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Suspendierung, Laisierung, Alimente

Häufig gestellte Fragen rund um das Thema Zölibat und die Entpflichtung eines Priesters, der heiratet

Würzburg (POW) Im Zusammenhang mit der Suspendierung von Pfarrer Michael Sell wurden in manchen Medien und Internetforen immer wieder Fragen aufgeworfen und teils falsche Tatsachen behauptet. Die Pressestelle des Bischöflichen Ordinariats hat zahlreiche Fragen aufgegriffen und Antworten von Experten eingeholt. Weitere Fragen können an die Pressestelle des Bischöflichen Ordinariats Würzburg per E-Mail gesandt werden: pow@bistum-wuerzburg.de. Die Antworten finden sich dann unter www.bistum-wuerzburg.de.

Kann ein suspendierter Priester weiter als Priester tätig sein?

Die Suspendierung verbietet die Ausübung der Weihe- und Leitungsvollmacht, betrifft also die Feier der Spendung der Sakramente sowie Leitungsfunktionen in der Kirche. Die Suspendierung schließt aber nicht generell von der Teilnahme am kirchlichen Leben aus.

Darf ein suspendierter Priester in Notfällen sein Amt ausüben?

Auch ein suspendierter Priester ist berechtigt, in dringenden Notfällen (Todesgefahr) das Sakrament der Buße zu spenden. Die Taufe kann im Notfall ohnehin jeder Mensch spenden, der die entsprechende Intention hat. Für die Feier der Eucharistie sieht das Kirchenrecht keine ausdrückliche Ausnahmeregelung vor. Allein der Wunsch der Gläubigen ist jedenfalls nicht ausreichend, damit ein suspendierter Priester die Eucharistie erlaubt feiern könnte.

Was bedeutet die Laisierung eines Priesters?

Für Priester, die wegen der Aufgabe der Zölibatsverpflichtung aus dem Amt scheiden, besteht die Möglichkeit, einen Antrag auf Laisierung in Rom zu stellen. Die Laisierung ist die Entpflichtung eines Priesters/Diakons vom Zölibat und von den mit der Weihe verbundenen Aufgaben und Verpflichtungen durch den Papst. Im Vorfeld wird der betroffene Priester im Auftrag des Bischofs angehört und nach den Gründen seiner Entscheidung befragt. Nach derzeitigen Erfahrungen kann ein Laisierungsantrag je nach den Umständen des einzelnen Falles nach Beantragung einige Monate bis zu einem Jahr dauern. Nach der Laisierung durch den Papst und gegebenenfalls einer kirchlichen Eheschließung kann der Ortsbischof den Laisierten zu verschiedenen kirchlichen Aufgaben, etwa der Erteilung des Religionsunterrichts zulassen. Dem laisierten Priester kommen alle Rechte und Pflichten in der Kirche zu wie jedem katholischen Gläubigen. Von über 1000 Priestern im Bistum Würzburg wurden in den vergangenen Jahrzehnten 20 laisiert.

„Schmeißt die Kirche Priester raus“, die sich zu Frau (und Kind) bekennen?

Ein Priester, der sich dafür entscheidet, in Ehe und Familie zu leben, wird gemäß den Vorgaben des Kirchenrechts durch den Bischof suspendiert. Das Bistum Würzburg bietet Betroffenen für die Zeit der Suche nach einer neuen Tätigkeit eine Hilfe im angemessenen Maß an. Das kann beispielsweise die Unterstützung bei der Suche nach einen Ausbildungsplatz sein oder die finanzielle Hilfe für die Zeit des beruflichen Wechsels. Selbstverständlich erfolgt eine Nachzahlung der Rentenversicherungsbeiträge. Der betroffene Priester bleibt Mitglied der Kirche.

Kann man den Zölibat auf das Neue Testament zurückführen?

Die ehelose Lebensform ist im Neuen Testament mehrfach bezeugt. Die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen wird von Jesus selbst hervorgehoben, aber auch als Weg für jene bezeichnet, „denen es gegeben ist“ (vergleiche Matthäus 19,10-12). Die Lebensform Jesu war die Ehelosigkeit. Er war nicht ehelos aus Verachtung der Ehe, die auf ihre Weise Gottes Liebe bezeugt, sondern um das Beziehungsnetz einer universalen Liebe zu knüpfen, die die einzelne Person übersteigt. Deshalb wird die Ehelosigkeit als einer der sogenannten „evangelischen Räte“ bezeichnet. Der Apostel Paulus betont, dass er – was die Frage der Ehelosigkeit angeht – „kein Gebot vom Herrn“ habe (Erster Korintherbrief 7.25). Er selbst lebt sie und empfiehlt die Ehelosigkeit (1 Kor 7,25.40) – sicherlich auch angesichts der baldig erwarteten Wiederkunft Christi. Die Kirche hat im Laufe der Zeit diese biblisch bezeugte Lebenshaltung für so wichtig gehalten, dass sie diese auch institutionell mit dem Priesterberuf verbunden hat.

Warum darf ein evangelischer Pfarrer, der zur katholischen Kirche wechselt, in Ehe und Familie leben?

