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Verbraucher sollen „anstrengender“ sein

Film und Diskussion mit der Regisseurin Katarina Schickling – Landvolkseelsorger Scharl: Bauern und Verbraucher sitzen in einem Boot – Klaus Veeh vom Referat Mission-Entwicklung-Frieden: Regional und saisonal einkaufen

Würzburg (POW) „Verbraucher haben mehr Macht als sie glauben.“ Das hat die Regisseurin und Buchautorin Katarina Schickling vor rund 60 Zuhörern im Würzburger Burkardushaus betont. Am Montag, 25. November, rief sie dazu auf, als Verbraucher „anstrengender zu sein“, zum Beispiel bei Firmen anzurufen und sich nach Herkunft oder Produktionsbedingungen von deren Lebensmitteln zu erkundigen. Zudem riet sie, man solle in solchen Geschäften einkaufen, in denen man fragen kann, wo und wie die Nahrungsmittel erzeugt wurden.

Die Journalistin sprach auf Einladung der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) und der Diözesanstelle Mission-Entwicklung-Frieden des Bistums Würzburg. Zuvor wurde ihr ZDF-Dokumentarfilm „Der Wahnsinn mit dem Weizen“ gezeigt, der die Folgen unserer Agrarpolitik am Beispiel von Weizenexporten aus der EU in den Senegal beleuchtet.

„Etwas stimmt nicht mit unserem Ernährungssystem“, sagte Landvolkseelsorger Wolfgang Scharl zu Beginn der Veranstaltung – nicht zuletzt mit Blick auf die großen Traktoren-Demonstrationen von Bauern in Berlin und anderen Städten. Weltweit gebe es 570 Millionen landwirtschaftliche Betriebe, 80 Prozent davon seien Familienbetriebe. „Sie sind alle in ähnlicher Weise betroffen“, sagte Scharl, der auch Weltpräsident der Fédération Internationale des Mouvements d'Aultes Ruraux Catholiques (FIMARC) ist. In dieser Vereinigung haben sich katholische ländliche Erwachsenenbewegungen aus über 60 Ländern zusammengeschlossen. Weiter verwies er auf die seit bald 40 Jahren bestehende Partnerschaft der KLB Würzburg mit der Diözese Kaolack im Senegal. Sie habe sich sehr positiv entwickelt und sei „eine Partnerschaft auf Augenhöhe, weil wir auch sehr viel zurückbekommen“, sagte KLB-Diözesanvorsitzender Gerd Schneider.

Der Film macht an verschiedenen Beispielen deutlich, wie widersprüchlich sich die Politik der EU mitunter darstellt. „Wir exportieren mit EU-Subventionen geförderten Weizen nach Afrika, wo dadurch ebenfalls von der EU geförderte Projekte kaputt gemacht werden“, erklärte Schickling. So wird zum Beispiel gezeigt, wie eine mit EU-Geldern unterstützte Kooperative ihre Mühlen nicht betreiben kann, weil sich Mehl aus heimischen Getreidesorten wie Hirse im Land nur schlecht verkauft, da importiertes Weizenmehl wesentlich billiger ist.

„Mir geht es nicht darum, die Bauern zu bashen oder die EU schlecht zu machen“, versicherte die Regisseurin. Auch Scharl machte deutlich: „Wir sitzen alle in einem Boot“. Auch in Deutschland gehe es den Bauern nicht gut mit dieser Politik. „Die Landwirte sind oft das schwächste Glied in der Kette“, betonte Schickling. Harald Blankart, Leiter des Landwirtschaftsamts Würzburg, verwies auf die steigende Zahl von Menschen auf diesem Planeten, die ernährt werden müssten. Auch habe sich die Agrarpolitik hierzulande in den vergangenen Jahren stetig geändert. „Sie ist grüner geworden, und wir fördern mehr kleine Betriebe“, erklärte er.

Nachdrücklich forderte Schickling eine „verbraucherfreundliche Kennzeichnung von Lebensmitteln“. Die Herkunft von Produkten werde mitunter verschleiert. Als Beispiel nannte sie Tomaten aus China, die in Italien verarbeitet werden, und dann als Produkt aus Italien deklariert würden. „Deshalb gehen viele Verbraucher über das, was sie verstehen: den Preis“, sagte die Referentin. Dass es auch anders gehe, beweise die Regelung für Eier. Durch entsprechende Angaben auf der Verpackung seien lose Eier aus Legebatterien aus den Verkaufsregalen weitgehend verschwunden, der Anteil von Bio- und Freilandeiern sei inzwischen sehr hoch.

„Bestehende Handelsabkommen zementieren oft Unrecht“, sagte Schickling weiter. Deshalb plädierte sie für „flexible Zölle“, die es erlauben, die heimische Landwirtschaft im Zweifelsfall zu schützen. „Lebensmittel werden als Handelsgut betrachtet. Das geht nicht“, ergänzte Scharl, der sich ebenfalls für einen gewissen Protektionismus aussprach.

Klaus Veeh von der Diözesanstelle Mission-Entwicklung-Frieden monierte, dass die Landwirtschaft weitgehend Teil der Industrie geworden sei, was er an der Größe der Maschinen und den bewirtschafteten Flächen festmachte. Auch er plädierte wie viele Diskussionsteilnehmer, regional und saisonal einzukaufen. KLB-Diözesanvorsitzender Stefan Oppmann regte an, dass sich Verbraucher ansehen sollten, wie Landwirte heute arbeiten. „Oft fehlt der Bezug zur Landwirtschaft“, meinte er.

Der Film „Der Wahnsinn mit dem Weizen“ ist in der ZDF-Mediathek abrufbar unter: https://www.zdf.de/dokumentation/zdfzoom/zdfzoom-der-wahnsinn-mit-dem-weizen-100.html

ws (POW)

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