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Religionsgesetze verschärfen die Lage

China im Fokus beim Weltmissionssonntag 2018 – Stetige Überwachung, hohe Strafen, Angst: Die Herausforderungen für die chinesischen Katholiken sind immens

Münsterschwarzach (POW) Es ist kein normaler Sonntag für die Mönche der Benediktinerabtei. Die Klosterfeuerwehr ist schon morgens im Einsatz. Nicht, weil es brennt, sondern um die Gäste des Weltmissionssonntags einzuweisen. Über 1500 Menschen werden an diesem 21. Oktober erwartet. „Wenn der Erste falsch parkt, wird das ein riesiges Chaos“, meint Benediktinerpater Maximilian Grund, während er die ankommenden Autos am bereits vollen Abteiparkplatz mit der Kelle vorbeiwinkt. Die gesperrte Schwarzachbrücke sorgt nicht unbedingt für eine entspannte Ankunftssituation – die Mönche in ihren Feuerwehruniformen haben aber alles im Griff.

Um 10 Uhr der erste Programmpunkt: Festgottesdienst mit traditioneller chinesischer Musik und Gesängen der chinesischen Katholiken am Rhein. Wie nahe ihnen das Gastland China an diesem Tag gebracht werden soll, merken die Besucher bereits vor Beginn des Gottesdienstes. Steyler Missionar Pater Martin Welling vom China-Zentrum Sankt Augustin gibt einen Chinesisch-Schnellkurs – sollen doch alle später bei den Fürbittrufen mitsingen können. Knapp 50 Mönche schreiten durch den Mittelgang zum Altar. Benediktinerpater Norbert Du vom Kloster Shuanghezhen erzählt in seiner Predigt von der besonderen Situation und der Rolle des Glaubens in China: „Ich verstehe nicht, warum die Menschen an Geister glauben und Räucherstäbchen anzünden.“ Wie viele der Chinesen Katholiken sind, lasse sich aufgrund der Spaltung in eine staatstreue und eine Untergrundkirche nur schätzen. Die Arbeit der Missionsbenediktiner sei vor Ort sehr wichtig, sagt Du. In einem Altenheim würden zum Beispiel Angehörige der Priester versorgt.

Derweil ist es in der Klosterküche und im Egbert-Saal stressig. Schlange stehen heißt es besonders beim chinesischen Angebot. Wer allerdings „richtig“ chinesisch essen will, muss das auch mit Stäbchen tun. Die liegen neben normalem Besteck bereit. Die Skepsis vieler Besucher bestätigt sich, als auf der Bühne gezeigt wird, wie das gehen soll. Denn was so einfach aussieht, führt bei manchem zu Fingerkrämpfen. Dann lieber doch mit Messer und Gabel – ist beim nicht-chinesischen Essensangebot vielleicht auch besser so.

Nebenan haben in der alten Turnhalle die Klosterbetriebe ihre Stände aufgebaut. Wer nicht schon gegessen hat, bekommt spätestens hier Hunger: Dafür sorgen Klostermetzgerei und -bäckerei mit geräucherter Wurst und frisch gebackenem Brot , deren Duft die Halle erfüllt. Am Stand des Vier-Türme-Verlags drängen sich die Menschen an die Büchertische, die Klostergoldschmiede zieht mit ihren außergewöhnlichen Schmuckstücken die Besucher an.

Auf dem Gelände des Fair-Handels ist man schon seit Samstag im Einsatz. 23 Aussteller präsentieren dort ihre Produkte. Fußbälle, Schmuck, Taschen, Kleidung – und dann noch das Sortiment des Fair-Handels. „Ich muss jetzt mit Karte bezahlen, so viel habe ich hinten gefunden. Ihr macht mich arm“, sagt eine Besucherin lachend in der Buchhandlung. Wer nicht in Shoppinglaune ist, kann sich Aufführungen der Voltigiergruppe ansehen oder sich mit der Rikscha über das Klostergelände fahren lassen. Oder Einblicke in die Arbeit des Vier-Türme-Verlags bekommen, das Energieprojekt der Abtei kennenlernen und sich von Benediktinerpater Meinrad Dufner durch die Ausstellung „Gebautes Evangelium“ führen lassen. „Man weiß gar nicht, was man alles machen soll“, meint ein Besucher.

Pater Welling gibt Einblicke in „China damals und heute“. Dort ist die Situation besonders für Katholiken nicht einfach. Es gebe eine staatstreue Kirche und eine Untergrundkirche. Der Staat wolle alles regulieren, Religionsgesetze verschärften die Lage. „Wer Räume ohne Erlaubnis für religiöse Zwecke gebraucht, wird bestraft“, erklärt Welling. Das könne bis zu 30.000 Euro kosten. Wenn ein Priester der Untergrundkirche eine Messe feiere, koste das 1300 Euro. Stetige Überwachung, hohe Strafen, Angst – die Herausforderungen für die chinesischen Katholiken seien immens. Doch genau deshalb hat Welling einen Wunsch: „Wenn Sie in China sind, gehen Sie bitte, bitte in die Kirchen hinein.“ Man könne gar nicht genug auf die Menschen dort aufmerksam machen.

Das will auch das Podium, das von BR-Journalist Jürgen Gläser moderiert wird. Den Blick aus Deutschland geben Katharina Wenzel-Teuber vom China-Zentrum und Dr. Michael Leibold vom Lehrstuhl für Kulturgeschichte Ostasiens der Universität Würzburg. Einer, der in dieser Situation lebt, ist Pater Norbert Du. Als er nach der Zugehörigkeit zu staatstreuer oder im Untergrund wirkender Kirche gefragt wird, antwortet er: „Ich bin Benediktiner.“

Die Lage der Christen in China bleibt angespannt – auch, wenn der Vatikan vor Kurzem ein Abkommen mit der chinesischen Regierung geschlossen hat. Bei allen Diskussionen – auch in Deutschland – ist Vorsicht geboten. Eine Ahnung, wie prekär die Umstände in China sind, haben die Besucher an diesem Tag bekommen. Umso wichtiger, dass dieses Land Thema am Weltmissionssonntag war, meint Missionsprokurator Benediktinerpater Noach Heckel. Wie lohnenswert der Blick in den Osten war, zeigen die Reaktionen noch am selben Abend. „Ein schöner interessanter Tag“, schreibt etwa eine Besucherin. Am 20. Oktober 2019 findet der nächste Weltmissionssonntag statt – das Gastland ist allerdings noch unbekannt.

Stichwort: Weltmissionssonntag in Münsterschwarzach

Der Weltmissionssonntag hat in der Abtei Münsterschwarzach eine langjährige Tradition. Immer eine Woche vor dem offiziellen Sonntag der Weltmission rückt die Abtei ein ausgewähltes Land in den Fokus, um über die dortige Situation der Katholiken und die Missionsarbeit zu informieren. In vier Kontinenten sind die Missionsbenediktiner von Sankt Ottilien, die Kongregation, zu der die Abtei Münsterschwarzach gehört, mit 55 Klöstern tätig. Einige der Münsterschwarzacher Mönche leben dauerhaft in ausländischen Missionsklöstern.

Julia Martin (Kloster Münsterschwarzach)

(4318/1091; E-Mail voraus)

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