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Trotz vieler Mühe stolz

Mellrichstädter Pfarrei Sankt Kilian durfte die Probepublikation für das neue „Gemeinsame Gebet- und Gesangbuch“ testen – Viele Befragungen und neue Lieder – Schon beim Gotteslob als Tester dabei

Mellrichstadt/Würzburg (POW) Mit dem Pfingstsonntag 2008 haben die Katholiken von Mellrichstadt (Landkreis Rhön-Grabfeld) die knapp 400 Seiten starke Probepublikation des „Gemeinsamen Gebet- und Gesangbuchs“ aus der Hand gelegt. Seit dem ersten Advent des vorigen Jahres testeten die 2500 Gläubigen der Pfarrei Sankt Kilian ausgewählte Teile des „Gotteslob“-Nachfolgers in der Praxis auf Herz und Nieren. Insgesamt nahmen in den 27 deutschen Bistümern rund 200 Gemeinden teil. Beim Probelauf im Bistum Würzburg waren außer Mellrichstadt die Pfarreien Ernstkirchen-Sankt Katharina, Miltenberg-Sankt Jakobus, Sankt Sebastian in Sulzfeld am Main, Sankt Josef in Würzburg-Rottenbauer und Sankt Kilian im Würzburger Juliusspital vertreten.

Das Fazit der Tester in Mellrichstadt zum Abschluss der fast halbjährigen Erprobungsphase fällt durchwachsen aus. „Viele haben den Vorgang eher als eine Belastung empfunden“, sagt der Pensionist Leonhard Rebhan (67). Das habe nicht zuletzt mit den vielen Fragebögen zu tun gehabt. Immer wieder galt es, nach den verschiedenen Gottesdiensten durch Einreißen das Gefallen verschiedener Aspekt auf einer Skala von „2“ gleich „sehr gut“ bis „-2“ gleich „gar nicht“ zu bewerten: zum Beispiel die Melodie eines neuen Liedes, dessen Text oder den mehrstimmigen Gesang. Diözesanmusikdirektor Gregor Frede hatte für diesen Zweck einen speziellen Liedplan ausgearbeitet.

Wesentlich umfangreichere und detailliertere Fragebögen gingen außerdem an die Seelsorger, die Kirchenmusiker, Familien und 27 Einzelpersonen. Von letzteren kamen drei aus der Gruppe 14 bis 20 Jahre, neun aus der Gruppe 21 bis 40 Jahre, zwölf waren zwischen 41 und 65 Jahre alt und sechs 66 und älter. „Diese Aufteilung war zu Beginn des Testverfahrens vorgegeben worden“, sagt Pfarrer Dr. Florian Judmann (38). Dank eines persönlichen Zugangscodes konnten die Befragten die Antworten via Internet einschicken. „Ich musste zum Beispiel Fragen beantworten, die sich um die gebotene Anleitung zum Bibellesen drehten oder um die neuen Andachten“, erklärt Pfarrer Judmann.

Seine Pfarrkinder bekundeten anfänglich eine generelle Skepsis gegenüber der Nutzung der abgespeckten Testversion des Gotteslob-Nachfolgers. Das sei leicht zu verstehen, da Neues häufig zunächst auf Ablehnung stoße, meint Arbeitsvermittlerin Susanne Zimmer (50). Ihre Kritik betrifft vor allem das Druckbild: „Die hellgrau gedruckten Passagen haben einfach zu wenig Kontrast und lassen sich in der Kirche wirklich schlecht lesen.“ Zu klein empfindet Schüler Axel Staude (14) das Schriftbild. Mit der Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Marianne Fritz (56) lobt er die Übersichtlichkeit des modernen Druckbilds. Ein paar meditative Bilder oder christliche Symbole zur Auflockerung sähe Fritz – wie die gesamte Runde – gerne im neuen Gebet- und Gesangbuch. Wichtig ist der Lehrerin vor allem, dass die Marienlieder auch im neuen Buch enthalten sind. „Sonst geh’ ich auf die Barrikaden!“ Das gleiche gelte für die Vielzahl anderer beliebter Kirchengesänge, die in der dünnen Probepublikation nicht mehr getestet werden mussten.

Die Mellrichstädter berichten davon, wie sie während der Testphase routinemäßig eine Viertelstunde vor Gottesdienstbeginn in das Gotteshaus kamen, um neue Lieder zu üben. „Das war eine gute Sache“, betonen die Gemeindevertreter beim Pressegespräch. „Anfangs waren die Lieder fremd, aber dann haben sie uns gut gefallen“, erläutert die Rentnerin Brigitte Gburek (60). Die junge Generation zeigt sich ebenfalls angetan von den neuen Liedern. „Unsere Kirchenband freut sich über einige neue Songs“, sagt Abiturient Florian Kaiser (19). Fremdsprachige Lieder wie „Hark! The herald angels sing“ an Weihnachten oder „La paz del Sénor“ an Pfingsten stellten eine Herausforderung dar, auch wenn zum Mitsingen mehrere Strophen unter den Noten zu finden sind.

Kaiser hat sich auch die Informationstexte näher angeschaut, in denen die Sakramente näher erklärt werden: „Das spricht mich an.“ Gerade für Menschen, die der Kirche fern stehen, seien diese Texte eine gute und wichtige Informationsquelle für die (Wieder-)Annäherung, bekundet die Runde. Zu altbacken ist in den Augen von Susanne Zimmer der vorliegende Gebetsteil der Probepublikation geraten. Rechtsanwältin Gerda Staude (49) hat mit ihrem Mann und den fünf Kindern im Alter von 10 bis 18 Jahren als Familie die vorliegenden Texte getestet und hält sie „im Großen und Ganzen“ für geeignet. „Ich kenne die Bedürfnisse der verschiedenen Altersstufen bei Kindern und Jugendlichen aus der täglichen Erfahrung ziemlich gut.“

Wenn Pfarrer Judmann dieser Tage die Testausgaben für das Gemeinsame Gebet- und Gesangbuch wieder nach Würzburg schickt, bleibt in Mellrichstadt die Erinnerung daran, eine der sechs ausgewählten Gemeinden im Bistum Würzburg gewesen zu sein, die Teile des neuen Gesangbuchs für die deutschsprachigen Diözesen erproben durften. „Beim Gotteslob waren wir auch schon als Tester dabei. Und das erfüllt uns mit einem gewissen Stolz“, sagen die Mellrichstädter einmütig.

(2008/0635, E-Mail voraus)

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