Aschaffenburg (POW) Sieben Jahre nach seiner Berliner Premiere findet im Mai der 2. Ökumenische Kirchentag (ÖKT) in München statt. Auch in der Diözese Würzburg gibt es viele Projekte, die sich der Ökumene verschrieben haben. Eines davon ist „Heilands ökumenischer Kirchenladen“ in Aschaffenburg. Neben seelsorgerlichen Gesprächen werden dort religiöse Bücher, CDs oder Kalender angeboten. Darüber hinaus besteht die bayernweit einzigartige Gelegenheit, den Wiedereintritt in die evangelische oder katholische Kirche in die Wege zu leiten. Zudem ist der Heilandsladen Mitglied im bundesweiten Netzwerk Citykirchenprojekte, das mit einem Stand auf dem ÖKT vertreten ist.
„Der Laden soll Kirche ansprechbar machen und ihr mitten in der Stadt ein Gesicht geben“, erläutert Peter Kolb, evangelischer Pfarrer für Öffentlichkeitsarbeit und Erwachsenenbildung im Dekanat Aschaffenburg, die Zielsetzung des Projekts. Mit den offenen Türen und Schaufenstern werde den Menschen der Kontakt zur Kirche auf einfachste Weise ermöglicht. Kolb leitet den Kirchenladen zusammen mit der katholischen Gemeindereferentin Eva Meder-Thünemann. „Die gemeinsame Sorge um die Menschen und der Wunsch, sie auch wieder zu begeistern, eint beide Konfessionen“, sagt Meder-Thünemann.
Heilands ökumenischen Kirchenladen gibt es seit April 2009. Er ist am Rossmarkt mitten in der Aschaffenburger Fußgängerzone angesiedelt und bietet mit insgesamt rund 140 Quadratmetern in Erd- und Untergeschoss ein relativ großzügiges Platzangebot. Der Name des Ladens hat nicht nur einen theologischen Ursprung, sondern ist auch eine Anspielung auf die Heylands-Brauerei, die früher an gleicher Stelle stand. Die Trägerschaft haben das katholische Stadtdekanat und das evangelische Dekanat Aschaffenburg inne.
„Der Kirchenladen hat für die Anliegen von Menschen ein offenes Ohr“, betont Pfarrer Kolb. Durch seine niederschwellige Konzeption biete er sich zum Erstkontakt bei verschiedenen Problemen an. Je nach Anliegen könne man den Kontakt zu geeigneten Ansprechpartnern und Beratungsstellen bei Caritas, Diakonie oder Hospizgruppen herstellen. Die Ratsuchenden, die in den Laden kommen, beschäftigt überwiegend Armut, Trauer oder Krankheiten, berichtet Meder-Thünemann. „Die Besucher erzählen viel, denn wir sind für alles offen und hören einfach mal zu“, erklärt die Gemeindereferentin. Mit „wir“ meint sie vor allem die rund 40 ehrenamtlichen Mitarbeiter. Egal ob Börsenmakler, Hausfrau oder Rettungssanitäter, ob 18 oder 70 Jahre alt – viele Menschen helfen dort mit. Sie erhalten dafür eine fundierte Ausbildung in Gesprächsführung und Seelsorge.
Mitarbeiterin Heidi Döll hat lange nach einer Einrichtung wie dem ökumenischen Kirchenladen gesucht, wo sie sich sozial engagieren kann. „Ich gehe gerne auf Leute zu, möchte Freude am Leben vermitteln und Menschen in schwierigen Situationen helfen“, sagt sie. Gerne verkauft sie die speziellen Bibelausgaben für beide Konfessionen, die Musikangebote in der Kinderabteilung, die handgefertigten Kruzifixe sowie Rosenkränze und die Bücher von bekannten spirituellen Autoren wie Anselm Grün. Einen „berührenden Moment“ habe sie erlebt, als sie offizielle Zeugin beim Wiedereintritt einer jungen Frau in die evangelische Kirche gewesen sei. Gerade junge Menschen würden sich beispielsweise anlässlich einer Familiengründung wieder nach den Werten und der Geborgenheit der christlichen Kirchen sehnen, berichtet sie von ihren Erfahrungen.
Für Eva Meder-Thünemann ist der Kirchenladen eines der spannendsten ökumenischen Projekte, an denen sie bisher mitgearbeitet habe. Obwohl es „gerade in struktureller Hinsicht“ noch große Unterschiede zwischen beiden Konfessionen gäbe, fühle sie sich von den evangelischen Verantwortungsträgern für den Laden voll akzeptiert. Zudem erhalte man einen tollen Einblick in die jeweils andere Kirche, sei es bei Diskussionen über die Heiligen oder das Kreuzzeichen. „Man lernt ständig dazu“, betont Meder-Thünemann.
Heilands ökumenischer Kirchenladen hat zu folgenden Zeiten geöffnet: Montags von 14 bis 17 Uhr, dienstags von 14 bis 17 Uhr, mittwochs von 10 bis 13 Uhr und von 14 bis 17 Uhr, donnerstags von 14 bis 19 Uhr, freitags von 10 bis 13 Uhr und von 14 bis 17 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr. Zudem steht jeden Dienstag von 15 bis 17 Uhr ein Seelsorger zum Gespräch bereit.
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