Würzburg (POW) Seine Hefte mit meditativen Texten zur Fastenzeit und zum Advent sind bundesweit bekannt: Am Montag, 25. August, wird Domvikar Paul Weismantel, Spiritual des Würzburger Priesterseminars, Ordensreferent des Bistums Würzburg sowie Geistlicher Leiter der Exerzitienhauses Himmelspforten in Würzburg, 70 Jahre alt. Weil Bischof Dr. Franz Jung den eingereichten altersbedingten Rücktritt nicht angenommen hat, bleibt Weismantel ein weiteres Jahr aktiv im Dienst.
„Den Priesterberuf hatte ich schon seit früher Kindheit im Herzen“, erzählt der gebürtige Fellener. Als drittes von vier Kindern – er hat eine Schwester und zwei Brüder – wuchs Weismantel in der Spessartgemeinde auf. „Mein Vater war Arbeiter, wir waren einfache Leut' und konnten uns kein Auto leisten.“ Äußerlich klein und schmächtig, wurde der wissbegierige Bub nach der Grundschule nach Würzburg zu den Claretinern ins Internat geschickt. „Im Fledermaushaus, dem heutigen Paulus-Haus in der Sanderau, waren wir nur eine überschaubare Gruppe von Schülern.“ Die Zeit dort bezeichnet er als harte Schule. „Jeden Tag heilige Messe, Schweige- und Gebetszeiten, täglicher Rosenkranz und kaltes Wasser im Waschraum“, sind ihm im Gedächtnis geblieben.
Am Wirsberg-Gymnasium erwarb Weismantel 1975 das Abitur und trat im Anschluss in die Gemeinschaft der Claretiner ein. Zum Theologiestudium ging er an die von den Jesuiten getragene Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen nach Frankfurt am Main. Am 12. September 1981 spendete Weihbischof Alfons Kempf ihm in der Seminarkirche Sankt Michael in Würzburg die Priesterweihe. „Er hatte mich Jahre zuvor auch gefirmt“, sagt Weismantel. Nach einem Pastoraljahr bei den Pallottinern in Friedberg absolvierte er im Anschluss eine Jugendpastoralausbildung bei den Salesianern in Benediktbeuern. 1983 wurde Weismantel dann Jugendpfarrer auf dem Dreifaltigkeitsberg in Spaichingen, bis 1985 absolvierte er zusätzlich eine Ausbildung in Supervision und Seelsorge in Stuttgart. 1985 legte er in Friedberg das Pfarrexamen ab.
1988 verließ Weismantel die Claretiner. „Dass ich zum Bistum Würzburg wechseln konnte, verdanke ich der Unterstützung durch Bischof Dr. Paul-Werner Scheele.“ Der damalige Generalvikar Heribert Brander hatte bereits eine Idee, wo er den jungen Geistlichen einsetzen könnte. „Er hat mich am Telefon gefragt: Können Sie eigentlich Englisch?“ So wurde Weismantel nach Wildflecken geschickt, wo damals noch viele US-amerikanische Soldaten stationiert und eine zweisprachige Trauung keine Seltenheit war. 1990 wurde Weismantel zusätzlich Jugendseelsorger des Dekanats Hammelburg, Landjugendseelsorger für den Landkreis Bad Kissingen, Caritaspfarrer für das Dekanat Hammelburg und Präses des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) für den Landkreis Bad Kissingen. „In der Jugendarbeit war ich immer sehr gerne und mit viel Herzblut engagiert. Sie hält ja auch jung“, sagt er.
1991 wurde der Geistliche in das Bistum Würzburg inkardiniert und Leiter der Diözesanstelle Berufe der Kirche. „Diese Stelle wurde nach und nach weiter ausgebaut zum Referat ‚Geistliches Leben‘ mit den Schwerpunkten Berufungspastoral, Geistliche Begleitung, Exerzitienarbeit, Besinnung und Personalseelsorge.“Gleichzeitig übernahm er einen Seelsorgeauftrag für die Filiale Duttenbrunn der Pfarrei Stadelhofen. Bereits 1992 wurde Weismantel Domvikar. Ab 1994 gehörte er zudem viele Jahre dem Priesterrat des Bistums Würzburg an und war Vertreter des Priesterrats in der Arbeitsgemeinschaft der Priesterräte der Diözesen der Bundesrepublik Deutschland.
