Aschaffenburg/Würzburg (POW) Damit hatte das Brautpaar nicht gerechnet: Als der Hochzeitswagen neben dem Aschaffenburger Standesamt hielt und das Paar ausstieg, ertönte der spontan von 1000 Stimmen gesungene Kanon „Viel Glück und viel Segen“. Das unbezahlbare Hochzeitsgeschenk hatte sich ergeben, weil das Standesamt in Aschaffenburg direkt am Stiftsplatz liegt und sich dort gerade Teilnehmer des Chorfestivals 2011 der Pueri Cantores versammelt hatten, um ihr Friedensgebet zu singen und zu feiern.
Im Rahmen des fünftägigen Treffens in Würzburg war der Freitag, 15. Juli, der Ausflugstag, an dem sich die Kinder und Jugendlichen über die ganze Diözese Würzburg verteilten. Die Knabenchöre waren von der Bischofsstadt nach Miltenberg aufgebrochen, die Kinderchöre besuchten Münnerstadt und Karlstadt und die Mädchenchöre Kitzingen und Ochsenfurt. Nach Aschaffenburg war mit den Jugendchören die zahlenmäßig größte Gruppe gekommen. Oberbürgermeister Klaus Herzog begrüßte die Jugendlichen herzlich und wies darauf hin, dass 143 verschiedene Nationen in der Stadt am Untermain friedlich zusammenlebten. Das war ein guter Auftakt für das Friedensgebet, dem Stiftspfarrer Martin Heim vorstand und das von den Chören unter der Leitung von Matthias Balzer, Präsident des Bundesverbands der Pueri Cantores, musikalisch gestaltet wurde. Heim zeigte sich bewegt von dem Bild des harmonischen Miteinanders, dass die vielen jungen Menschen ausstrahlten. „Ihr seid ansteckend und bewegend, ihr seid junge Kirche, die immer wieder dazu aufruft, das gemeinsame Lied des Friedens zu singen“, sagte der Stiftspfarrer in seiner Predigt.
Nicht nur das Brautpaar wurde an diesem Tag von den Sängerinnen und Sängern überrascht. Als die Jugendlichen nach dem Friedensgebet in kleinen Gruppen in der Stadt ausschwärmten, blieben sie weiterhin hörbar. Ein leicht irritiertes „Da singen ja welche!“ war immer wieder von Passanten in der Fußgängerzone zu hören, wenn sie auf Gruppen von Jugendlichen trafen, die einfach mal so ein Liedchen anstimmten. Genau das machte diesen Freitag in der Aschaffenburger Innenstadt zu etwas Besonderen, die gute Stimmung der jungen Leute übertrug sich auf alle, die in ihre Nähe kamen. „Man kann hier spüren, dass Kirche jung und lebendig sein kann“, sagte ein sichtbar begeisterter Andreas Unterguggenberger, Stiftskantor und Vorsitzender des Diözesanverbands Würzburg der Pueri Cantores. Er hatte mit 50 Helfern das Programm des Tages in Aschaffenburg organisiert. Und das hatte noch einiges zu bieten.
Zunächst wurden im Martinushaus nach und nach alle Teilnehmer verköstigt. In verschiedenen Gruppen konnten sie dann zum Beispiel an Stadtführungen teilnehmen. Auf dem Stiftsplatz gaben drei Chöre Kurzkonzerte, diesmal auch mit weltlichem Liedgut. Da war unter anderem „Jetzt ist Sommer“ von den Wise Guys, „Dancing Queen“ von Abba oder „Ein Kompliment“ von den Sportfreunden Stiller zu hören. Schon bei diesen Konzerten wurde kräftig zur Musik mitgewippt und mitgeklatscht. Doch es kam noch besser: Mit Personaltrainer Stefan Grossmann ließen sich gut 250 Teilnehmer zum Tanzen animieren. Bei kräftigen HipHop- und Discobeats wurden die Arme und Beine geschwungen. Das sah nicht nur gut aus, es machte Spaß und war auch noch gesund.
Auch auf den Main-Wiesen floss der Schweiß. Dort war ein Menschen-Kicker-Turnier angesagt. 31 Mannschaften hatten sich gemeldet. Sie trafen in 29 Spielen zu jeweils sechs Minuten aufeinander. Am Ende stand der Jugendchor Sankt Oswald aus Buchen auf dem Siegertreppchen, dicht gefolgt vom Jugendkathedralchor aus Fulda. Manche nutzten das schöne Wetter auch, um einfach ein wenig auf der Wiese auszuspannen und die Schiffe auf dem Main zu beobachten.
Gegen Abend trafen sich die Jugendlichen alle auf dem Aschaffenburger Volksfestplatz beim Fest „Brüderschaft der Völker“ wieder. Diese Veranstaltung gibt es bereits seit 28 Jahren. Sie will die Möglichkeit geben, dass Menschen aller Nationen zusammenkommen und sich begegnen. Dieses Mal wurde sie durch den Besuch der über 1000 jungen Chorsänger aus der ganzen Bundesrepublik bereichert. Unter der Leitung von Andreas Unterguggenberger gestalteten die Jugendlichen auch einen Teil des Bühnenprogramms mit der Aufführung der „Little Jazz-Mess“ von Bob Chilcott. Danach ging es nach einem langen Tag voller Musik und Spaß zurück nach Würzburg, wo das Bundestreffen seinen Abschluss findet.
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