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Kiliani-Wallfahrtswoche 2023

„Verschiedenheit ist eine Chance“

Ökumenischer Gottesdienst im Kiliansdom mit Vertretern von sechs christlichen Konfessionen aus Würzburg – Lesung als „Gesang und Bewegung“ und Vaterunser auf Aramäisch

Würzburg (POW) Kraftvolle Trommelschläge begleiten feierliche Schrittfolgen, und ein Chor singt das Vaterunser auf Aramäisch, der Sprache Jesu: Vielfältig und bunt ist der ökumenische Gottesdienst am Mittwochabend, 5. Juli, im Würzburger Kiliansdom gewesen. „Kilian und seine Gefährten haben die Kirche in Franken gegründet. Wir alle stehen als Christinnen und Christen auf den Schultern dieser Frankenapostel. Das wollen wir heute Abend zum Ausdruck bringen als Kirchen, die sich Jesus Christus und seinem Evangelium verpflichtet wissen“, sagte Bischof Dr. Franz Jung zu den rund 220 Gläubigen verschiedener christlicher Konfessionen. Regionalbischöfin Gisela Bornowski vom evangelischen Kirchenkreis Ansbach-Würzburg betonte in ihrer Ansprache: „Dass wir heute als Verschiedene den einen Christus feiern, ist ein wunderbares Zeugnis in die Stadt, in das Bistum, in den Kirchenkreis hinein.“

Weiter standen dem Gottesdienst Pastor Christoph Schmitter von der Freien evangelischen Gemeinde Würzburg, Erzpriester Martinos Petzolt von der Griechisch-Orthodoxen Kirche, Pfarrer Gebremariam Mulualem von der Äthiopisch-orthodoxen Gemeinde Würzburg und Subdiakon Johann Ün von der Syrisch-orthodoxen Glaubensgemeinschaft Würzburg vor.

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„Verschiedenheit ist eine Chance, eine Bereicherung, und keine Bedrohung“, sagte Regionalbischöfin Bornowski. Christus am Kreuz – das zeige, was den gemeinsamen Gott ausmache. Gott erniedrige sich freiwillig und teile sein Leben mit den Menschen. „Egal welcher Konfession oder auch Religion jemand angehört, egal wie schön, wie stark, wie gescheit oder mächtig einer oder eine ist, Christus kommt zu jeder und jedem von uns und lässt sich auf uns ein.“ Als Christinnen und Christen dürfe man von einer ökumenischen Gemeinschaft träumen, „in der wir nicht auf andere herabschauen, sondern uns so auf die Glaubensgeschwister einlassen, wie Christus sich auf diese Welt eingelassen hat“, sagte Bornowski. Der Völkerapostel Paulus habe die Andersartigkeit der jungen Christen, die von ihrer Herkunft und Frömmigkeit sehr unterschiedlich waren, wertgeschätzt und sich an ihrer Verschiedenheit gefreut. „Es ist ein Leib mit vielen Gliedern, es ist ein Geist, der sich in ganz unterschiedlicher Weise zeigt.“

„Im Relevanzverlust unserer Kirchen und in einer Gesellschaft, die Gott immer mehr vergisst, ist unser gemeinsames Zeugnis wichtiger denn je“, betonte Bornowski. Christus habe auf seine Macht verzichtet. „So dürfen auch wir uns in Bescheidenheit und mit gegenseitigem Respekt begegnen. Dann können wir uns an unserer Verschiedenheit freuen und sie als Bereicherung erleben. Dann haben wir gemeinsam den Blick frei für die Nöte der Menschen um uns herum.“

Jede Gemeinschaft gestaltete einen Teil der Feier. Erzpriester Petzolt trug die Kyrie-Litanei mit abschließendem Tagesgebet vor. Eine Gruppe der Äthiopisch-orthodoxen Gemeinde legte die Lesung mit feierlichen Bewegungen aus. In lange weiße Gewänder gehüllt, umkreisten die Frauen und Männer Pfarrer Mulualem, der den Takt auf einer großen Trommel schlug. Ein Chor der Syrisch-orthodoxen Gemeinde sang das Vaterunser in aramäischer Sprache.

