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Verkaufsverhandlungen laufen

„Runder Tisch“ zur Benediktushöhe – Finanzdirektor Kunkel: Kommune ist erster Ansprechpartner

Zellingen/Retzbach (POW) Wie geht es mit dem Tagungshaus Benediktushöhe Retzbach weiter? Um diese Frage ist es bei einem „Runden Tisch“ gegangen, zu dem die Diözese Würzburg am Mittwochabend, 9. März, Vertreter von Regierung von Unterfranken, Landratsamt Main-Spessart, der Kommune sowie der Pfarreien Retzbach und Zellingen ins Pfarrheim Zellingen eingeladen hatte.

„Aktuell gibt es Absichtserklärungen mehrerer Kaufinteressenten. Diese werden von dem von uns beauftragten Dienstleister, der Bank für Sozialwirtschaft, geprüft. Sie hat einen großen Erfahrungsschatz im Umgang mit Sozialimmobilien“, informierte Ordinariatsrat Sven Kunkel, Leiter der Hauptabteilung Finanzen und Immobilien des Bistums Würzburg. „Wir wollen die Benediktushöhe verkaufen“, sagte Kunkel. Zudem bestätigte er, dass Gespräche für eine zwischenzeitliche Nutzung des Edith-Stein-Hauses und der Hausmeisterwohnung der Benediktushöhe als Flüchtlingsunterkunft mit der Regierung von Unterfranken und dem Landratsamt Main-Spessart als Untere Genehmigungsbehörde liefen. Derzeit würden beispielsweise Brandschutz und baurechtliche Vorgaben geprüft, bestätigten Maria-Antonette Graber und Lothar Menzel von der Regierung von Unterfranken. Dann würden zunächst die vertraglichen Konditionen besprochen. „Bevor wir als Mieter mit der Diözese einen Vertrag unterschreiben, werden wir aber wie immer zu einem Runden Tisch einladen, bei dem die Verantwortlichen und die Menschen vor Ort angehört werden“, betonte Menzel.

Die Entscheidung, die Benediktushöhe zu schließen, sei dem Bistum nicht leicht gefallen, sagte Domkapitular Albin Krämer, Leiter der Hauptabteilung Seelsorge. Die Bildungsarbeit gehe aber an anderen Orten gut weiter. Ordinariatsrätin Dr. Christine Schrappe, Leiterin der Hauptabteilung Bildung und Kultur, zitierte aus einer Stellungnahme von Johanna Hecke, Leiterin des Forums Soziale Bildung Benediktushöhe, die krankheitsbedingt verhindert war. „Die Bildung des Vereins sowie der Verbände geht an den anderen Orten weiter und klappt für das Forum Soziale Bildung sehr gut.“ Die Arbeitnehmerbildung sei zudem auch weiterhin durch die Arbeit von Katholischer Arbeitnehmer-Bewegung und Kolping präsent. Die Schließung kirchlicher Häuser sei derzeit deutschlandweit wahrzunehmen. „Das ist eine Entwicklung, die schmerzt, die uns der liebe Gott aber scheinbar zumutet.“

Eine ausführliche und emotionale Gegenrede hielt der ehemalige Bundestagsabgeordnete Peter Keller, erster Leiter der Benediktushöhe. Er bezeichnete die Schließung des Hauses als einen großen Fehler. Die Kirche dürfe nicht die Fehler von vor 200 Jahren wiederholen, sagte er und zitierte Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler: „Kirche ist nur wahrhaft katholisch, wenn sie sozial ist.“ Die brandschutzrechtlichen Mängel, die es beim Haupthaus gebe, ließen sich ganz gewiss „politisch“ aus dem Weg räumen. Dem widersprach Sabine Sitter, Landrätin von Main-Spessart, energisch. „Es geht um Menschenleben.“

Stefan Wohlfart, Bürgermeister der Marktgemeinde Zellingen, monierte die lange Funkstille, die es nach der Bekanntgabe der Schließungspläne im Dezember 2020 gegeben habe. „Ich hätte mir da mehr Informationen von Seiten des Bistums gewünscht.“ Eine enge Abstimmung mit der Gemeinde sei in jedem Fall unumgänglich. „Sonst habe ich keine Möglichkeit, Einfluss zu nehmen – im Positiven wie im Negativen.“ Die Gerüchte, die in den vergangenen Monaten entstanden seien, hätten in Retzbach für enorme Aufregung gesorgt. „Da ist viel Porzellan zerschlagen worden.“ Es werde erwartet, dass Bischof Dr. Franz Jung komme und erkläre, was mit der Benediktushöhe geschehe. „Unwissen beunruhigt“, sagte Wohlfart.

„Enttäuscht“ zeigte sich Finanzdirektor Kunkel, der um ein persönliches Gespräch mit dem Bürgermeister gebeten, aber keine Antwort erhalten habe. Der Verkauf der Immobilie sei weiterhin das Ziel. „Die Kommune ist unser erster Ansprechpartner“, unterstrich der Finanzdirektor. Landrätin Sitter hob hervor, dass das Landratsamt als staatliche Stelle von Anfang an in den Prozess mit eingebunden sei. „Wir arbeiten dann professionell und ohne Emotion alle Parameter ab. Wir gehen immer erst dann mit Informationen nach außen, wenn auch Relevantes zu vermelden ist.“ Wann eine Veröffentlichung zu spät oder zu früh sei, dafür gebe es keine eindeutige Unterscheidung, erklärte Schrappe.

Dekan Simon Mayer wies mit deutlichen Worten die Unterscheidung zwischen „guten“ Flüchtlingen aus der Ukraine und „bösen“ aus anderen Ländern zurück, die seit Beginn des Kriegs vor 14 Tagen öffentlich wahrnehmbar sei. „Eine solche Kategorisierung von Menschen ist zutiefst unchristlich.“ Dietmar Gößwein von der Kirchenverwaltung in Zellingen berichtete davon, dass es im Ort auch Stimmen gebe, die der Unterbringung von Flüchtlingen skeptisch gegenüberstünden. „Man braucht für die Integration auch die Bürger vor Ort“, betonten er und Elisabeth Stölting, Vorsitzende des Zellinger Pfarrgemeinderats und Mitglied des örtlichen Integrationsbeirats.

Dekan Mayer und Schrappe betonten, dass im Hintergrund bereits geprüft worden sei, welche kirchliche Unterstützung durch Haupt- wie Ehrenamtliche für die Betreuung von Flüchtlingen, so eine derartige Nutzung der Benediktushöhe erfolge, möglich sei. „Wir müssen auch von der Bundesregierung eine finanzielle Unterstützung für die Betreuung bekommen“, sagte Landrätin Sitter.

mh (POW)

(1122/0290; E-Mail voraus)

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