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Starkes Zeichen gegen Diskriminierung und Rassismus

Nahezu 10.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei Kundgebung gegen Rechtsextremismus – Veranstaltung von „Würzburg ist bunt!“ und Würzburger Bündnis für Demokratie und Zivilcourage – Bischof Jung: Rechtsextreme Parteien für Christinnen und Christen nicht wählbar

Würzburg (POW) Unter dem Motto „Vielfalt schützen! Gemeinsam gegen Diskriminierung, Rassismus und rechte Gewalt“ haben am Sonntagnachmittag, 3. März, nach Angaben der Veranstalter nahezu 10.000 Menschen an einem Aktionstag in der Würzburger Innenstadt teilgenommen. Eingeladen hatte das Bündnis „Würzburg ist bunt!“ gemeinsam mit dem Würzburger Bündnis für Demokratie und Zivilcourage. „Völkischer Nationalismus ist mit dem christlichen Gottes- und Menschenbild unvereinbar. Rechtsextreme Parteien und solche, die am Rande dieser Ideologie wuchern, können für Christinnen und Christen daher kein Ort ihrer politischen Betätigung sein und sind auch nicht wählbar“, betonte Bischof Dr. Franz Jung beim gemeinsamen Auftritt der Religionsgemeinschaften auf dem Domvorplatz.

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„Wir erheben heute unsere Stimmen für ein vielfältiges und offenes Würzburg, in dem alle Menschen in Sicherheit leben können“, sagte Bischof Jung. Die katholische Kirche stehe an der Seite aller, die aus demokratischem, freiheitlichem und menschenfreundlichem Geist heraus ihren Widerstand gegen die Machenschaften der Rechtsextremisten bekunden. „Nicht Konfrontation und Abgrenzung führen zu Gott, sondern das Wissen darum, dass Er uns in jedem Mitmenschen gegenübertritt, gleich welcher Religion, Abstammung oder sozialen Herkunft.“ Diese Vielfalt müsse heute aktiv gegen eine wachsende Zahl von Extremisten geschützt werden, sagte der Bischof.

Dazu gehöre auch die Frage nach den Ursachen. Angesichts der Vielzahl und Intensität der Krisen – Finanz- und Schuldenkrise, Geflüchtetenkrise, Coronapandemie, Krieg gegen die Ukraine und im Heiligen Land, Klimakrise – seien viele Menschen beunruhigt und hätten Angst vor der Zukunft. „Als Demokratinnen und Demokraten müssen wir das anerkennen und dürfen zugleich nicht zulassen, dass hieraus der Nährboden für die Feinde der offenen Gesellschaft entsteht.“ Man müsse den Krisen mit Lösungsansätzen begegnen, die dem humanitären Ethos entsprächen, das die Grundlagen des deutschen Staates und der Gesellschaft definiere. Zugleich verlange die politische Lage, dass auch die Kirche Position in politischen Fragen beziehe. „Es ist eine Situation von historischer Dringlichkeit, in der wir als deutsche Bischöfe ausdrücklich vor der Partei AfD warnen und der Gefahr, die sie in diesem Moment für die Demokratie und viele Menschen in unserem Land darstellt“, sagte Bischof Jung und betonte: „Die Verbreitung rechtsextremer Parolen, von Rassismus und Antisemitismus ist mit einem Engagement in unserer Kirche unvereinbar.“

Die heutige Demonstration sei „eine machtvolle Antwort von Demokraten auf den Aufschwung der Rechtsextremen und der Demokratieverächter“, sagte Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Die Mitte der Gesellschaft werde immer empfänglicher für menschenfeindliche Positionen. „Mehr als acht Prozent haben ein rechtsextremes Weltbild. Ähnlich viele befürworten eine rechtsgerichtete Diktatur mit einem starken Führer und einer einzigen starken Partei. Wer hätte gedacht, dass im Jahr 2024 reaktionäres und nationalistisches Gedankengut bei vielen wieder verfängt?“ Antisemitische Gewalttaten seien dramatisch angestiegen, vielerorts sei es für Jüdinnen und Juden in Deutschland nicht mehr sicher. „Die Feinde der Demokratie in unserem Land sind Extremisten, sei es Rechtsextremismus, Linksextremismus oder radikaler Islamismus“, warnte Schuster. Rechtsextreme versuchten, ihre „menschenverachtende Ideologie“ in die Mitte der Gesellschaft zu tragen, warnte Schuster. „Aber Sie können mir glauben, es ist ein sehr hoffnungsvoller Blick von hier oben.“

