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Streichhölzer, Schuhputzer und Steinklopfer

„Marktplatz Weltkirche“ rund um den Kiliansdom: Weltweiter Einsatz der Kirche zum Begreifen – Gruppen, Orden und Vereine stellen ihre Projekte in Afrika, Asien und Lateinamerika vor

Würzburg (POW) Im Schatten der Domtürme Schuhcreme auftragen, mit einem Lappen verteilen und anschließend das Leder auf Hochglanz wienern. Seit Mittag machen Elisabeth Rossellit (11) und Gabriel Lutz (12) nichts anderes. Passanten ansprechen, Schuhe putzen und Geld kassieren – für Kinder in Kenia. Wie die beiden Kolpinghelfer sind am Samstag, 22. Oktober, über hundert Frauen und Männer verschiedener Vereine, Verbände, Orden und Pfarreien auf dem Würzburger Domvorplatz und dem Kiliansplatz aktiv, um beim „Marktplatz Weltkirche“ das Engagement der Christen in aller Welt zu dokumentieren: Die bayernweite zentrale Abschlussfeier des Weltmissionsmonats in Würzburg hat ihren Höhepunkt erreicht.

„Es ist beeindruckend, wie vielfältig verteilt der Einsatz ist. Das Schwerpunktland ist in diesem Jahr zwar Indien. Es finden sich aber auch Projekte aus Afrika, Asien und Lateinamerika“, sagt Augustinerpater Eric Englert, Präsident des Hilfswerks Missio München. Am Stand von „Volltreffer“ schauen zwei kleine Jungs die ausgestellten Miniaturkreuze an. „Die haben Jungs, die als Kinder in den Krieg ziehen mussten, aus Patronenhülsen gebastelt“, erklärt der Volltreffer-Mitarbeiter den zwei. Fünf Schritte weiter erklären Mitarbeiter des evangelischen Missionswerks Bayern einer Gruppe von Rentnern in Regenjacke die in Afrika hergestellten Solarzellen. Sie werden in Handarbeit aus Solarzellen-Bruchstücken zusammengesetzt, die es für ein Zehntel des Normalpreises beim Hersteller gibt. Das Solarmodul liefert Energie für einen Akku, der zum Beispiel ein Dioden-Licht betreibt.

Beim Stand der Kolpingsfamilie Waldbüttelbrunn verkaufen die Mitglieder Kunsthandwerk wie mit bunten Glasstückchen verzierte Bilderrahmen aus Indien für ihr Projekt in Gandhipet: Steinhäuser sollen die bei Sturm und Regen leicht einstürzenden Holzhütten ersetzen. Mit einer großen flachen Schale in Form einer Banane kredenzt am benachbarten Eine-Welt-Stand der Pfarrei Sankt Burkard Würzburg eine Frau Passanten fair gehandelte frische Bananen und Bananenchips. Der Lateinamerika-Arbeitskreis der Katholischen Hochschulgemeinde fordert die Geografie-Kenntnisse der Interessierten heraus: In weniger als vier Minuten gilt es, aus den Puzzleteilen eine Weltkarte zusammen zu fügen. „Ganz schön knifflig“, stellt ein junges Pärchen fest, das schon seit drei Minuten über der Lösung brütet.

Heiß her geht es auch am Stand der Claretiner: Das fast komplett abgebrannte Streichholz jeweils am äußersten Ende gehalten, liefern ein schlaksiger Junge und ein Mädchen mit Wuschelkopf sich einen Wettkampf: Wer zündet die meisten Kerzen mit einem Zündholz an? „Bei den indischen Kindern, die kein Fernsehen kennen, ist dieser Wettstreit beliebte Unterhaltung“, erläutert Pater Alois Andelfinger. Hier am Kiliansplatz sind die missionarischen Männerorden wie Claretiner und Mariannhiller eher Randerscheinungen: Ordensfrauen im dunklen Gewand mit Schleier prägen das Bild. Oberzeller Franziskanerinnen, Erlöserschwestern, Missionsdominikanerinnen, Kreuzschwestern und Schwestern vom guten Hirten stellen sich und ihre Arbeit in Afrika, Indien und Sri Lanka vor. Mit vielen Bildern, Rätseln und Geschicklichkeitsspielen. Auf der Bühne vor dem Museum am Dom wechseln sich Interviews zum Thema Missionsarbeit heute und künstlerische Darbietungen ab. Tänze und Lieder aus Togo zeigt eine afrikanische Gruppe.

„Spielzeug ist kinderfeindlich“, prangt es in großen Lettern am Stand der Katholischen Arbeitnehmerbewegung. Sie macht auf die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen in chinesischen Spielwarenfabriken aufmerksam. Am Stand der Katholischen Landjugendbewegung rätselt derweil ein Mitdreißiger mit Bürstenfrisur und Militärhose an Fragen wie der Menge an Schokolade, die ein Schweizer, ein Franzose und ein Belgier durchschnittlich im Jahr verzehren. Fairer Handel vor allem bei Süßigkeiten ist ein Schwerpunkt des Jugendverbands.

Die Erwachsenen vom Landvolk laden derweil zum Befühlen des Innenlebens einiger Kalebassen ein: Es geht um Produkte wie Kichererbsen und Paranüsse, die in Europa bekannt und beliebt sind, aber aus den Ländern des Südens kommen. „Wir möchten für die Zusammenhänge des Welthandels und die ungerechte Verteilung des Wohlstands sensibel machen. Deswegen bieten wir zum Beispiel die Ausgleichswaage auch zum Ausleihen an“, erklärt Elke Wolz-Nagel: Eine lange Holzperlenkette symbolisiert die Weltausgaben für Rüstung, eine einzige Holzperle die Ausgaben, die nötig wären, um allen Menschen eine Schulbildung zu ermöglichen. Der Junge, der ausgerüstet mit Schutzbrille und Arbeitshandschuhen am Stand des Würzburger Weltladens einem Stein hämmert, macht das zum Spaß. Für Kinder in Indien, die ab drei Jahren täglich im Steinbruch arbeiten müssen, sieht so der Alltag aus.

Markus Hauck (POW)

(4305/1378; E-Mail voraus)

 

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