Würzburg (POW) 28 Frauen und Männer aus 21 Pfarreien und Pfarreiengemeinschaften der Diözese Würzburg lassen sich in der Feier der Osternacht und am Osterfest in ihren Heimatgemeinden taufen. In folgendem Interview spricht der Liturgiereferent der Diözese Würzburg, Dr. Stephan Steger, über die besondere Bedeutung des Osterfests und der Osterzeit für die Aufnahme in die katholische Kirche.
POW: Warum sollte die Taufe Erwachsener in der Osternacht stattfinden?
Dr. Stephan Steger: Nicht nur die Erwachsenentaufen, für alle Taufen ist die eigentliche Zeit die Osternacht. In der alten Kirche wurde nur einmal im Jahr im zentralen Gottesdienst der Osternacht getauft. Die Tauffeiern, die wir heute außerhalb der Osternacht erleben, sind ein Stück der Osternacht, die aus pastoralen Gründen zur anderen Zeit gefeiert wird. Die Vorbereitung auf die Taufe war ein längerer Prozess, der in der österlichen Bußzeit – die übrigens bis heute in ihren Texten stärker von der Taufe als von der Umkehr und Buße erzählt – seine letzte Dichte erlebte. In der Osternacht war dann das gemeinsame Ziel erreicht: die Taufe. Damit die Osternacht auch heute noch in ihrer ganzen Form gefeiert werden kann, ist also eine Taufe sehr wünschenswert.
POW: Warum schließen sich bei erwachsenen Täuflingen Firmung und Kommunion direkt an die Taufe an?
Steger: Diese drei Sakramente, die zur Aufnahme in die Kirche gehören, wurden ursprünglich und lange Zeit zusammen gespendet und werden auch heute noch in allen Ostkirchen zusammen gefeiert. Aus unterschiedlichen Gründen sind sie in der katholischen Kirche im Laufe der Jahrhunderte auseinander gezogen worden. Bei der Trennung von Erwachsenen- und Kindertaufe nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde darauf geachtet, wenigstens bei Erwachsenen die alte Verbindung wieder herzustellen.
POW: Welche Bedeutung hat das Wasser bei der Taufe?
Steger: Die Symbolik von Wasser ist vielschichtig. Die Taufe durch das Wasser symbolisiert die Reinigung, aber auch die Befreiung: Gott schenkt seinem Volk am Roten Meer die Freiheit. Diese Erzählung aus dem Alten Testament hören wir in der Osternacht. Vor allem aber bringt das Wasser Leben. Ohne Wasser kommt der Tod – für die Menschen in Israel war dies eine sehr lebensnahe Erfahrung. Jesus selbst bezeichnet sich im Johannesevangelium als Wasser des Lebens.
POW: Ist eine Taufe an jedem Tag der Woche möglich?
Steger: Die Taufe ist jederzeit möglich und wurde auch vor nicht allzulanger Zeit auch noch so gespendet, weil man Angst hatte, die Kinder könnten ohne Taufe sterben. Heute achtet man darauf, dass Taufen wieder zumindest am Sonntag, dem Tag der Auferstehung stattfinden. Da man den Sonntag auch als das wöchentliche Osterfest bezeichnet, ist so die Anlehnung an die Osternacht ein Stück gegeben. Somit ist auch die theologische Verbindung greifbar, wie sie uns die letzte Lesung der Osternacht aus dem Römerbrief überliefert – durch die Taufe erhalten auch wir Anteil an der Auferstehung Jesu Christi.
POW: Sollten die Täuflinge sich in der Heimatgemeinde taufen lassen?
Steger: Die Taufe ist die konkrete Aufnahme in die Kirche und der Beginn des Auftrags, das Evangelium zu leben. Dies geschieht in einer konkreten Kirche vor Ort. Deshalb soll auch die Tauffeier eine Feier dieser Kirche vor Ort sein und deshalb ist auch die Taufe in der Pfarrkirche vorgesehen. Und wenn schon die Taufe nicht in der Osternacht möglich ist, so sollte sie aber wenigstens neben der Familienfeier auch eine Gemeindefeier sein.
(1312/0349; E-Mail voraus)
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