährlichen Kiliani-Lecture, bei der Angehörige des Saint Patrick's College (Maynooth/Dublin), mit dem die Würzburger Katholisch-Theologische Fakultät seit einigen Jahren ein Erasmus-Abkommen unterhält, zu wechselnden Themen sprechen.

Zur Person

Erzbischof Diarmuid Martin wurde 1945 in Dublin geboren. Nach dem Studium der Philosophie und Theologie wurde er 1969 zum Priester geweiht. Ab 1976 war er für den Päpstlichen Rat für die Familie tätig. 1986 wurde er zum Vizepräsidenten, 1994 zum Generalsekretär des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden ernannt. Die Ernennung zum Titularbischof folgte 1998. Die Bischofsweihe spendete ihm Papst Johannes Paul II. persönlich. 2003 wurde er zum Koadjutor des Erzbischofs von Dublin, Desmond Kardinal Connell, ernannt. 2004 folgte er diesem im Amt nach und ist seitdem Erzbischof von Dublin und Primas von Irland.

Marco Weiß (Universität Würzburg)

(2817/0758; E-Mail voraus)

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