Von 2002 bis 2023 leitete Weismantel das Referat „Geistliches Leben“. Mit halber Stelle übernahm er 2008 darüber hinaus die Aufgabe des Spirituals am Priesterseminar und wurde deshalb vom Seelsorgsauftrag für Duttenbrunn entpflichtet. 2015 übernahm er auch die Aufgabe des Mentors für die Virgines Consecratae in der Diözese Würzburg. Von 1991 bis 2022 arbeitete er als Supervisor in der Arbeitsgemeinschaft Supervision/Coaching mit. 2022 wurde Weismantel für die Dauer von vier Jahren zusätzlich päpstlicher Assistent des Instituts der Elisabethinerinnen in Bad Kissingen. Seit 2023 ist er darüber hinaus Ordensreferent. „Insgesamt sind geistliche Begleitung, Exerzitien und Besinnungstage mein inhaltlicher Schwerpunkt. Ich habe viele spannende und interessante Kontakte zu Menschen in sehr verschiedenen Lebens- und Glaubenssituationen“, erklärt Weismantel. Bei ihren Fragen und ihrem Suchen sei er als Seelsorger auch oft Beichtvater. Regelmäßige Gespräche in der geistlichen Begleitung erstreckten sich oft über einen längeren Zeitraum von mehreren Jahren.
Aus den kleinen Anfängen des ersten Adventskalenders mit kurzen Glaubenstexten, den er 1988 in Wildflecken erstmals auflegte, ist mittlerweile eine echte Institution geworden. „Die erste Auflage von 500 Stück ging in der Woche vorm Christkönigssonntag in Bischofsheim in den Druck.“ Heute werden etwa 60.000 Exemplare gedruckt. „Einen Fastenkalender schreibe ich seit etwa 15 Jahren, davon werden rund 25.000 Stück gedruckt.“ Regelmäßig verfasst Weismantel zudem Beiträge für das Würzburger katholische Sonntagsblatt und die Predigtzeitschrift „Dienst am Wort“. Als Liturge wird er nach eigenem Bekunden häufig angefragt für Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen oder Jubiläen. Mit manchen vorgefertigten Gebeten und Fürbitten könne er nicht viel anfangen, wenn sie abgedroschen und blutleer sind, „weil das Leben darin nicht zur Sprache gebracht wird“. Eine lebendige und verständliche, einfühlsame und „bewohnbare“, charmante und humorvolle Sprache in der Verkündigung der Frohen Botschaft und Liturgie ist ihm ein großes Anliegen. Gleichzeitig sei es wichtig, beim freieren Gestalten von Gottesdiensten „nicht ins Schwafeln zu kommen“. An Sonn- und Feiertagen ist er sehr gerne zu Aushilfen im Bistum unterwegs, wo Not am Mann ist, um vor Ort mit den Menschen ihren Glauben zu teilen und zu feiern. „Auch schon früh um 8 Uhr auf der Vogelsburg oder im Würzburger Gefängnis.“ Seit Beginn des Ukrainekrieges schreibt Weismantel jeden Monat ein neues Friedensgebet, das von vielen Leuten dankbar aufgegriffen und verwendet werde, was ihn sehr freue.
Seine Tätigkeit als Ordensreferent des Bistums Würzburg, Geistlicher Leiter der Exerzitienhauses Würzburg und Spiritual des Würzburger Priesterseminars geht ab September ein Jahr in Verlängerung. „Wenn im Oktober Weihbischof Paul Reder die Leitung im Priesterseminar übernimmt, ist das dann der vierte Regens, mit dem ich zusammenarbeite.“ Wenn dann wirklich für ihn der Ruhestand kommt, möchte Weismantel sich mehr Zeit für seine Hobbys nehmen: fürs Lesen von Lyrik, theologischer Literatur und zeitgenössischen Romanen. Für das Reisen („Ich mag Berge ebenso wie das Meer und Städte mit ihrer Kultur“). Zur Pflege von Freundschaften, zum Kochen bei Einladungen für gute Gastfreundschaft und für viele schöne und interessante Dinge, wie zum Beispiel die Blumen auf dem heimischen Balkon. Für Ausstellungen, Theater, Konzerte und Kino sowie „Muse, Musik und Gesang“. Vor allem will er freie Zeit haben, um weiterhin beim Schreiben zu bleiben.
mh (POW)
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