„Das Böse braucht zu seinem Triumph die Untätigkeit guter Menschen. Bleibt nicht untätig!“, forderte Regionalbischöfin Gisela Bornowski. „Wir stehen mit unserer Botschaft in Wort und Tat ein für ein gutes Miteinander unterschiedlicher Kulturen, sozialer Schichten und Religionen. Wir widersetzen uns Verschwörungstheorien und Unwahrheiten. Wir verurteilen Hass und Hetze, Rassismus, Ausgrenzung und Antisemitismus.“ Mit Blick auf die Wahl der Kirchenvorstände in der evangelischen Landeskirche stellte sie klar: „Ein Mandat bei der AfD und ein Mandat in einem Kirchenvorstand sind für mich nicht miteinander vereinbar.“ Die Komplexität der Welt mache vielen Menschen Angst. Manche fühlten sich abgehängt, benachteiligt, einfache Antworten seien verführerisch. „Gute, zukunftsfähige Politik ist das beste Mittel gegen radikale Strömungen“, sagte Bornowski. „Lassen Sie uns auf einem gemeinsamen Weg bleiben, der geprägt ist von gegenseitiger Achtung, dem Schutz von Minderheiten, der Unterstützung der Schwachen, von Toleranz und Menschenwürde.“

Ahmet Bastürk, Vertreter der muslimischen Gemeinden in Würzburg, rief zu einer „Gesellschaft der Vielfalt“ auf. „Lasst uns heute ein Zeichen für die Demokratie setzen. Lasst uns zeigen: Nie wieder ist jetzt!“ Muslimische Bürgerinnen und Bürger hätten nach dem Zweiten Weltkrieg dabei geholfen, das Land zu gestalten, heute lebten in Deutschland rund 5,5 Millionen. „Sie sind ein wichtiger Teil der deutschen Gesellschaft“, betonte Bastürk. Die Positionen der AfD bezeichnete er als „brandgefährlich“ für die Gesamtgesellschaft. „Wir stehen ein für die Vielfalt, wir in Würzburg lassen uns nicht spalten. Stellen wir uns gegen Antisemitismus, Rassismus und Islamophobie.“

Zu Beginn der Kundgebung berichteten vier Menschen aus unterschiedlichen Perspektiven von Erfahrungen mit Diskriminierung und Rassismus. „Kanaken, Kopftuchmädchen, Terroristen. Rassisten verwenden viele Ausdrücke, um uns zu erniedrigen“, sagte eine Sprecherin der kurdischen Gemeinde. Auch die Politik versage, wenn etwa Bundeskanzler Olaf Scholz ankündige, dass im großen Stil abgeschoben werden müsse. „Inklusion ist erst dann umgesetzt, wenn das Wort Inklusion nicht mehr gebraucht wird“, betonte Evi Gerhard. Aus ihrer Sicht sei auch die heutige Veranstaltung nicht perfekt, da etwa eine Rampe zur Bühne fehle. „Aber wir haben uns auf den Weg gemacht, um allen die Teilhabe zu ermöglichen, und ich hoffe, dass auch Ihr Euch auf den Weg macht.“ Mohamed Osman Muridi betonte, dass Deutschland schon lange ein Einwanderungsland sei. „Wir sollten stolz darauf sein, dass wir eine vielfältige Gesellschaft sind. Es ist unsere Pflicht, uns für eine gerechte Asylpolitik einzusetzen.“ Angelina Nasimi warb für die „Würzburger Woche gegen Rassismus“ vom 13. bis 18. Mai.

Viele Menschen seien verunsichert und hätten Angst um ihren Arbeitsplatz, warnte Jonas Schneider, Sekretär des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) Unterfranken. „Wohlstand für breite Teile der Bevölkerung ist das beste Mittel gegen Rechts.“ Kabarettistin Birgit Süß rief zum „Grooven gegen Nazis!“ auf und machte ihrem Frust über den wachsenden Rechtsextremismus in ihrem Umfeld mit einem Lied Luft: „Zu doof, um das Parteiprogramm zu lesen? Das tut weh!“ Oberbürgermeister Christian Schuchardt sprach von einem „bedeutenden Nachmittag für unsere Stadtgesellschaft. Wir haben ein dickes solidarisches Ausrufezeichen gesetzt. Ihr habt deutlich gemacht, dass unsere Demokratie wehrhaft ist.“

sti (POW)

(1024/0258; E-Mail voraus)

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