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Stifte, Tassen – und auch mal ein Sarg

Auf dem Weg zum Katholikentag 2026
Inventur im Ökumenischen Logistikzentrum für Deutschen Katholikentag und Evangelischen Deutschen Kirchentag – Anja und Carsten Ewald aus Hirschberg helfen seit 2012 ehrenamtlich bei der Inventur – Neben Büromaterial und Geschirr werden auch manche skurrilen Dinge gelagert

Hünfeld/Würzburg (POW) Anja Ewald beugt sich über eine große Plastikbox mit Filzstiften und Textmarkern in allen denkbaren Farben. Viele sind noch in der Originalverpackung aus transparentem Kunststoff, andere sind mit einem Gummiband zusammengezurrt. Anja Ewald nimmt eine Pappschachtel heraus und schüttelt sie. „Beim Schütteln merkst Du, ob die nur halbvoll ist“, erklärt sie einer weiteren Helferin. Die Lagerinventur für den 104. Deutschen Katholikentag vom 13. bis 17. Mai 2026 in Würzburg ist in vollem Gange. Im Ökumenischen Logistikzentrum in Hünfeld im Landkreis Fulda lagert alles, was man für einen Katholikentag beziehungsweise einen Evangelischen Kirchentag benötigt – von Büromaterial über Geschirr und Mülleimer bis hin zu Feldbetten. Alles, was für den Katholikentag in Würzburg gebraucht wird, muss kontrolliert und gezählt werden. Anja und Carsten Ewald aus Hirschberg an der Bergstraße (Rhein-Neckar-Kreis) gehören seit 2012 zum ehrenamtlichen Helferteam im Lager. Zwischen 14 und 20 Urlaubstagen investieren die beiden jedes Jahr. „Es ist wie ein Virus“, sagt Anja Ewald. „Wenn man einmal dabei war, ist man immer dabei.“

Rund 900 Boxen und Container stapeln sich in der 1180 Quadratmeter großen Halle. Wie viele Artikel hier insgesamt gelagert werden? Michael Dahlke-Schawohl leitet seit zweieinhalb Jahren die Abteilung Beschaffung und Logistik beim Deutschen Evangelischen Kirchentag. „Das ist ganz schwierig“, sagt er. „Zweieinhalb Millionen? Aber das wäre ins Blaue geraten.“ Es komme auch auf die Einheit an: Zählt man nun Stifteschachteln, oder jeden einzelnen Stift? Zum Glück muss nicht alles gezählt werden. „Wenn es um einen Handbesen geht, ist es völlig egal, wo der herkommt. Wenn er gebraucht wird, wird er benutzt“, sagt Dahlke-Schawohl. Aber es gebe auch Dinge, die sehr speziell katholisch oder evangelisch sind. „Ziborienschalen zum Beispiel.“ Ein Ziborium ist ein Behälter für geweihte Hostien und wird nur für den Katholikentag benötigt. Die Kaffeebecher mit dem Jerusalemkreuz dagegen, dem Logo des Evangelischen Kirchentags, werden im kommenden Jahr nicht gebraucht und müssen also auch nicht gezählt werden.

Vieles, was hier gelagert wird, sind ganz normale Gebrauchsartikel, etwa Büromaterial wie Textmarker, Papier und Schnellhefter. Bunte Klebepunkte in verschiedenen Größen, um Orte auf Stadtplänen zu markieren. Servietten und Mülleimer, Kochtöpfe und Schneebesen. Ein großes Thema seien Gemeinschaftsquartiere für die Helferinnen und Helfer, sagt Dahlke-Schawohl. „Sie werden von uns mit allem ausgestattet, was für eine kurzfristige Unterbringung von vielen Menschen notwendig ist.“ Das fängt bei Frühstücksgeschirr an und hört bei Isomatten und Feldbetten auf. Nicht zu vergessen Boxen mit Rauchwarnmeldern und Feuerlöschern. „Es gibt nichts, was es nicht gibt“, ist die Erfahrung von Carsten Ewald. Es sei wichtig, „dass man nur Sachen herausgibt, die auch funktionieren und nicht abgelaufen sind“, erklärt er. Kaputte Stifte oder abgelaufenes Desinfektionsmittel etwa müssen entsorgt werden. Anja Ewald sortiert eine Box mit Kleiderbügeln – aus Holz oder Plastik, schwarz, weiß oder naturbelassen. „Wir kontrollieren auch, dass sie sauber und nicht kaputt sind. Stellt Euch vor, der Kanzler kommt und will seine Jacke aufhängen.“ Gerade die scheinbar einfachen Dinge seien wichtig, ist ihre Erfahrung: „Schlimm ist es, wenn zum Beispiel Scheren, Spülmittel oder Händedesinfektionsmittel fehlen.“