Linda Mahler von der Freien evangelischen Gemeinde legte Zeugnis darüber ab, was der Glaube in ihrem Leben bewirkt. Sie erzählte von ihrem christlichen Elternhaus und wie Gott sie auch in mehreren familiären Schicksalsschlägen immer begleitet habe. Als ihr „Herzensanliegen“ habe sie das Thema Gerechtigkeit gefunden. „Ich bin mir sicher, dass Gott es mir geschenkt hat und mich berufen hat, mich für Menschen einzusetzen“, erzählte sie. Sie engagiere sich unter anderem gegen moderne Formen der Sklaverei und habe neben Theologie noch Diversitätsmanagement studiert, um Menschen helfen zu können. „Ich bin mir sicher, dass meine Leidenschaft für die Schwachen Menschen inspirieren und Leben verändern wird. Vielleicht nur ein kleines bisschen, aber das ist doch schon mal was.“

Nach dem Gottesdienst nutzten viele Gläubige die Möglichkeit, am Schrein der Frankenapostel durch Erzpriester Petzolt oder Ökumenereferent Domvikar Dr. Petro Müller den Einzelsegen zu empfangen.

„Es ist ein schönes Zeichen, dass Christinnen und Christen in der Kilianswoche zusammen gebetet haben“, sagte Susanne Bühl von der Gemeinschaft Sant’Egidio. Sie glaubt, dass es für die Zukunft immer wichtiger werde, dass Christen miteinander beten und Zeugnis geben.

„Der Gottesdienst war sehr eindrücklich“, sagte Herta Gräf aus Würzburg. Sie selbst sei evangelisch. Besonders gefallen habe ihr, wie die unterschiedlichen Gemeinden Teile des Gottesdienstes gestaltet haben. Nur das traditionelle Kilianslied habe ihr gefehlt: „Das Lied ist für mich sehr wertvoll. Wir sind doch alle seine Kinder in Franken.“

„So eine Vielfalt hatte ich nicht erwartet. Es war ein tolles Statement“, lobte Ruben Sill. Er und Markus Gehenio kommen vom Lebenszentrum für die Einheit der Christen in Schloss Craheim (Landkreis Schweinfurt). Es sei schön gewesen, an den anderen christlichen Kulturen teilzuhaben, ergänzte Gehenio: „Das Vaterunser auf Aramäisch bewegt noch einmal ganz anders.“

Bethlehem Terwey von der Äthiopisch-orthodoxen Gemeinde freute sich, dass man nach Corona endlich wieder gemeinsam singen und beten konnte. „Es war so toll, dass so viele verschiedene Religionen zusammengekommen sind.“

„Der Gottesdienst hat mich sehr angesprochen. Ich fand ihn ausgewogen und ehrlich“, sagte Schwester Margit Herold von den Oberzeller Franziskanerinnen. Die Vielfalt sei eine Bereicherung, sagte ihre Mitschwester Veridiana Dürr. „Alle wollen aufeinander zugehen. Ich sehe darin einen Weg der Einheit in Verschiedenheit.“

Es sei für sie ein „Glücksgefühl“ gewesen, einen katholischen Bischof und eine Regionalbischöfin gemeinsam in einem Gottesdienst stehen zu sehen, sagte Ines Frohmader-Zehner aus Ebertshausen (Landkreis Schweinfurt). Sie ist evangelisch, ihr Mann Anton katholisch. Anton Zehner empfand den Gottesdienst als abwechslungsreich. „Man hat auch andere religiöse Kulturen kennengelernt, die ja eigentlich vor der Haustür sind.“ Beide würden sich mehr ökumenische Gottesdienste wünschen. Auch Krimhild Rausch aus Würzburg lobte den Gottesdienst. Die 88-Jährige war selbst mehr als 25 Jahre als Mesnerin tätig. Nach Ansicht von Gertrud Schmitt aus Würzburg hätte die Feier mehr Zuspruch verdient gehabt: „Es hat mich überrascht, dass so wenige gekommen sind.“

sti (POW)

(2823/0778; E-Mail voraus)

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