Würzburg (POW) Als ein wichtiges Hoffnungszeichen haben sowohl Palästinenser als auch Israelis die Pilgerreise des Ständigen Rats der Deutschen Bischofskonferenz ins Heilige Land bewertet. Das hat Bischof Dr. Friedhelm Hofmann am Montagabend, 5. März, bei einem Pressegespräch im Würzburger Bischofshaus betont. „Damit in der Region wirklicher Frieden entstehen kann, ist es wichtig, dass beide Seiten Zugeständnisse machen: Die Palästinenser müssen das Existenzrecht Israels anerkennen, und Israel muss den Palästinensern ihre Rechte auf Selbstverwaltung zugestehen“, betonte der Bischof einen Tag nach seiner Rückkehr von der siebentägigen Reise. Durch zahlreiche Begegnungen der Bischöfe mit Israelis wie Palästinensern habe eine abstrakte Situation ein menschliches Gesicht bekommen.
Den deutschen Besuchern sei immer wieder gesagt worden, dass auf beiden Seiten mindestens 80 Prozent der Bevölkerung den Frieden wünschten. Die verfahrene Situation lasse sich nur bereinigen, wenn die zwei Völker im Heiligen Land nicht dauernd zurückblickten und einander die Schuld aufrechneten: „Wir müssen in die Zukunft blicken. Es ist wichtig, dass Palästinenser und Israelis einander vergeben und um Vergebung bitten. Hier sind in meinen Augen die Kirchen und Religionsgemeinschaften besonders als Vermittler gefragt, weil sie in diesem Konflikt unbelastet sind.“
Die Mauer, mit der Israel die Autonomiegebiete der Palästinenser abgetrennt hat, habe die Zahl von Bombenanschlägen deutlich verringert. Diese Sicherheit hat auch ihre Schattenseite: „Bei unserem Besuch im Caritas-Kinderkrankenhaus von Betlehem haben uns palästinensische Mütter erzählt, wie schwer es durch die vielen israelischen Checkpoints geworden ist, schnell ihre kranken Kinder zu einem Arzt zu bringen. Nicht selten sterben Kinder deswegen“, beklagte Bischof Hofmann. Viele Palästinenser hätten das Gefühl, dass ihre Rechte täglich mit den Füßen getreten würden, unter anderem, weil durch die Mauer rund 20 Prozent der verbliebenen Palästinensergebiete jetzt auf israelischer Seite lägen. Durch die Expansion von Wohngebieten bis in palästinensisches Land würden Fakten geschaffen und neue Probleme programmiert. Viele Gespräche mit Politikern auf beiden Seiten hätten Bischof Hofmann und seinen Amtsbrüdern die Dringlichkeit einer politischen Lösung deutlich gemacht. Die Bischofskonferenz werde bei ihrer nächsten Versammlung prüfen, wie sie den Friedensprozess von Deutschland aus fördern könne. Kanzlerin Angela Merkel genieße bei Palästinensern wie Israelis großes Ansehen und sei eine potenzielle Vermittlerin.
Nach Bischof Hofmanns persönlichem Ermessen seien Pilgerreisen ins Heilige Land derzeit ungefährlich. „Man sollte dorthin fahren, um die Christen im Land zu stärken und die Menschen zu unterstützen, die vom Tourismus leben.“ Er selbst habe viele Würzburger getroffen, die als Pilger oder als Studenten im Heiligen Land weilten. Die Stätten des irdischen Wirkens Jesu mit eigenen Augen zu sehen, ist für den Bischof immer wieder ein ganz besonderes Gefühl. „In Nazareth zum Beispiel hat durch die Verkündigung der Menschwerdung Jesu sozusagen der Blitz des Himmels die Erde berührt. Das ist eine Erfahrung, die emotional ganzheitlich auf einen übergeht“, schilderte Bischof Hofmann seine Erfahrung. Die Pilgerreise der Bischöfe sei vom Gebet geprägt gewesen. Bei Gottesdiensten und unterwegs hätten sich die Amtsbrüder noch besser kennen gelernt, als das bei den üblichen Versammlungen möglich sei. Eine weitere Pilgerreise der deutschen Bischöfe sei vorerst nicht geplant. Nach Israel werde er aber womöglich schon bald wieder fahren: „Vielleicht reise ich in den kommenden Jahren einmal mit dem Priesterseminar ins Heilige Land“, erklärte Bischof Hofmann.
Der Exodus der Christen aus Palästina und Israel sei bedrückend und könne nur gestoppt werden, wenn diese Aussicht auf einen Arbeitsplatz hätten. „Viele gut ausgebildete christliche Araber sehen für sich keine Perspektive im Land und wandern aus. Wir haben deswegen mit Professoren und Wirtschaftsvertretern gesprochen, damit diesen Christen eine Chance geboten wird.“ Sonst liefen die heiligen Stätten des Christentums Gefahr, ausschließlich musealen Charakter zu bekommen.
Als besonders beeindruckend bezeichnete der Bischof den Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. „Wir waren alle sehr betroffen.“ Anhand vieler Einzelschicksale werde dort das große Unrecht aufgezeigt, welches die Juden insbesondere im "Dritten Reich" erlitten. In der Allee der Gerechten sei deutlich geworden, dass es auch in Deutschland einige wenige Menschen gegeben habe, die sich für die Juden eingesetzt und den Nazis widersetzt haben.
mh (POW)
(45 Zeilen/1007/0376; E-Mail voraus)
Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet. Die Bilder von Thomas Pinzka, Telefon 09131/38444, sind honorarpflichtig.