Würzburg (POW) Am Aschermittwoch, 13. Februar, beginnt die Fastenzeit. 40 Tage lang bereiten sich die Christen auf die Feier des Osterfestes vor. Im Mittelpunkt steht dabei meist der Verzicht, beispielsweise auf Süßigkeiten oder Alkohol – doch das ist nur eine von vielen Möglichkeiten. Im Interview gibt Diözesan-Familienseelsorger Domvikar Stephan Hartmann Anregungen, wie man die Fastenzeit innerhalb der Familie gestalten kann.
POW: Fastenzeit wird von den meisten Menschen mit Verzicht gleichgesetzt – Verzicht auf Schokolade, Alkohol, Fernsehen …
Domvikar Stephan Hartmann: Verzicht muss nicht nur bedeuten, auf Schokolade zu verzichten. Ich kann den Verzicht auch als einen Impuls nehmen. Ich verzichte zum Beispiel darauf, eine Tafel Schokolade zu kaufen. Stattdessen spende ich das Geld oder spare es, um anstelle mehrerer Tafeln eine teurere, aber fair gehandelte Schokolade zu kaufen. Das kann ich dann als Anlass nehmen, um mit meinen Kindern über den Gedanken von fairem und gerechtem Lohn für die Arbeit zu sprechen. Das Ritual des Verzichts kann auf diese Art bewusst dazu genutzt werden, um eine Botschaft zu vermitteln und etwas über den Glauben zu erzählen.
POW: Wie kann man die Fastenzeit in der Familie gestalten und dabei allen Altersstufen gerecht werden?
Hartmann: Da ist die Kreativität der Eltern gefragt. Nehmen wir die Taufe als Beispiel. Die Anzahl der Fastentage bezieht sich auf das 40-tägige Fasten Jesu in der Wüste nach seiner Taufe am Jordan. Das kann man zum Anlass nehmen, um bewusst über die eigene Taufe nachzudenken. Mit drei- bis fünfjährigen Kindern könnte man gemeinsam die Taufkerze anzünden und sie mit Weihwasser segnen. Mit Jugendlichen kann man darüber diskutieren, was es heißt, als Getaufter zu leben. Oder man nimmt das Taufkleid als Ausgangspunkt, um zu fragen: Wie würde Jesus heute erscheinen? Welche Kleidung müsste ich anziehen, um in die Rolle Jesu zu schlüpfen? Im übertragenen Sinne: Welche Haltung müsste ich dazu „anziehen“, was bedeutet das für meinen Alltag? Wenn es zum Beispiel heißt, „Jesus war achtsam auf andere“, dann kann ich das zum Anlass nehmen, auch auf die Außenseiter in der Klasse bewusster zu achten.
POW: Im täglichen Stress gehen gute Vorsätze oft einfach unter. Haben Sie weitere Anregungen, wie man die Fastenzeit ohne großen Aufwand bewusst gestalten kann?
Hartmann: Eine einfache Möglichkeit ist, sich einen Impuls für den Tag auszusuchen, etwa ein Psalmwort. Und dann nehme ich mir fünf Minuten Auszeit, um darüber nachzudenken. Oder man kann aus dem Verzicht einen guten Vorsatz machen, zum Beispiel: Ich verzichte eine Woche lang jeden Tag auf eine saloppe Bemerkung und sage dafür ein gutes Wort. Oder die ganze Familie verzichtet auf ein opulentes Mittagessen. Stattdessen gibt es ein einfaches Reisgericht und man nimmt das zum Anlass, um über die Millionen von Menschen zu sprechen, die jeden Tag nichts anderes als Reis haben. Das ist ein einfacher Weg, um auch Kindern etwas über die „Eine Welt“ zu erklären.
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