Schweinfurt (POW) „Ein spannendes Projekt, das Gestalt annimmt“, so skizzieren Gemeindeleiter Diakon Joachim Werb und Kirchenpfleger Ottmar Prell den derzeitigen Stand von „Das neue Sankt Anton“ in der Stadtpfarrei Schweinfurt. Von außen sieht man noch auf eine riesige Baustelle. Ein Bauzaun umgibt das Gelände, dahinter befindet sich ein Gewirr von Gerüsten und Baumaschinen. Doch in der verkleinerten Kirche wird seit Palmsonntag 2019 wieder Gottesdienst gefeiert, und im Haus S – wie Schulen – sind seit November 2019 neben der Kindertagesstätte Sankt Anton auch zwei Gruppen der schulvorbereitenden Einrichtung der Julius-Kardinal-Döpfner-Schule (Caritas) und die Außenstelle der Caritas-Frühförderstelle Gerolzhofen zu finden. Noch Baustelle sind der künftige Eingangsbereich des Zentrums und die beiden Flügelgebäude. Sie sollen bis Weihnachten 2020 bezugsfertig sein. Als letzter Schritt steht 2021 der Innenausbau der Kirche an.
Rund 17 Millionen Euro kostet der gesamte Umbau. Hinter der Baumaßnahme steht eine Eigentümergemeinschaft aus Kirchenstiftung Sankt Anton und Bischöflichem Stuhl zu Würzburg. Mit insgesamt 1,7 Millionen Euro bezuschusst die Diözese Würzburg in diesem Jahr den Umbau der Pfarrkirche sowie des Pfarrheims. Vom befristeten Bau-Moratorium, das zum 1. August 2019 in Kraft trat, sei das Projekt „Das neue Sankt Anton“ nicht betroffen gewesen. „Unsere Baustellen waren so weit fortgeschritten, dass sie aus Würzburg nicht mehr gestoppt werden konnten“, sagt Prell. Rund 90 Prozent der Gewerke seien mittlerweile vergeben. „Wir bewegen uns innerhalb des Budgets.“
Fröhliche Kinderstimmen sind aus dem Innenhof von Haus S zu hören. Kindergartenkinder in bunten Winterjacken belagern die Spielgeräte. „Hier wird Inklusion gelebt“, sagt Prell. Die Kinder seien alle in einem ähnlichen Alter, und die Zusammenarbeit unter den Lehrern funktioniere gut. Um genügend Raum für alle zu bieten, wurde in den ehemaligen Pfarrsaal eine Zwischendecke eingezogen. Auch ein Aufzug ist nun vorhanden. Ganz abgeschlossen sei der Umbau aber noch nicht, sagt Prell. Hier und da seien noch Nachbesserungen nötig, beispielsweise müssen Bodenleisten angebracht und Geländer gestrichen werden. Bis Ostern sollen diese „1001 Kleinigkeiten“ aber erledigt sein.
Ein kleines Abenteuer ist der Rundgang durch den Zentrums-Mittelbau sowie die beiden Flügelgebäude – kurz Haus R(-echts) und Haus L(-inks) genannt. Durch Gerüste und über schmale Leitern geht es auf der Rückseite des großen Buntglasfensters, das im September 2018 in einer spektakulären Aktion um rund 18 Meter verschoben wurde, nach oben. Im Mai soll an der Stelle, wo das Fenster vorher war, ein neues, transparentes Fenster eingebaut werden. Die durch den Rückbau der Kirche frei gewordene Fläche wird zum neuen zentralen Eingang. Als „eine Art Verteilbahnhof zu allen Einrichtungen“ hat Prell diesen zentralen Gebäudeteil einmal beschrieben: „Durch den gleichen Eingang kommt man zur Kirche, ins Pfarrbüro, ins Kirchencafé, zur Caritas – oder einfach nur zu einer Toilette.“ Ein Aspekt, der für Diakon Werb besonders wichtig ist. „Wir sind ein offenes Haus, auch für Leute, die mit Kirche nichts am Hut haben. Und wir wollen Menschen Hilfe anbieten, ohne sie zu stigmatisieren“, erklärt er. Durch den gemeinsamen Eingang würden Offenheit und Niederschwelligkeit in besonderer Weise realisiert. Auch Räume für Besprechungen und Begegnung wird es hier geben – schon jetzt lässt sich erahnen, wie beeindruckend der Ausblick durch das neue Fenster sein wird.
