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Schenker und Beschenkter

Bischof Dr. Friedhelm Hofmann besucht Würzburger Bahnhofsmission – Weihnachtsgeschichte in der Bahnhofshalle und seelsorgerliche Gespräche

Würzburg (POW) Für ein paar Augenblicke scheint das sonst so geschäftige Treiben in der Würzburger Bahnhofshalle einer besonderen Stille gewichen: Dicht an dicht gedrängt stehen am späten Nachmittag des 20. Dezembers die Menschen und blicken in die Ecke mit dem Riesenfernseher. Bischof Dr. Friedhelm Hofmann trägt dort eine Weihnachtsgeschichte vor. Auf den Stühlen direkt vor dem Rednerpult sitzt ein bunt gemischtes Volk: ein Mann mit Vollbart und Sweatshirt, eine Grauhaarige in Jogginghose mit einem Schoßhund im Karofrack, ein Anzugträger mit Ledertasche und Seidenkrawatte. Daneben flüstert eine junge Mutter ihren zwei Knaben auf dem Schoß etwas ins Ohr.

Einen echten Bischof gibt es am Bahnhof nicht alle Tage zu bestaunen. „Wir haben uns sehr über ihren Wunsch gefreut, der Bahnhofsmission einen Besuch abzustatten“, sagt mit einem besonders glücklich wirkenden Lächeln Michael Lindner-Jung, Leiter der ökumenischen Bahnhofsmission bei der Ankunft des Bischofs. Das Blechbläserensemble der Musikschule Würzburg hat mit weihnachtlichen Liedern bereits für besondere Atmosphäre gesorgt. „Wir wissen alle, dass der Bahnhof etwas Besonderes ist. Hier wird Tag für Tag Abschied genommen, begrüßt, gesucht, gefunden“, attestiert Bischof Hofmann. Er selbst kenne einen Priester, der gerade aus diesem Grund sich oft auf dem Hauptbahnhof aufgehalten habe: „Hier ist ein Punkt, an dem sich viel Leben kristallisiert. Das ist spannend. Was ich uns allen wünsche ist das Gefühl des Angenommenseins. Dafür steht die Bahnhofsmission. Damit zeigen die Kirchen: Wir sind vor Ort, bei den Menschen.“

Konzentriert lauschen die inzwischen rund 200 Zuhörer der Geschichte vom „Fest vor der Flucht“, die der Bischof vorliest. Es ist die Geschichte eines Mädchens, das im Zweiten Weltkrieg kurz vor der Flucht vor der Roten Armee mit seiner Familie und deutschen Soldaten Weihnachten feiert. „Bald wird es mir gehen wie Jesus kurz nach seiner Geburt: Ein Flüchtling, der keinen Ort hat“, endet die Geschichte. „Wir alle sind immer unterwegs. Uns treibt eine tiefe Sehnsucht nach Gott“, erklärt Bischof Hofmann. Gott begebe sich an Weihnachten als Kind in die Dunkelheit der Schöpfung, weil er die Menschen hineinnehmen wolle in sein Licht. „Deswegen nimmt sich die Bahnhofsmission der Menschen in materieller und geistiger Not an.“ Als ihren Beitrag für die Arbeit überreichen Firmlinge aus Theilheim bei Würzburg 203 Euro an Helmut Fries vom neuen Förderverein der Bahnhofsmission Würzburg. Das Geld haben sie am zweiten Advent mit dem Verkauf von Selbstgebackenem gesammelt.

Während Lindner-Jung alle Anwesenden zu warmen Würstchen und Tee einlädt, verteilt der Bischof Weihnachtskarten mit einem geschnitzten Engel. „Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest.“ „Das habe ich für Sie mitgebracht“, sagt eine ältere Zuhörerin und überreicht dem Bischof ein Büchlein. „Fürchte Dich nicht, denn der Herr begleitet Dich auf Deinem Weg“, hat sie ihm als Widmung hineingeschrieben. Mit einem Dankeschön nimmt der sichtlich überraschte Bischof das Geschenk entgegen. Im Aufenthaltsraum der Bahnhofsmission begrüßt er ein gutes Dutzend Menschen: Frauen und Männer, Junge und Ältere. „Och, der ist aber süß“, attestiert er dem jungen Vater mit den ins krause Haar rasierten Linien. „Vier Monate isser alt“, sagt dieser, während der Bischof dem Sprössling mit dem Daumen ein Kreuz auf die Stirn zeichnet.

„Ich find es prima, dass sie so offen auf die Leute zugehen“, gesteht ein Bärtiger dem Bischof. Nach einem Plausch über die koptische und die katholische Kirche bittet er zum Abschluss des Gesprächs noch um den Segen. Eine kleine Schlange hat sich derweil schon vor dem Nebenzimmer gebildet: Vier Menschen möchten die Gelegenheit nutzen, unter vier Augen mit dem Bischof zu sprechen. Es scheint viel zu besprechen zu geben: Rund eine halbe Stunde lang dauern die Unterredungen. „Ich habe meine Antworten bekommen. Das war gut“, erzählt ein Mann Anfang zwanzig Lindner-Jung im Hinausgehen. Zurück im Aufenthaltsraum schüttelt der Bischof noch ein paar Hände, wünscht allen frohe Weihnachten. Den Haupt- und Ehrenamtlichen der Bahnhofsmission sagt er: „Sie leisten großartige Arbeit. Ich danke Ihnen von Herzen für Ihren Einsatz.“

Markus Hauck (POW)

(0106/0003; Telefax voraus)

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