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„Sonntagnachmittag ist die Einsamkeit oft am schlimmsten“

Dekanat Ochsenfurt und Katholische Landvolkbewegung organisieren gemeinsam „Angebote für trauernde Menschen“ – Gottesdienste, Wanderungen, Trauercafé und Vorträge – Träger des „Würzburger Bonifatiuspreis“ 2013

Ochsenfurt (POW) Im Monat November besuchen die Menschen traditionell die Gräber ihrer Verstorbenen, zünden Kerzen an und erinnern sich. Doch im Alltag bleiben Menschen mit ihrer Trauer oft allein. Vor allem im ländlichen Raum gibt es kaum Angebote für trauernde Menschen. Das stellte auch Barbara Düchs, Diözesanvorsitzende der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) Würzburg, nach einem plötzlichen Todesfall in der eigenen Familie fest. „Ich selbst fühlte mich bei Freunden und der eigenen Familie gut aufgehoben. Aber ich habe gleichzeitig erlebt, dass Trauernde kaum angesprochen werden, auch nicht von Seiten der Pfarrgemeinde.“

Die gleiche Erfahrung hatten Pastoralreferent Burkard Fleckenstein und Angelika Haaf, KLB-Bildungsreferentin, gemacht. Gemeinsam beschlossen sie, das zu ändern: So entstanden vor rund fünf Jahren die „Angebote für trauernde Menschen“ im Dekanat Ochsenfurt, eine Kooperation des Dekanats Ochsenfurt und der Katholischen Landvolkbewegung Würzburg. Für ihr Engagement wurden die Organisatoren in diesem Jahr mit dem „Würzburger Bonifatiuspreis“ des Bonifatiuswerks Würzburg ausgezeichnet.

Gleich zur ersten Veranstaltung im März 2009, einem Gottesdienst mit dem Thema „Mit leeren Händen“, kamen fast 70 Menschen, Männer und Frauen jeden Alters, auch einige Jugendliche. Die Teilnehmer wurden an der Kirchentür begrüßt, konnten ein Licht für den Verstorbenen entzünden und vor allem so sein, wie sie sich gerade fühlten – egal ob traurig oder verzweifelt, zornig oder hoffnungsvoll. „Wichtig war uns viel Stille, in der die Menschen so sein dürfen, wie es ihnen gerade zumute ist“, betonen Fleckenstein und Haaf. Deshalb wurden auch nur zwei gemeinsame Lieder gesungen, ansonsten bildeten Orgel und Saxophon den musikalischen Rahmen. Das Konzept kam an. „So etwas müsste es viel öfter geben“, sagten viele im Anschluss an den Gottesdienst und die Begegnung im Pfarrheim, oder auch: „Ich konnte mit all meinen Gedanken und Gefühlen einfach da sein.“

Mittlerweile füllen die Angebote einen ganzen Flyer. Zwei bis drei Gottesdienste werden jährlich angeboten, außerdem Wanderungen und ein Trauercafé. Vortrags- und Gesprächsabende befassen sich mit Themen wie beispielsweise „Mit der Trauer leben“ oder „Abschieds-, Bestattungs- und Trauerkultur im Wandel“. „Wir wollen bewusst keine Trauergruppe anbieten, sondern niederschwellige Angebote, bei denen sich die Menschen nicht gleich für mehrere Termine binden müssen“, erklärt Fleckenstein. Mit den unterschiedlichen Angeboten sollen zudem möglichst viele Menschen erreicht werden. Zum Trauerwandern zum Beispiel kommen auch immer wieder Männer, während beim Trauercafé überwiegend Frauen zu finden sind. „Am Sonntagnachmittag ist gerade für verwitwete Frauen die Einsamkeit oft am schlimmsten“, ist die Erfahrung von Angelika Haaf. Beim Trauercafé können sie über ihren Verlust sprechen, selbst, wenn dieser schon Jahre zurückliegt. Sie können zusammen weinen, aber auch lachen – oder einfach dasitzen und schweigen, wenn ihnen danach zumute ist.

Denn selbst bei Verwandten und Freunden ist die Scheu oft groß, einen Trauernden anzusprechen. „Die Leute wissen nicht, wie sie mit uns umgehen sollen, und selbst mag man auch nicht einfach jemanden ansprechen“, beschreibt es beim Trauercafé eine Frau, deren Mann gestorben ist. Dabei bedürfe es keiner großen Gesten. „Man muss gar nicht viel sagen, einfach nur mal in den Arm nehmen und drücken“, sagt ihre Sitznachbarin. Oder zum Stift greifen und ein paar mitfühlende Worte schreiben: „Manche Bekannte hat man 20 Jahre nicht mehr gesehen, und dann schreiben sie so schöne Worte.“ Auf jeden Fall müsse man aktiv auf Trauernde zugehen, ist die Erfahrung von Fleckenstein: „Trauernde haben oft nicht die Kraft, um sich zu melden. Hingehen, einfach klingeln, und dann vor allem zuhören.“ „Trauern braucht Zeit, und Modelle, die das Trauern in unterschiedliche Phasen unterteilen, sind allenfalls eine Orientierung“, sagt Haaf. „Trauer ist wie eine Spirale. Man bewegt sich, die Kreise werden mit der Zeit größer, aber das Zentrum bleibt bestehen.“

Ursprünglich für die Region Ochsenfurt konzipiert, sind die „Angebote für trauernde Menschen“ längst über die Dekanatsgrenzen hinweg bekannt. Auch aus dem benachbarten, überwiegend evangelischen Mittelfranken kommen Menschen zu den Veranstaltungen, weiß Fleckenstein. Ein Mann sei aus der Region Mergentheim angefahren – sein Hausarzt hatte ihm die Angebote empfohlen. „Wir sind offen für jeden, egal welcher Konfession und aus welchem Ort“, betont Fleckenstein. Und egal, wie lange man schon um einen geliebten Menschen trauert, sagt Haaf: „Manchmal rufen Menschen an und sagen: Es war schon vor zehn Jahren, aber darf ich trotzdem kommen?“

Es gibt noch viele Ideen, die sie umsetzen wollen. So bietet Fleckenstein, der auch Ehe-, Familien- und Lebensberater ist, seit diesem Jahr beispielsweise Einzelgespräche zur Trauerbegleitung an, die zunehmend angefragt werden. Und im kommenden Jahr wird es eine Trauerwanderung speziell für Männer geben. Denn Männer trauern anders als Frauen, weiß Fleckenstein: Viele ziehen sich zurück, andere stürzen sich dagegen in Aktivitäten. „Wir hoffen, dass wir mit dieser Wanderung auch die Männer erreichen.“

Der nächste Gottesdienst für Trauernde findet am Sonntag, 24. November, um 18 Uhr in der Stadtpfarrkirche in Aub statt. Er ist überschrieben mit „… erinnern wir uns an sie“.

Weitere Informationen und Kontakt: Diözesanstelle der KLB Würzburg, Ottostraße 1, 97070 Würzburg, Telefon 0931/38663721, Fax 0931/38663729, E-Mail klb@bistum-wuerzburg.de, sowie Burkard Fleckenstein, Telefon 09335/997344 oder 1778, E-Mail bfleckenstein57@gmx.de.

sti (POW)

(4413/1110; E-Mail voraus)

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