Würzburg/Haßfurt (POW) Zeichnungen und Texte des in Nürnberg lebenden Architekturhistorikers Pablo de la Riestra zu Kirchenbauten der Gotik bietet das Buch „Spätgotische Kirchen in Bayern“. Der Papst Benedikt XVI. gewidmete Band aus dem „P + RH Kunstverlag“ zeigt 65 Gotteshäuser aus 51 bayerischen Städten in Wort und Bild, darunter bedeutende Bauten wie die Dome in Augsburg, Eichstätt, Freising, München und Regensburg sowie die Nürnberger Gotteshäuser Sankt Sebald, Sankt Lorenz und die Frauenkirche. Aus Unterfranken werden die Haßfurter Stadtpfarrkirche Sankt Kilian sowie in Würzburg die Deutschhauskirche, die Marienkapelle am Markt und die Pfarrkirche Sankt Burkard vorgestellt.
Das Buch will die Aufmerksamkeit auf die hohe Bedeutung der Gotik in Bayern lenken. Relativiert werden soll damit das allzu einseitige Bild des „barocken Bayerns“, das die Kunstgeschichte des Landes eher in eine bestimmte Richtung dränge, als sie wirklich widerzuspiegeln, heißt es im Vorwort. Fast alle Stadtkerne im Freistaat seien durch großartige Bauten der Spätgotik geprägt – wie die gewaltige Frauenkirche in München. Zu den architekturgeschichtlichen Spitzenleistungen der Zeit überhaupt zählen Bauten unterschiedlicher Regionen wie Sankt Martin und die Spitalkirche in Landshut, die Sebaldus- und die Lorenzkirche in Nürnberg, Sankt Georg in Dinkelsbühl, Sankt Georg in Nördlingen, Liebfrauen in Ingolstadt, Sankt Ulrich in Augsburg und der französisch geprägte Regensburger Dom. Nach 1300 entwickelte sich die Gotik in Bayern explosiv. Interessant sind die im Buch geschilderten Rekorde der Gotik Bayerns. So steht der höchste Backsteinbau der Welt in Landshut, der höchste Turm einer Landkirche in Schildthurn, der größte Zentralbau der Gotik in Ettal und die größte Backsteinkirche der Gotik in München.
Kurze Beschreibungen zu den Kirchen in Unterfranken zeigen die Entstehung der Gotteshäuser und deren Bauweise auf. Die Grundsteinlegung der Haßfurter Pfarrkirche Sankt Kilian erfolgte 1390, der Chor stammt aus den Jahren 1430/1440. „Der überaus klare, geometrisch gekonnte Baukörper mit durchgehend verputzten Flächen ist für die deutsche Gotik charakteristisch“, heißt es über das Gotteshaus. In Würzburg entstand zwischen 1260 und 1320 die Saalkirche der Deutschordenskomturei, ab 1377 die Marienkapelle am Markt und ab 1494 der Ostbau mit Querhaus in Sankt Burkard. Leider fehlt bei der Darstellung des Baus der Marienkapelle der Hinweis auf die Synagoge, die bis zum Pogrom im Jahr 1349 am Ort der späteren Marienkapelle stand. Er ist zwingend notwendig, will man die Baugeschichte der Würzburger Bürgerkirche erläutern.
Spätgotische Kirchen in Bayern. Mit Texten und Zeichnungen von Pablo de la Riestra. 188 Seiten mit zahlreichen Farbabbildungen, 34 Euro. Verlag P + RH Kunstverlag, Pfaffenhofen 2012, ISBN 978-3-943242-06-5. Vertrieb: Büro Wilhelm Verlag, Amberg, www.buero-wilhelm.de/verlag.
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