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„Sehr aktive Großgemeinden“

Interview mit Dekan Uwe Nimbler zur Situation im Dekanat Aschaffenburg-West angesichts der Errichtung der Pfarreiengemeinschaften

Großostheim (POW) Das Dekanat Aschaffenburg-West zählt rund 31.000 Katholiken und liegt ganz im Westen der Diözese Würzburg. Zehn Pfarreien und zwei Filialen gehören zu dem Seelsorgebezirk an der Grenze zum Bistum Mainz. Bis 2010 sollen drei Pfarreiengemeinschaften errichtet werden. Drei Großpfarreien bleiben als eigene Einheiten bestehen. In folgendem Interview spricht Dekan Uwe Nimbler (Großostheim) über den aktuellen Stand der Errichtung von Pfarreiengemeinschaften im Dekanat Aschaffenburg-West, über Vorteile von Großpfarreien und über Probleme bei einer langen Vakanz.

POW: Wie würden Sie den aktuellen Stand des Prozesses der Errichtung von Pfarreiengemeinschaften im Dekanat Aschaffenburg-West umschreiben?

Dekan Uwe Nimbler: In unserem Dekanat sind drei Pfarreiengemeinschaften geplant. Die Pfarreiengemeinschaft Großostheim wurde offiziell im Februar 2007 errichtet, besteht aber de facto schon seit zirka 30 Jahren. Die künftige Pfarreiengemeinschaft aus den Orten Pflaumheim, Wenigumstadt und Ringheim ist schon länger vakant. Alle drei Pfarreien hatten zuvor eigene Pfarrer. Und in Johannesberg und Glattbach, der dritten Pfarreiengemeinschaft, gibt es gegenwärtig noch eigene Pfarrer.

POW: Wo liegen die besonderen Probleme, wo die besonderen Chancen in Ihrem Dekanat?

Nimbler: Die überwiegend großen Pfarrgemeinden unseres Dekanats sind allesamt sehr aktiv, mit einem reichhaltigen Angebot und vielen Aktionen, die auch über den Bereich der eigenen Pfarrei hinausblicken. Die Versorgung mit Messfeiern und Gottesdiensten ist bedingt durch die Größe weniger ein Problem als in ländlichen Regionen mit vielen kleinen Dörfern. Da allerdings unsere Gemeinden sehr engagiert und aktiv sind, sind die Kräfte der Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen an einem Limit angelangt, das nur noch wenig Spielraum lässt.

POW: Das Dekanat Aschaffenburg-West ist stark von der Nähe zur Stadt Aschaffenburg bestimmt. Gibt es eigentlich ein Dekanatsbewusstsein? Wo erleben die Menschen das Dekanat?

Nimbler: Für uns Hauptamtliche und unseren Dekanatsrat ist das Dekanat natürlich eine reale Größe. In den Gemeinden mag dies etwas anders aussehen. Ehrenamtlich Engagierte sind mit der Arbeit in der Gemeinde ausgelastet. Für große Einsätze auf Dekanatsebene fehlen oft die Zeit und die Kraft. Eigene Angebote auf Dekanatsebene sind kaum nötig. Durch die Nähe des Martinushauses in Aschaffenburg und dem Bildungshaus in Schmerlenbach werden viele überörtliche Bereiche bestens abgedeckt. Der Dekanatsrat versteht sich eher als ein Austausch- und Verbindungsgremium zwischen den einzelnen Gemeinden. Den meisten Gemeindemitgliedern ist wohl das Dekanat, auch bedingt durch die Größe der eigenen Pfarrei, kaum bewusst.

POW: Das Besondere am Dekanat sind große Pfarreien, die auch künftig als Einzelpfarreien bestehen bleiben. Worin wird sich die Seelsorge in diesen Großpfarreien von der Seelsorge in den künftigen Pfarreiengemeinschaften unterscheiden?

Nimbler: Der Vorteil der Großpfarreien ist, dass die Gottesdienstversorgung und vieles andere als eine Einheit existiert. In den Pfarreiengemeinschaften muss vieles erst zusammengeführt, geklärt und geregelt werden. Und das ist oft ein schwerer Weg. Man darf auch nicht vergessen: Auch die Pfarreien in den drei Pfarreiengemeinschaften sind im Vergleich zum Bistumsdurchschnitt schon größere Einheiten.

POW: Die Pfarreien Pflaumheim, Ringheim und Wenigumstadt warten schon lange auf einen Pfarrer. Welche Folgen hat eine solch lange Vakanz für die betroffenen Pfarreien?

Nimbler: Diese ungeklärte Situation ist frustrierend und nervenaufreibend, in erster Linie für die betroffenen Gemeinden, aber auch für die Hauptamtlichen im Dekanat. Befürchtungen für die Zukunft und verletzte Gefühle sind daher verständlich. Eine Vakanz bedeutet in der Regel Stillstand. Ein Fortschritt ist fast nicht möglich, wenn personelle Fragen nicht geklärt werden.

POW: Wird das Dekanat künftig eigenständig bleiben oder gibt es Überlegungen einer Fusion mit benachbarten Dekanaten?

 

Nimbler: Hierzu gibt es momentan keine Überlegungen. Natürlich ist die Frage, wie ein Dekanat bestehend aus drei Pfarreien und drei Pfarreiengemeinschaften existieren kann. Doch stellt sich für mich generell das Problem, wie das Dekanatsmodell in vielen Gegenden unseres Bistums in Zukunft Bestand haben kann – bei immer größer werdenden Pfarreiengemeinschaften. Denn, wenn wir ehrlich sind, ist die Planung 2010 erst der Anfang dieser Entwicklung. Ein Umkehrtrend ist nicht in Sicht.

POW: Was möchten Sie am ersten Fastensonntag 2010 mit Blick auf das Dekanat Aschaffenburg-West sagen können?

Nimbler: Bis dorthin werden die beiden verbleibenden Pfarreiengemeinschaften offiziell errichtet sein. Mein Wunsch wäre jedoch, dass diese Gemeinschaft nicht nur ein Akt auf dem Papier wird, sondern ein echtes Miteinander. Und dies ist der schwierigere Teil des Ganzen.

(4807/1610)