Beim Gang durch die teils über vier Meter hohen Regale fallen auch kuriose Gegenstände auf. Eine Gitterbox mit Schaufensterpuppen etwa. Die brauchte man beispielsweise, um die Kirchentags-T-Shirts auszustellen. „Wir haben sehr viele Sonderartikel, die irgendwann mal benutzt wurden und nun eingelagert sind, zum Beispiel ein 80-Liter-Bowlegefäß in einem Holzrahmen, einen Safe mit einer Geldzählmaschine drauf“, zählt Dahlke-Schawohl auf. „Wir hatten sogar mal einen Sarg“, sagt Anja Ewald. Der sei eigens für eine Veranstaltung von einem Theater ausgeliehen worden. Am skurrilsten sei aber eine Kiste voller Steine gewesen, ergänzt Carsten Ewald: „Was macht man damit?“

Ihren ersten Evangelischen Kirchentag haben sie 1993 in München besucht, erzählt Anja Ewald. In den folgenden Jahren sei ihnen aufgefallen, dass bei diesen Veranstaltungen viele Menschen mit einheitlichen Halstüchern oder Schals herumliefen. „Wir haben uns gefragt, was die machen, und wollten selbst einmal hinter die Kulissen schauen.“ Das taten sie beim Katholikentag in Saarbrücken 2006, wo sie unter anderem Eintrittskarten kontrollierten. „Und dann sind wir hängen geblieben“, beschreibt Carsten Ewald. „Wir sind evangelisch, aber seitdem sind wir auf beiden Kirchentagen aktiv.“ Das Engagement im Lager kam 2012 beim Katholikentag in Mannheim dazu – quasi um die Ecke von ihrem Heimatort. Seitdem sind sie auch bei der Lagerinventur dabei und beim sogenannten Durchführungslager vor der eigentlichen Veranstaltung, in dem Artikel vorbereitet und bereitgestellt werden, die der jeweilige Veranstalter benötigt. Und natürlich beim Event selbst. „Unsere Arbeit kann schon vor der Veranstaltung ausgeliefert werden. Während der Durchführung haben wir weniger zu tun und können Veranstaltungen besuchen oder auf den Markt der Möglichkeiten gehen.“

„Wir haben auf der evangelischen wie der katholischen Seite ein Superteam“, sagt Anja Ewald. Viele seien „Doppeltäter“, so wie sie. Beide schätzen das Miteinander und das Gemeinschaftsgefühl. „Man trifft sich, tauscht sich aus und hat eine schöne Zeit miteinander.“ Besonders möge sie die Arbeit im Durchführungslager, wenn alles hergerichtet wird, was für die kommende Veranstaltung benötigt wird, sagt Anja Ewald: „Man sieht, was man gezählt hat, was dazugekommen ist. Da sind auch skurrile Dinge dabei. Warum brauche ich zum Beispiel für diesen Künstler ein rotes Handtuch?“ Für Carsten Ewald ist ein Höhepunkt die Abbaunacht. „Dann werden alle Sachen wieder angeliefert und eingeräumt. Am Samstagabend um 22 Uhr geht es los bis Sonntagmorgen um 4 Uhr. Das ist ein Highlight, bei dem jeder mitmacht.“

Wer Lust bekommen hat, beim Katholikentag mitzuhelfen, findet alle Infos im Internet unter www.katholikentag.de/helfen. Helfer werden in allen Bereichen gesucht, nicht nur im Lager, sondern auch für den Zeitraum des Katholikentags.

sti (POW)

(4525/1144; E-Mail voraus)

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