Die Weihen verheirateter, vormals evangelischer Pfarrer zu katholischen Priestern sind immer Einzelfälle mit Ausnahmecharakter. Man kann einem konvertierten Geistlichen nicht zumuten, seine bestehende Ehe aufzugeben. Diese Priester werden in der Regel in der Sonderseelsorge eingesetzt, nicht aber in der normalen Pfarrseelsorge.

Warum dürfen Priester der katholischen Ostkirchen heiraten?

In den aus der byzantinischen Tradition kommenden katholischen Ostkirchen – beispielsweise in der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche oder in der melkitischen Kirche – gab es schon immer verheiratete Priester. Bei den Unionen dieser Kirchen mit Rom wurde die Ehe der Priester als legitime Tradition im Rahmen der katholischen Kirche anerkannt. So betont auch das Zweite Vatikanische Konzil, dass die katholische Kirche das reiche Erbe der katholischen Ostkirchen schätze, wozu auch die Tradition verheirateter Priester gehöre. Nach der Tradition der Ostkirchen müssen die Priester aber vor der Diakonenweihe verheiratet sein. Diakone und Priester dürfen nach der Weihe nicht mehr heiraten. Falls sie dies doch tun, werden sie auch in den Ostkirchen vom Amt suspendiert. Ordenspriester leben grundsätzlich die Ehelosigkeit, genauso wie die Bischöfe der Ostkirchen. Im CCEO, dem Gesetzbuch für die katholischen Ostkirchen heißt es in Kanon 373: „Der Zölibat der Kleriker, um des Himmelreiches willen gewählt und dem Priestertum sehr angemessen, ist überall sehr hoch zu schätzen, so wie es die Tradition der Kirche ist; ebenso ist der Stand der verheirateten Kleriker, der in der Praxis der jungen Kirche und der orientalischen Kirchen durch die Jahrhunderte bestätigt ist, in Ehren zu halten.“

Derzeit wird berichtet, dass Rom eine große Zahl von verheirateten anglikanischen Priestern aufnehmen will, die zum katholischen Glauben übertreten wollen. Können diese Männer katholische Priester werden?

Hier gilt Ähnliches wie bei evangelischen Pfarrern, die konvertieren. Verheiratete anglikanische Geistliche, die derzeit in großer Zahl eine Heimat in der katholischen Kirche suchen, werden nicht automatisch katholische Priester. Vielmehr wird in jedem Einzelfall die Eignung überprüft. Auch diese Geistlichen müssen nochmals eigens die Priesterweihe empfangen.

Zahlt die katholische Kirche Alimente für Kinder von Priestern? Stimmt diese immer wieder in der Öffentlichkeit behauptete Aussage?

Zahlungen der Kirche für Kinder von Priestern gibt es im Bistum Würzburg nicht. Ein katholischer Priester, der Vater eines Kindes ist, regelt persönlich die Unterhaltspflicht und das Sorgerecht für ein Kind, ob er nun sein Priesteramt aufgibt oder nicht. Die immer wieder in Medien und Leserbriefen verbreitete Behauptung der Zahlung von Alimenten durch die Kirche und den Vatikan wird auch durch ständiges Wiederholen nicht wahr.

Verschweigt die katholische Kirche die Zahlen über Priester, die Vater eines Kindes sein sollen?

Zahlen über Priester, die Vater eines Kindes sein sollen, kann das Bistum Würzburg nicht vorlegen. Das Bistum Würzburg stellt keine gezielten Nachforschungen an und lehnt inquisitorische Maßnahmen ab.

Werden anonyme E-Mails beachtet? Wie wurden Informationen zu Pfarrer Sell weitergegeben?

Grundsätzlich werden anonyme E-Mails, Briefe und sonstige anonyme Mitteilungen im Bischofshaus und im Bischöflichen Ordinariat nicht beachtet. Sie landen dort, wo sie hingehören: im Papierkorb. Bezüglich Pfarrer Sell gab es keine anonyme E-Mail, wie öffentlich behauptet wird. Vielmehr wurde der Bischof vor zwei Jahren in einem persönlichen Gespräch informiert und hat daraufhin den direkten Kontakt zu Pfarrer Sell gesucht. Dieser hat ihm dann mitgeteilt, dass er in keiner engeren Beziehung zu einer Frau lebe. Diese Aussage hat er auch im Gespräch mit Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand und Personalreferent Domkapitular Dr. Heinz Geist wiederholt. Der Aussage Pfarrer Sells haben die Verantwortlichen des Bistums Glauben geschenkt. In der vergangenen Woche wurde der Bischof von Personalreferent Dr. Heinz Geist über Sells Beziehung und Vaterschaft informiert, nachdem Sell in einem Telefonat mit Dr. Geist die Situation mitgeteilt hatte. Daraufhin kam es zum Gespräch zwischen Bischof und Sell, bei dem der Pfarrer dem Bischof eröffnete, dass er sich gegen den Zölibat und für ein Leben in Ehe und Familie entschieden habe. Als Folge war der Bischof nach dem Kirchenrecht verpflichtet, Sell zu suspendieren.

Befürwortet die Kirche eine Abtreibung, wenn ein Priester Vater wird?

Zur Abtreibung gilt für jeden Priester wie für jeden Christen und letztlich für alle Menschen: Sie ist ein Verbrechen gegenüber der Würde des menschlichen Lebens.

Zusammenstellung: bs (POW)

(4409/1232; E-Mail voraus)