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Dokumentation

„Schnelle Lösungen bringen selten die erhoffte Abhilfe“

Video-Botschaft von Bischof Dr. Franz Jung zum Pfingstfest 2019

Pfingsten steht vor der Tür – und mit Pfingsten die Frage nach der Erneuerung der Kirche. Für die angekündigten Beratungen im synodalen Prozess sind mir sieben Dinge wichtig, die den sieben Gaben des Heiligen Geistes entsprechen.

Erstens. Die Gabe der Erkenntnis und der Geist der Wahrheit

Jede Erneuerung gelingt nur, wenn man sich der Wahrheit stellt. Eines ist es, die Wahrheit zu erkennen, sie nicht zu verkürzen, sie nicht zurechtzubiegen. Ein anderes ist es, sich der Wahrheit dann auch zu stellen. Der Wahrheit über das, was vorgefallen ist. Der Wahrheit über die Kirche, in der nicht nur Einzelne, sondern auch die Institution versagt hat. Der Geist der Wahrheit möge uns helfen, die Wahrheit zu erkennen und sie auch auszuhalten.

Zweitens. Die Gabe der Stärke und der Geist als Tröster

Jede gute Entscheidung bedarf aber auch eines Klimas der inneren Ruhe. Der Heilige Ignatius weist als großer geistlicher Lehrer darauf hin, dass man in Zeiten der inneren Trostlosigkeit keine weitreichenden Entscheidungen treffen soll. Aufgewühlt und innerlich unruhig lässt man sich nicht selten zu Dingen hinreißen, die bei nüchterner Betrachtung keinen Bestand haben. Der Geist des Trostes schenkt die nötige Ruhe, die es gestattet, in aller Nüchternheit und Ausgewogenheit Entscheidungen vorzubereiten, die dann hoffentlich im Leben Bestand haben.

Drittens. Die Gabe der Einsicht und die Unterscheidung der Geister

In emotional geführten Debatten wünscht man sich oft schnelle Lösungen. Man träumt vom großen Befreiungsschlag, mit dem man sich über Nacht gewissermaßen aller Probleme entledigen könnte. Überdenken der priesterlichen Lebensform, Weihe von Frauen, Neubewertung von Familie und Sexualität. Sicher sind dies alles wichtige Fragen, die sich schon seit längerer Zeit stellen und über die man diskutieren kann. Und es stimmt auch, dass die Institution Kirche den Weg zu Gott nicht verstellen darf.

Aber schnelle Lösungen bringen selten die erhoffte Abhilfe. Denn die viel tiefer liegende Krise der Kirche in Westeuropa liegt in der Gottesfrage begründet. Der Geist der Unterscheidung schenke uns die innere Klarheit, die es braucht, um zu erkennen, was uns Gott wirklich näher bringt und wie wir als Kirche Menschen neu zu Gott führen können.

Viertens. Die Gabe der Weisheit und der Geist, der uns an alles erinnert

Erneuerung kommt aus einem neu bedenken der Quellen der Offenbarung. Der Geist, sagt Jesus, wird euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe und er wird euch in die ganze Wahrheit einführen. Es geht also nicht einfach um pragmatische Lösungen oder um politische Kompromisse. Treue zum Evangelium ist gefragt. Der Geist der Weisheit helfe uns, die Überlieferungen unseres Glaubens neu zu erwägen und neu auszuloten.

Fünftens. Die Gabe des Rates und der Geist, der die Einheit in Vielfalt bewahrt

Der Geist des Rates führt zu einer guten Beratungskultur. Das bedeutet, einander ernst zu nehmen. Die Wahrheit nicht einseitig zu verkürzen. Sich die Zeit zu lassen, die es braucht, um zu guten Entscheidungen zu kommen. Die Geduld, Entscheidungen auch reifen zu lassen und sie nicht zu erzwingen. Und vor allem und in allen Kontroversen die Einheit zu wahren, die Einheit der Kirche in Deutschland und die Einheit mit der Weltkirche. Der Geist des Rates möge helfen, einander zu guten Ratgebern zu werden.

Sechstens. Die Gabe der Frömmigkeit und der Geist der Freude

Gute Entscheidungen sind Entscheidungen, die über einen längeren Zeitraum hin gereift sind. Ihnen haftet am Ende eine gewisse Leichtigkeit an. Es ist die Heiterkeit des Geistes, die zeigt, dass etwas nicht unter Druck und Zwang, sondern nach reiflicher Überlegung entschieden wurde, selbst wenn es der Sache nach um schwerwiegende Dinge geht. Diese innere Freude verleiht dann die Kraft, neu auf dem Weg der Nachfolge des Herrn auszuschreiten. Die Freude des Heiligen Geistes ist sicher die schönste Gabe des Himmels.

Siebtens. Die Gabe der Gottesfurcht und der Geist des Gebetes

Der Geist der Gottesfurcht erinnert uns schließlich daran, dass die Grundlage aller Erneuerung in der Kirche das Gebet ist. Den Geist kann niemand festhalten, er weht, wo er will. Um diesen guten, diesen heiligen Geist muss man immer neu beten. Denn der Geist ist der „Vater der Armen“, wie es in der Pfingstsequenz so wunderbar heißt. Er ist denen verheißen und wird denen geschenkt, die mit leeren und offenen Händen vor Gott stehen, um von ihm Wegweisung, Trost und Kraft erbitten.

Maria, die Mutter der Kirche, hat an Pfingsten mit den Aposteln der Sendung des Geistes entgegengeharrt. Ihre Fürsprache und ihre innere Offenheit sei uns Wegweisung jetzt in diesen bewegten Tagen.