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„Unser Leben kommt bei Gott zur Vollendung“

Interview mit Weihbischof Ulrich Boom zum Hochfest Allerheiligen und zum Totengedenken an Allerseelen

Würzburg (POW) Am Freitag, 1. November, feiert die katholische Kirche das Hochfest Allerheiligen, am Tag darauf folgt Allerseelen. Was es mit diesen beiden stillen Feiertagen auf sich hat, erklärt Weihbischof Ulrich Boom im Gespräch.

POW: Wie erklären Sie den Menschen heutzutage die Bedeutung von Allerheiligen?

Weihbischof Ulrich Boom: Wenn ich vom Pilgern spreche, sage ich gern: Ein Weg hat ein Ziel. Ich möchte ankommen, einmal endgültig zu Hause sein, nach allen Um- und Irrwegen des Lebens. Viele Bilder von Allerheiligen zeigen diesen Pilgerweg des Lebens, der bei Gott endet. Allerheiligen meint, dass unser Lebensweg bei Gott zur Vollendung kommt. Es geht nicht nur um die Menschen, die wir mit Namen nennen können: Maria, die Apostel, die heiligen Frauen und Männer. Zu ihnen gehören auch die vielen Unbekannten. Wir nennen Menschen heilig, weil wir an ihnen etwas von Gott sehen können. Aber Gott ist der, der heilig macht, und die Zahl der Menschen, bei denen dies aufscheint, übersteigt unser Denkvermögen. So ist Allerheiligen ein Fest der Hoffnung für mein eigenes Leben. Ich werde einmal ankommen bei Gott.

POW: Weshalb ist es wichtig, einen stillen Tag wie Allerseelen zu haben?

Weihbischof Boom: Allerseelen ist der Gedenktag aller Verstorbenen. Wir nehmen unser eigenes Leben und Sterben in den Blick. Wenn wir ehrlich sind, müssen wir sagen, dass wir nicht alles können und vermögen, wir werden auf vielfältige Weise schuldig gegenüber Menschen, Gott und uns selbst. Zum Allerseelentag gehört die Rede vom Fegefeuer, dem Ort der Reinigung, „purgatio“ nennen wir ihn auch. Ich erkläre mir es so: Wenn von zwei Menschen einer am anderen schuldig wird, der andere ihm verzeiht, erst recht, weil er ihn liebt, dann dauert es seine Zeit, bis der Schuldige dem Verzeihenden wieder in die Augen schauen kann. Der Ort der Reinigung ist, dass wir Gott, der uns grenzenlos liebt, trotz unseres Versagens und unserer Schuld wieder in die Augen schauen können. Den ewig Liebenden ewig anschauen können von Angesicht zu Angesicht, wie wir es beten. Das Nachdenken über unser Leben macht still. Darum: Der Allerseelentag ist ein stiller Tag.

POW: Wie begehen Sie persönlich Allerheiligen und Allerseelen?

Weihbischof Boom: Einmal gehören für mich zum Allerheiligen- und Allerseelentag die Feiern der heiligen Messe. In jeder Feier der heiligen Messe danken wir Gott für irdisches und ewiges Leben. Es gilt zwar für jede Messfeier, aber an diesem Tag besonders: In der Feier der heiligen Messe versammelt sich nicht nur das aktuelle, gegenwärtige Volk Gottes mit Christus, um Gott zu loben, zu danken und zu bitten. Es sind auch all die Menschen da, die vor uns waren. Darum werden im Hochgebet die Heiligen und die Verstorbenen genannt. Dann gehört für mich zum Allerseelentag der Gang zu den Gräbern. Jetzt hier in Würzburg sind es die Gräber im Dom, als Pfarrer waren es die Gräber auf den Friedhöfen in den Gemeinden, für die ich Pfarrer war. Die Gräber der Eltern, Verwandten, Bekannten und Freunde bleiben heute leider außen vor. Ich gehe aber gerne hin, wenn ich unterwegs bin und es die Zeit erlaubt, das eine oder andere Grab aufzusuchen. Es gibt aber auch noch das Gotteslob und Stundenbuch, in denen viele Gedenkzettel von Verstorbenen liegen. Wie der Gang zu den Gräbern sind die Totenbildchen ein Stück „ars moriendi“, ein Einüben in die „Kunst zu sterben“.

Interview: Christoph Niekamp (POW)

(4413/1096; E-Mail voraus)

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