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Schlüssel zu einem revolutionierenden Weltverständnis

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann in der Osternacht am 26. März 2016, im Kiliansdom

Liebe Schwestern und Brüder,

liebe Mitbrüder,

was für eine Nacht!

Diese Osternacht ist wie der geraffte und auf den Punkt gebrachte Weg der Menschheit durch die gesamte Schöpfungsgeschichte auf der Suche nach Leben. Dunkelheit und Licht, Ängste und Hoffnungen, Tod und Leben reichen einander die Hand. Wir alle haben schon im eigenen Leben entsprechende Erfahrungen gemacht. Die alten und immer wieder neuen Fragen lauten: Was ist mein Leben? Warum lebe ich? Sind die wenigen irdischen Lebensjahre alles?

So sehr der einzelne Mensch auch diese Fragen wegzuschieben oder zu unterdrücken versucht – irgendwie lassen sie ihn doch nicht los. Diese Osternacht ist der Schlüssel zu einem revolutionierenden Weltverständnis. Uns ist durch Augen- und Ohrenzeugen übermittelt, dass in der ersten Osternacht Jesus von Nazareth von den Toten auferstanden ist!

Keiner ist bei der Auferstehung selbst dabei gewesen. Auch das leere Grab vermag allein nicht zu überzeugen. Aber die Verkünder der Auferstehung Jesu sind ihm selbst begegnet! Das ist der Schlüssel zum Glaubenkönnen an die Auferstehung Jesu. Ich erwähne nur wenige Begegnungen: Im Abendmahlssaal von Jerusalem am Ostersonntagabend und eine Woche später mit Thomas, dem Zweifler. Maria von Magdala hat am leeren Grab mit dem Auferstandenen selbst gesprochen, die enttäuschten Jünger auf dem Weg nach Emmaus redeten mit ihm ‚mit brennendem Herzen’.

Die Apostel haben mit dem Auferstanden zum Beispiel am See von Genesareth gegessen und getrunken usw. Diese Begegnungen waren auch für die Apostel, die schon in langjähriger Gefolgschaft mit Jesus gelebt hatten, unerwartet und neu.

Haben sie sich die Auferstehung Jesu nur eingebildet? Sind sie Spinner? Religiöse Phantasten, die mit den Realitäten des natürlichen Sterbens und dem weltlich gesehen ‚Scheitern Jesu’ nicht zurechtgekommen sind?

Abgesehen davon, dass die Berichte über die Begegnungen mit dem Auferstandenen von den unterschiedlichsten Leuten stammen und zu ganz unterschiedlichen Zeiten stattfanden - eine Massenpsychose scheidet damit aus - lässt dies auch die Psyche der Apostel nicht zu. Sie waren gestandene Männer, Familienväter, Realisten, die klar denken konnten.

Hätten sie nur in einem Anfall von trotzigem Lebenswillen die Auferstehung Jesu erfunden, dann hätten sie wohl kaum dafür ihr ganzes Leben eingesetzt. Wie viele sind aufgrund dieser Botschaft verfolgt, vertrieben und schließlich sogar umgebracht worden? Alle Apostel - und sicherlich auch eine Reihe von Frauen - waren von den Begegnungen mit dem Auferstandenen so elektrisiert, dass sie gar nicht anders konnten als diese Botschaft, die ja auch die Hoffnung auf unsere eigene Auferstehung einschließt, weiter zu geben. Doch nicht sogleich. Sie brauchten erst die Ermutigung und Befähigung dazu durch den Heiligen Geist. Erst mit dem Pfingstfest wird diese Botschaft öffentlich.

So ist die Osternacht für uns die Nacht aller Nächte. Sie ist der Grund für unsere Hoffnung auf die eigene Auferstehung und damit auf das Weiterleben nach dem Tode. „Tod wo ist dein Sieg, Tod, wo ist dein Stachel?“ dürfen wir seit jener Nacht voll Freude sagen.

Deshalb zünden wir die Osterkerze an, tragen ihr Licht in die dunkle Kirche, damit diese Botschaft aufglüht und die Welt im Innersten erhellt. Deshalb weihen wir in dieser Nacht das Taufwasser, indem – wie heute Nacht der kleine Kilian – viele Menschen auf den Tod und die Auferstehung Jesu hin getauft werden. Deshalb dürfen wir Christen erhobenen Hauptes, aber mit demütigem Sinn unseren Glauben verkünden und leben! Amen.