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Verlässlicher Partner in der Finanzkrise

Interview mit dem Bischöflichen Finanzdirektor Dr. Adolf Bauer zum Haushaltsplan 2009 und zum Umgang der Diözese Würzburg mit der Finanzkrise

Würzburg (POW) Die Diözese Würzburg kann auch in Zeiten der Finanzkrise für 2009 einen Etat ohne Rücklagenentnahme und Kreditaufnahme vorlegen. In folgendem Interview spricht Bischöflicher Finanzdirektor Dr. Adolf Bauer über die aktuelle finanzielle Situation des Bistums und über Risiken bei der aktuellen Finanzplanung.

POW: Der Haushaltsplan für das Jahr 2009 liegt auf gleicher Höhe wie 2008. Gehen Sie optimistisch auf die kommenden Monate zu? Wie würden Sie die aktuellen Planungen umschreiben?

Dr. Adolf Bauer: Haushalte sollten nicht auf Optimismus oder Pessimismus beruhen, sondern mit der notwendigen Vorsicht die realistischen Möglichkeiten widerspiegeln. Der Haushalt 2009 steht in der Kontinuität der Vorjahre. Die Ausgaben sind durch die Einnahmen abgedeckt, die zu über 90 Prozent Kirchensteuermittel sind. Wir greifen 2009 weder auf Rücklagen zurück, noch nehmen wir Kredite auf. Die Diözese bleibt somit ein verlässlicher Partner unserer kirchlichen Einrichtungen. Nicht verschwiegen werden darf hier aber, dass insbesondere wegen der Unwägbarkeiten der Steuerentwicklung in diesem Haushalt größere Risiken als in den Vorjahren enthalten sind. Bereits heute müssen wir darauf hinweisen, dass wir für das Jahr 2010 deutliche Steuerrückgänge erwarten.

POW: Freuen dürfen sich die Pfarreiengemeinschaften. Welche besondere Unterstützung gibt es für die neuen Seelsorgeeinheiten?

Bauer: Die Bildung der neuen Pfarreiengemeinschaften stellt eine große Herausforderung für alle Beteiligten dar. Hier müssen Formen der überpfarrlichen Zusammenarbeit gefunden werden, ohne die Identität der Pfarreien vor Ort mit ihrem enormen Potential an ehrenamtlichem Engagement zu verlieren. Diesem Anliegen trägt die Diözese Würzburg durch eine auf drei Jahre befristete Erhöhung der Pfarrbürostunden für errichtete Pfarreiengemeinschaften Rechnung. Für 2009 sind hierfür rund 480.000 Euro eingeplant. Die örtlichen Kirchenstiftungen erhalten durch eine Erhöhung der Pauschalzuwendung um 50 Cent je Katholik Hilfe, um die gestiegenen Kosten in den Bereichen Energie und Personal abzudecken. Hierfür planen wir zusätzlich zirka 440.000 Euro ein.

POW: Wie verändert sich die Finanzplanung der Diözese in der aktuellen Finanzkrise?

Bauer: Unmittelbar verändert die aktuelle Finanzkrise die Finanzplanung der Diözese Würzburg eigentlich nicht. Unabhängig vom konjunkturellen Auf und Ab verbietet es sich, kirchliche Projekte und Maßnahmen in Angriff zu nehmen, wenn deren Nachhaltigkeit nicht gewährleistet werden kann. In Anbetracht der demographischen Entwicklung und der sich im dauernden Durchschnitt daraus ergebenden realen Minderungen der Kirchensteuer muss der Prozess „Erneuern und Sparen“ konsequent über die Jahre fortgesetzt werden. Im Haushaltsvollzug 2009 muss das Ausgabeverhalten jedoch aufgrund der Unwägbarkeiten beim Kirchensteueraufkommen mit besonderer Sorgfalt beobachtet werden, um eine Unterdeckung zu vermeiden.

POW: Musste die Diözese Würzburg bisher Einbußen am Finanzmarkt hinnehmen?

Bauer: In der derzeitigen Situation an den Finanz- und Kapitalmärkten kann sich wohl keine Institution, die Kapitalanlagen zu verwalten hat, dem Rückgang der Märkte ganz entziehen kann. Wenn – wie in dieser Situation – nahezu alle Anlageklassen und Regionen gleichzeitig erhebliche Kursrückgänge zu verzeichnen haben, sind auch bei einem vorsichtigen, risikobewussten Anlagemix Wertschwankungen hinzunehmen. Die gilt auch für die Diözese Würzburg. Wie viele andere kirchliche Rechtsträger auch berücksichtigt die Diözese in ihrem Anlageverhalten die Ziele ethische Verantwortbarkeit und Nachhaltigkeit, angemessene Rendite, vertretbares Risiko sowie jederzeitige Liquidität und Stabilität. Wichtig ist in dieser Situation eine vorausschauende Finanzplanung, die sicher stellt, dass eine jederzeitige Zahlungsfähigkeit gegeben ist, ohne dass Finanzanlagen in einem markttechnisch ungünstigen Umfeld verkauft werden müssen. Schließlich werden zum Beispiel festverzinsliche Wertpapiere, die ja aufgrund der gegenwärtigen Zins- und Risikoeinschätzung auch erhebliche Kursrückgänge zu verzeichnen haben, in der Regel zum vollen Nennbetrag zurückgezahlt. Für die Diözese Würzburg ist das uneingeschränkt der Fall.

POW: Welchen besonderen Risiken steht die Finanzplanung im Jahr 2009 gegenüber?

Bauer: Die besonderen Risiken beruhen auf der Einnahmenseite bei der Entwicklung der Kirchensteuer. Zu nennen sind hier neben dem aufgrund der konjunkturellen Entwicklung zu erwartenden Anstieg der Arbeitslosigkeit die Auswirkungen der Abgeltungsteuer, die Steuererstattungen aufgrund der Pendlerpauschale, die erhöhte Berücksichtigung von Krankenversicherungsbeiträgen und die Steigerung des Grundfreibetrages. Wir gehen jedoch davon aus, dass diese Effekte durch die gestiegenen Tarifentgelte und die im Jahresdurchschnitt hoffentlich doch noch niedrigere Arbeitslosigkeit ausgeglichen werden.

POW: Wie prognostizieren Sie die Entwicklung der Finanzsituation der Diözese in den kommenden Jahren?

Bauer: Angesichts der demographischen Entwicklung wird im dauernden Durchschnitt das reale Kirchensteueraufkommen unabhängig vom konjunkturellen Auf und Ab zurückgehen. Insofern muss der begonnene Prozess „Erneuern und Sparen“ konsequent fortgesetzt werden. Insbesondere die Personalkostenentwicklung muss stets kritisch verfolgt werden. Es ist entscheidend, dass im dauernden Durchschnitt die Ausgaben an die Einnahmen angepasst werden.

(0809/0223; E-Mail voraus)