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Schule als „Raum der Geborgenheit“

Bischof Dr. Franz Jung besucht die Sankt-Ursula-Schule in Würzburg – Morgenandacht, Führung und Diskussionen – Bischof Jung: „Danke für Ihr unglaubliches Engagement“

Würzburg (POW) Ein grüner Fingerabdruck beweist es: Bischof Dr. Franz Jung gehört nun zur Schulfamilie. Bei seinem Besuch in der Sankt-Ursula-Schule in Würzburg hinterließ er einen Abdruck seines Zeigefingers auf dem Deck des großen „Schulschiffs“. Die Kreativ-AG hatte das Bild anlässlich des 300. Schuljubiläums gemalt. Der Legende nach soll die heilige Ursula mit ihren Gefährtinnen mit einem Boot nach Rom aufgebrochen sein. Bis zum Schuljahresende sollen alle per Fingerabdruck „an Bord“ geholt werden: Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und das gesamte Personal. Für Bischof Jung war es Teil eines umfangreichen Programms. Bei einer Führung lernte er die Schule kennen, sprach mit Vertretern des Elternbeirats, der Mitarbeitervertretung und der Schulleitung und diskutierte schließlich mit den Klassen- und Stufensprecherinnen über aktuelle kirchliche Themen. Er habe die Sankt-Ursula-Schule als einen „Raum der Geborgenheit“ erlebt, sagte der Bischof. „Danke für das unglaubliche Engagement, dass Sie hier einbringen.“

Zunächst durfte Bischof Jung am Mikrofon im Sekretariat Platz nehmen und die Morgendurchsage machen. „Ich freue mich sehr, diesen Schultag mit Euch zu begehen“, sagte der Bischof und sprach ein Morgengebet. „Ich wünsche uns allen einen gesegneten, frohen und schönen Tag.“ Danach wurde in der Antoniterkirche eine Andacht gefeiert. Seit 300 Jahren gebe es Ursulinen auf diesem Gelände, sagte Schulleiterin Schwester Katharina Merz, Oberin des Ursulinenklosters Würzburg. Doch beim Bombenangriff der Alliierten am 16. März 1945 seien auch die Schule, das Kloster und die Kirche zerstört worden. Merz hielt eine Zeichnung von Wolfgang Lenz in die Höhe, die Details einer Ruine, aber auch Leitern und Geräte für den Wiederaufbau zeigt. Gott schrecke nicht vor den Trümmern des menschlichen Lebens zurück, sagte sie. Er wolle gerade in das Zerbrochene kommen, um zu heilen und wiederherzustellen.

Dazu brauche es Menschen, die wie Maria bereit seien, der menschgewordenen Liebe Gottes Raum zu geben. „Wir sollen jungen Menschen Wissen vermitteln, aber ihnen auch dabei helfen, dass sie sich nach dem Plan Gottes als einmalige Persönlichkeiten entwickeln können“, schlug Merz den Bogen zur Schule. Rechts vom Altarraum standen drei übergroße, in goldglänzende Rettungsdecken gewickelte Skulpturen. In dem Projekt „Verheutigung“ hätten sich Schülerinnen der neunten Klasse mit dem Thema Menschwerdung beschäftigt, erläuterte die Oberin. „Gott legt durch seinen Heilsplan eine Rettungsdecke um uns. Er macht ein Angebot, das uns nicht erdrückt, sondern sich leicht und sanft um den Menschen legt.“ Das Hochfest der Verkündigung Mariens, an dem ein Engel Maria die Geburt Jesu verkündet, sei „ein wunderbarer Tag, um Menschen aufnahmefähig zu machen“, sagte Bischof Jung.

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Im Gespräch mit dem Elternbeirat erfuhr der Bischof, dass den Eltern vor allem die Werte am Herzen liegen, die in der Schule vermittelt werden. „Ich finde es schön, wenn die Kinder noch etwas anderes erleben außer Schule und Lernen“, sagte Mareike Kronewald. Zudem hätten Mädchen, die begabt für Mathematik oder Naturwissenschaften seien, in einer Mädchenschule mehr Raum, sich zu verwirklichen, erfuhr der Bischof. Hervorgehoben wurden auch die großen Schulgottesdienste im Kiliansdom. Die Schulen spielten eine wichtige Rolle im Strategieprozess des Bistums und sollen in Zukunft weiter aufgewertet werden, erklärte Bischof Jung. „Sie sind wichtig für die Zukunft. Aber man muss auch sagen, was realistisch machbar ist.“ Das Bistum trage zum Beispiel die Personalkosten für die Schulpastoral, ergänzte Jürgen Engel, Leitender Schulamtsdirektor im Kirchendienst und Leiter der Abteilung Schule und Hochschule des Bistums.

