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Spannungen in Venezuela greifbar

Würzburger Delegation besucht unterfränkische Missionare in Südamerika – Eindrucksvolle Projekte von Kitzinger Schwester Vianney Link – Stiftung des 2006 verstorbenen Pfarrers Josef Otter sehr aktiv

Würzburg/Ciudad Guayana/Bogotá (POW) Vom Tiefland am Orinoko hinauf ins hochgelegene Bogotá, wieder hinab in die weiten Ebenen Kolumbiens, und dann nach Quito, der Hauptstadt Ecuadors: Schon die erste Woche der Reise nach Südamerika brachte für die Würzburger Bistumsdelegation täglich landschaftliche Kontraste, klimatische Unterschiede und eine Vielzahl von Begegnungen. Seit 17. Februar sind Domkapitular Christoph Warmuth, Leiter des Missionsreferates der Diözese, Christiane Hetterich von der Diözesanstelle „Mission-Entwicklung-Frieden“ und Lothar Reichel, Leiter der Radioredaktion des Bistums Würzburg, unterwegs, um in vier Ländern Priester, Ordensschwestern, Entwicklungshelfer und „Weltwärts“-Freiwillige zu besuchen, die vom Bistum Würzburg nach Südamerika entsandt worden sind. Venezuela und Kolumbien liegen bereits hinter ihnen, nun stehen der Besuch in Ecuador und ein längerer Aufenthalt in Bolivien an.

Über die venezolanische Hauptstadt Caracas war die Delegation nach Puerto Ordaz gereist, das zusammen mit San Felix die Doppelstadt Ciudad Guayana bildet. Sie liegt am Ufer des Orinoko, einem der mächtigen Ströme Südamerikas, den einst Alexander von Humboldt befahren und erforscht hat. Dort wurden die Besucher von Pfarrer Ludwig Böll empfangen, einem gebürtigen Würzburger, der seit 1973 in Lateinamerika arbeitet: zunächst fast 20 Jahre in Kolumbien, seit 2001 in Venezuela. Dazwischen war er sieben Jahre Pfarrer der Steigerwaldgemeinde Traustadt. In Venezuela ist er inzwischen Pfarrer der Pfarrei El Palmar und gleichzeitig Generalvikar der Diözese Ciudad Guayana. Bereits am ersten Abend wurde die Würzburger Delegation mit der aktuellen Situation in Venezuela konfrontiert: Studenten hatten wie in anderen Städten auch in Puerto Ordaz Straßensperren errichtet, um gegen die Politik der Regierung zu demonstrieren, die von vielen im Land als zunehmend untragbar empfunden wird. Der Mangel in der Grundversorgung beeinträchtigt das alltägliche Leben vor allem der ärmeren Bevölkerungsschichten erheblich. Seit dem Tod des langjährigen Staatspräsidenten Hugo Chávez vor knapp einem Jahr, der das Land auf einen ausgeprägt sozialistischen Kurs gebracht hatte, hat sich die Lage zugespitzt. Sein Nachfolger Nicolás Maduro sieht sich heftiger Kritik ausgesetzt, und das Land scheint mittlerweile in zwei Lager gespalten zu sein: in Anhänger und Gegner der Chávez-Ideologie.

Die Missstimmung und Probleme im Land betreffen auch die katholische Kirche. Das Verhältnis zwischen ihr und dem Staat ist angespannt und kompliziert. Das wurde deutlich in der Begegnung mit dem Bischof von Ciudad Guayana, Mariano José Parra Sandoval. Sein Bistum umfasst 35 Pfarreien, in der Seelsorge sind insgesamt 42 Priester tätig. Der 72-jährige Ludwig Böll pendelt in einer Doppelfunktion als Generalvikar und Pfarrer wöchentlich zwischen der Stadt und seiner 140 Kilometer entfernten Gemeinde. Dort, in El Palmar, wurden Warmuth, Hetterich und Reichel von den engsten Mitarbeitern der Pfarrei San Miguel Arcángel, die in Verwaltung und Katechese tätig sind, herzlich begrüßt und zu einem typisch venezolanischen Festessen eingeladen. Auch hier wurden die Schwierigkeiten sichtbar, von denen die pastorale Arbeit in Venezuela zurzeit belastet ist. Ein von Kirche und Staat gemeinsam betriebenes Berufsförderprogramm für Jugendliche liegt zum Teil brach, weil die staatlichen Mittel ausbleiben. Für die Zukunft plant Böll die Einrichtung einer „Universität“; mit dem Bau des Gebäudes nach seinen Plänen auf einem Grundstück der Pfarrei wurde bereits begonnen. Darunter ist keine Hochschule in deutschem Sinn zu verstehen, sondern eine qualifizierte Ausbildungsstätte für verschiedene Berufszweige. Trotz seines fortgeschrittenen Alters noch voller Elan, berichtete Böll der Würzburger Delegation von seinen Plänen und Ideen und bekannte sich verschmitzt zu seiner ausgeprägten Leidenschaft, neben der Seelsorge als Architekt und Baumeister tätig zu sein.

