Würzburg (POW) Der Bischof fragt: „Are you ready for Lissabon?” Die meisten Gottesdienstbesucher reagieren kaum. Der Bischof gibt sich damit nicht zufrieden und ruft: „Habe nichts gehört!“ Darauf bricht im Kirchenraum ungebrochener Jubel aus. Diese Szene hat sich am Montag, 24. Juli, in der Jugendkirche im Würzburger Kilianeum-Haus der Jugend zugetragen. So begann der Entsendegottesdienst mit Bischof Dr. Franz Jung und rund 80 jungen Menschen, die bald danach zum Weltjugendtag (WJT) nach Portugal abreisten.
Die WJT-Pilgerinnen und -Pilger werden vom 26. bis 31. Juli an den „Tagen der Begegnung“ in der portugiesischen Diözese Aveiro teilnehmen. Vom 1. bis 6. August erleben sie in Portugals Hauptstadt Lissabon den eigentlichen Weltjugendtag mit Papst Franziskus. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die in der Würzburger Jugendkirche den Segen für ihre Reise erhielten, kommen aus vier Diözesen: Würzburgs tansanischer Partnerdiözese Mbinga, der brasilianischen Partnerdiözese Óbidos, dem Erzbistum Bamberg und dem Bistum Würzburg.
Bischof Jung zeigte sich bei der Begrüßung erfreut über die überregionale Beteiligung. „Es war uns ein großes Anliegen, dass wir mit den Partnerbistümern gemeinsam unterwegs sind, um zu zeigen, dass wir eine große Gemeinschaft sind.“ Der Bischof forderte dazu auf, auch in Portugal Christus im Herzen zu tragen und aufeinander zuzugehen. Er selbst wird am 31. Juli nach Lissabon reisen und die Pilgergruppe dort treffen.
Gemeinsam mit Bischof Jung zelebrierten der Bamberger Diözesanadministrator Weihbischof Herwig Gössl, der Bamberger Diözesanjugendpfarrer Gerd Richard Neumeier, der für die Jugendseelsorge in der Diözese Mbinga verantwortliche Father Witney Ngahi sowie Domkapitular Albin Krämer, Leiter der Hauptabteilung Seelsorge in der Diözese Würzburg. Jugendliche und junge Erwachsene trugen während des Gottesdienstes die Lesung und die Fürbitten vor und übernahmen weitere liturgische Dienste.
In seiner Predigt schilderte Weihbischof Gössl den Unterschied zwischen einem verhärteten und einem zu weichen Herz. „Herzen können schnell verhärten, und in einem Krieg geht das besonders schnell“, erläuterte Gössl mit Blick auf die Gewalt in der Ukraine. Aber auch im Privatleben zeige sich manchmal Hartherzigkeit. Wer andererseits ein zu weiches Herz habe, könne Freiheit nicht gestalten. „Freiheit bedeutet immer auch Verantwortung, Entschiedenheit und Mut“, unterstrich der Weihbischof. Er legte den Gottesdienstbesuchern nahe, sich um ein „bewegliches Herz“ zu bemühen. „Weltjugendtage sind ein wunderbares Trainingslager für die Beweglichkeit des Herzens“, bekundete er. Man erlebe dabei Rücksichtnahme, das Warten aufeinander und Durchhalten trotz Hitze und Anstrengung. Gössl berichtete, dass er selbst im Jahr 2000 am WJT in Rom teilgenommen hatte. „Es waren die zwei glücklichsten Wochen meines Lebens.“ Die Erinnerung ans gemeinsame Teilen des Glaubens und den menschlichen Umgang miteinander bewege ihn noch heute zu Tränen, erklärte Gössl. „Ich wünsche euch, dass ihr mit bewegtem Herzen zurückkehrt und uns helft, uns bewegen zu lassen.“
Vorbereitet hatten die Feier die Ehrenamtlichen Ariane Gburek und Markus Wissel mit Christian Bargel, Jugendseelsorger in der Kirchlichen Jugendarbeit (kja) Mainfranken. Gemeinsam mit kja-Referentin Daniela Hälker überreichten Gburek und Wissel am Ende des Gottesdienstes allen Zelebranten WJT-T-Shirts. Diese waren eigens für die rund 80 Teilnehmenden gefertigt worden.
Die T-Shirts sind mit dem WJT-Logo bedruckt und dem roten Schriftzug „Bamberg & Würzburg“. Denn die Pilgerreise wurde organisiert von der kja Würzburg, dem Jugendamt der Erzdiözese Bamberg und dem Bamberger Diözesanverband des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Auf der Rückseite zeigen die T-Shirts die Nationalflaggen der beteiligten Länder: Brasilien, Deutschland, Portugal und Tansania.
Die jeweils siebenköpfigen Delegationen aus Brasilien und Tansania waren am 21. Juli in Würzburg eingetroffen. Samuel Damian (24) aus der Diözese Mbinga freut sich darauf, in Portugal andere junge Menschen zu treffen, Ideen miteinander zu teilen und zu spüren, dass alle denselben Glauben teilen. Priesterseminarist Erisson Santos (24) aus der Diözese Óbidos sagte: „Ich habe die Hoffnung, meinen Glauben und meine Berufung zu erneuern und Menschen kennenzulernen.“ Magdalena Vogt (18) aus Wonfurt findet es schön, mit Gleichaltrigen unterwegs zu sein und dass der Pilgergruppe Menschen von anderen Kontinenten angehören.
Nach dem Gottesdienst, den die Band „Lumika“ aus Karlstadt musikalisch gestaltete, und einem gemeinsamen Abendessen im Kreuzgang des Kilianeums brachten die Pilger ihr Gepäck zu den zwei bereitstehenden Reisebussen. In der hereinbrechenden Nacht startete die Gruppe in Richtung Portugal. Mit La-Ola-Wellen verabschiedeten kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Diözesen Bamberg und Würzburg die jungen Menschen.
ub (Würzburger katholisches Sonntagsblatt)
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