Ein Punkt sei die fehlende kirchliche Sozialisation, erfuhr der Bischof. Manche Kinder wüssten nicht, wann sie im Gottesdienst sitzen und wann sie stehen sollen. „Es ist wichtig, dass wir unser christliches Profil stärken“, sagte Martina Weth, Lehrerin für Deutsch und Geschichte: „Werte sind wichtig, Bildung ist wichtig, und dass die Mädchen gut aufgehoben sind.“ Das Thema setzte sich im Gespräch mit der Schulleitung fort. Schule sei ein wichtiger Ort, um Kirche präsent zu halten, sagte Norbert Siemer, stellvertretender Leiter des Gymnasiums: „Wo erfahren Menschen heute noch Kirche? Wie kann man noch aus dem Glauben schöpfen, wenn so viel wegbricht?“ Oberin Merz war es wichtig, dass die Schülerinnen wissen: „Hier darf ich Mensch sein, und hier bin ich als Mensch akzeptiert.“ Er sei dankbar für das „unglaubliche Engagement, dass Sie hier einbringen“, sagte Bischof Jung.

Nach den Gesprächen zeigten die Schülersprecherinnen Ella Koch (R8 b), Anna Gersitz (R10 b) und Magdalena Bischof (G11 b) dem Bischof besondere Orte an ihrer Schule. „Hier ist immer ganz viel Leben“, sagte Anna in der Eingangshalle mit den vielen bunten Sitzkissen, dem Kicker und einem Bücherschrank in Form einer knallroten Telefonzelle. Von dort ging es über die Bibliothek in den Zeichensaal. Hier bewunderte Bischof Jung filigrane Papiermodelle von gotischen Kathedralen. Auch in den Gängen blieb er immer wieder stehen, um die an den Wänden ausgestellten Kunstwerke der Schülerinnen genauer zu betrachten. Vom Musiksaal unterm Dach mit den heimeligen Holzbalken – „unser schönster Raum“ – ging es in den Innenhof zum Kräutergarten. Auf der Kreuzbergwallfahrt habe er Arnika als „Wundermittel“ entdeckt, erzählte Bischof Jung.

Wie sieht der Arbeitstag eines Bischofs aus? Welche Pläne hat er für das Bistum? Und warum treten so viele Menschen aus der Kirche aus? Über solche Fragen diskutierte Bischof Jung mit den Klassen- und Stufensprecherinnen. Sein Heimatpfarrer habe ihn damals auf die Idee gebracht, Theologie zu studieren, erzählte Bischof Jung. Er habe seine Entscheidung nie bereut, und seine Eltern hätten ihn unterstützt. „Ich wünsche jedem ein Elternhaus, das hinter dem steht, was man tut.“ Jeder Arbeitstag als Bischof sei anders: Neben der Glaubensverkündigung und seelsorglichen Aufgaben, wie Firmungen und Pfarreibesuchen, gehörten dazu auch administrative Aufgaben. „Wir müssen die Seelsorger von Verwaltungsaufgaben entlasten“, erklärte er den Schülerinnen. „Wir versuchen, die Gläubigen zu motivieren, Verantwortung in ihren Gemeinden wahrzunehmen.“ Als Beispiel nannte er die Ausbildung zum ehrenamtlichen Begräbnisleiter.

Der Glaube „lebt von der Regelmäßigkeit“, betonte Bischof Jung. „Was ich nicht praktiziere, geht verloren, das ist nicht nur im Glaubensleben so.“ Viele Menschen hätten über die Jahre die Bindung zur Kirche verloren. Er erlebe „zum Glück“ auch Menschen, die wieder zurückkehrten. Wichtig seien nach seinen Worten Gemeinschaftserlebnisse wie der Weltjugendtag oder die Ministrantenwallfahrt nach Rom. Die Schülerinnen stellten zudem die Frage nach dem Diakonat der Frau. Das sei eine „spannende Diskussion“, die geführt werden müsse, antwortete der Bischof.

Zum Abschluss wollte der Bischof von den Schülerinnen wissen, was ihre Schule besonders mache. Die mussten nicht lange überlegen: „Man wird wertgeschätzt.“ „Es ist ein schönes Miteinander.“ „Unsere Schule hat eine Geschichte.“ Ein Mädchen erklärte: „Es ist schön, dass die heilige Angela (die Ordensgründerin) dafür gekämpft hat, dass Mädchen lernen können.“

sti (POW)

(1525/0353; E-Mail voraus)

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