Von Venezuela reiste die Delegation weiter in die kolumbianische Hauptstadt Bogotá und verbrachte einen Tag bei den Missionsdominikanerinnen von Strahlfeld, die im Süden der Acht-Millionen-Stadt mitten in einem Problemgebiet die Arbeit der Stiftung FISDECO managen. Diese Abkürzung steht für „Fundación Integración Social y Desarollo Comunitario“ (Stiftung für soziale Integration und gemeinschaftliche Entwicklung). Schwester Vianney Link aus Kitzingen und ihre Mitschwestern haben dort seit 1972 ein eindrucksvolles Projekt auf die Beine gestellt und entwickelt, das in erster Linie für Kinder und Jugendliche aus den umliegenden Elendsvierteln tätig ist. Kindertagesstätten, eine Grundschule und mehrere außerschulische Bildungszentren leisten mit hohem Aufwand und erstaunlicher Effizienz einen wesentlichen Beitrag dazu, Kindern im sozialen Brennpunkt Ciudad Bolivar die Chance auf ein menschenwürdiges Leben zu bieten.

Tiefe Einblicke in die vertrackte Situation Kolumbiens, die von Gewalt, Kriminalität und Flüchtlingselend geprägt ist, erhielt die Würzburger Delegation auch in Villavicencio, einer Stadt im tropischen Tiefland am Rande der Llanos, wie die weiten Ebenen im Osten des Landes genannt werden. Dort besuchten Warmuth, Hetterich und Reichel die Stiftung „Weg der Hoffnung“, die von dem 2006 verstorbenen Diözesanpriester Josef Otter gegründet wurde. Auf dem Programm standen unter anderem ein Besuch bei „Manos Amigas“, einem Behindertenzentrum mit Bäckerei, ein Informationsgespräch über die aktuelle Menschenrechtsarbeit vor Ort und Besuche in mehreren Elendsvierteln. Dort leben vor allem Flüchtlingsfamilien, die aus politischen und wirtschaftlichen Gründen von ihrem Land vertrieben wurden. Zusammen mit Wolfgang Hock, der dem deutschen Vorstand der Stiftung angehört, übergaben Warmuth und Hetterich an zahlreiche Kinder Garnituren von Schuluniformen – um damit die grundsätzliche Voraussetzung für den Besuch einer Schule zu schaffen. Zwei Übernachtungen auf dem von Otter gegründeten Jugendbauernhof „San José de Caney“ boten die Gelegenheit, mehr über die Lebensumstände der Kinder und Jugendlichen zu erfahren, die in ländlicher Umgebung betreut und versorgt werden. Am letzten Abend in Kolumbien wurde die Delegation aus Würzburg noch von Oscar Urbina Ortega, Erzbischof von Villavicencio, empfangen.

Inzwischen ist die Würzburger Delegation nach Ecuador weitergereist. Dort besuchen sie Sabine und Alexander Sitter, zwei Gemeindereferenten aus der Diözese Würzburg, die seit 2007 mit ihren drei Kindern in der Hauptstadt Quito leben. Sabine Sitter gibt Religionsunterricht an der deutschen Schule, ihr Ehemann ist verantwortlich für die Partnerschaft zwischen Ecuador und der Erzdiözese München und Freising. Die Würzburger Delegation wird außerdem vom Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Ecuador empfangen werden.

Aus Südamerika berichtet Lothar Reichel (POW)

(1014/0217; E-Mail voraus)

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