An den Nutzungen für die beiden Flügelgebäude hat sich seit Beginn der Planungen nichts geändert. Im Haus R werden die Fachstellen der Caritas einziehen, darunter der Allgemeine Soziale Beratungsdienst, die Gemeindecaritas oder der Sozialpsychiatrische Dienst. Auch der Ambulante Malteser Hospizdienst wird hier zu finden sein. Das neue Sankt Anton werde einen besonderen Stellenwert in der Stadt Schweinfurt haben, ist Werb überzeugt: „Hier gibt es geballte Fachkompetenz auf engstem Raum.“ Im Haus L wird es unter anderem ein Café geben, Räume für die Jugend und den Pfarrsaal. An der Außenseite entstehen Wohnungen, die vermietet werden sollen. Bis Weihnachten 2020 sollen beide Flügel bezugsfertig sein, erklärt Prell.
Als letzter Schritt steht dann im Jahr 2021 der Innenausbau der Pfarrkirche an. Zwar werden in dem von 700 auf 200 Plätze verkleinerten Kirchenraum seit Palmsonntag 2019 wieder Gottesdienste gefeiert. Aber die „Baustellenkirche“ wirkt schmucklos, und selbst das Buntglasfenster ist ohne einfallendes Tageslicht nahezu unsichtbar. Dafür ist es durch die Baustellenheizung sogar im Winter angenehm warm, und der provisorische Zugang links von der Kirche ist auch für Rollstuhlfahrer oder mit dem Rollator zu bewältigen. Wenn der neue Pfarrsaal fertig ist, wird er als neue „Ausweichkirche“ bezogen. Dann kann der Innenausbau beginnen. Dabei werde unter anderem das Niveau des Raums angehoben, und unter dem Buntglasfenster werde ein neuer Eingang entstehen, erklärt der Kirchenpfleger.
„Sankt Anton wird in der Stadt Schweinfurt einen besonderen Stellenwert haben“, sagt Werb. Es werde ein zentraler Anlaufpunkt für soziale Fragen sein. Werb nennt in diesem Zusammenhang vor allem das Wohngebiet zwischen Eselshöhe, Haardt, Hochfeld sowie rund um den städtischen Friedhof. Zugleich ergänzen sich nach seinen Worten die Angebote der Gemeinden in der Stadtpfarrei Schweinfurt. So liege beispielsweise in Sankt Kilian durch die Jugendkirche „Kross“ der Schwerpunkt auf dem Thema Jugend, während in Heilig Geist vor allem Musik, Kunst und Kultur im Mittelpunkt stünden. Sankt Anton sehe sich durch die Nähe zu professionellen helfenden Institutionen wie Caritas und Malteser als Ergänzung im sozial-helfenden Sektor, erklärt Werb. Es wolle offen sein für alle, die Hilfe, Unterstützung, Gemeinschaft, Spiritualität oder einfach unvoreingenommene Akzeptanz suchen. „Durch das Café ,Charisma‘ gibt es ein einmaliges Begegnungsterrain, das die Türen der Kirche für die profane Welt weit öffnet. Die Stadt Schweinfurt kann in Sankt Anton katholische Kirche als eine weltoffene, professionell arbeitende und ,nützliche‘ Institution erleben, die Zukunft mitgestalten will und für alle Altersgruppen ein attraktives Angebot vorhält.“
sti (POW)
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