Diese eindeutige Position ist im Zweiten Vatikanischen Konzil im Dekret über die „nichtchristlichen Religionen“, vor allem hinsichtlich der Muslime und der Juden, ausgesprochen worden. Bezüglich der jüdischen Geschwister heißt es dort: „Im Bewusstsein des Erbes, das sie mit den Juden gemeinsam hat, beklagt die Kirche, die alle Verfolgungen gegen irgendwelche Menschen verwirft, nicht aus politischen Gründen, sondern auf Antrieb der religiösen Liebe des Evangeliums alle Hassausbrüche, Verfolgungen und Manifestationen des Antisemitismus, die sich zu irgendeiner Zeit und von irgend jemandem gegen die Juden gerichtet haben“ (Nostra Aetate 4).
Dieses Dekret verpflichtet auch, in Katechese und Predigt sowie in jeder Form der kirchlichen Erziehung und Ausbildung dem Antisemitismus, Rassismus und jeder Form von Fremdenfeindlichkeit entgegenzuwirken.
Als Weltkirchenbischof, zu dessen Aufgabe auch der interreligiöse und interkulturelle Dialog gehört, um eine versöhnte Menschheit in der Verschiedenheit von Rasse, Kultur, Religion aufzubauen, beunruhigen mich antisemitische und rassistische Äußerungen und Tendenzen sowie die Verherrlichung von Nazisymbolen und Nationalismus in unserer Gesellschaft aufs äußerste. Mich treibt vor allem die Frage um, was müssen wir tun, um solchen Tendenzen zu wehren?
Ich habe selber in Bamberg bei einer Demonstration „gegen braun für bunt“ teilgenommen und eine Rede gehalten.
Als Vorsitzender der Maximilian-Kolbe-Stiftung bin ich jedes Jahr mit einer Gruppe junger Menschen aus ganz Europa in Auschwitz zu einem Symposium zum Thema „Versöhnung und Friede nach gewaltbelasteter Vergangenheit“ zusammen. Was müssen wir tun und mehr tun, wo müssen wir achtsamer sein und auch entschiedener hinsichtlich Rassismus, Antisemitismus, Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit?
Der Student aus dem Erzbistum Bamberg, der laut Bericht der Untersuchungskommission KZ-Witze erzählt hat, die völlig inakzeptabel sind, kann nicht Priesteramtskandidat sein. Das ist ihm mitgeteilt worden.
Wie wir noch wachsamer sein können, wie wir auch Kenntnisse für die schreckliche Nazivergangenheit, die Schoa und alle Hassausbrüche und Verfolgungen und Feindschaften zwischen Religionen, Kulturen und Rassen verbreiten können, damit sie nicht mehr aufkommen, das ist eine bleibende Aufgabe, zu der wir alle einen Beitrag leisten müssen.
(3213/0826; E-Mail voraus)