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„Viel stille Zeit als Geschenk“

Weihnachtsinterview mit Schwester Ursula Falk, Hausoberin im Kloster der Kreuzschwestern in Gemünden

Gemünden (POW) Wie feiert man Weihnachten im Kloster? Hausoberin Schwester Ursula Falk (74) vom Kloster der Kreuzschwestern in Gemünden erzählt in einem Gespräch von den Vorbereitungen auf das Weihnachtsfest, ihren Weihnachtserinnerungen aus der Kindheit und ihren Weihnachtswünschen für die Zukunft des Klosters. Das vorliegende Interview ist die stark gekürzte Version. Der komplette Text findet sich ab dem Vorabend des vierten Advents, 20. Dezember, im „Würzburger Weihnachtsblatt“, der digitalen Sonderausgabe des katholischen Sonntagsblattes, unter der Internetadresse bit.ly/Weihnachtsblatt.

POW: Wie bereiten sich die Kreuzschwestern im Kloster in Gemünden auf das Weihnachtsfest vor?

Schwester Ursula Falk: Im Advent ist uns das „Miteinander“ in der Gemeinschaft sehr wichtig. Bei einer Vorvesper am ersten Adventssonntag kommen alle Schwestern am Adventskranz zusammen, der nach dem Psalmengebet gesegnet wird. Ich finde das immer sehr schön, weil jede Schwester die Möglichkeit hat, sich gedanklich auf den Advent einzustimmen. Auf die vier Adventssonntage bereiten wir uns mit gemeinsamen Meditationen an jedem Samstagabend vor. Die Gebetszeit wird mit adventlicher Musik und besinnlichen Texten ausgestaltet. Schwestern können dafür Anregungen äußern. Unser Geistlicher Pfarrer Rudolf Scherbaum gestaltet die adventlichen Gottesdienste auch immer so lebendig, dass wir unter seiner Führung unseren Blick auf Weihnachten weiten und öffnen können. Das ist für uns ein großes Geschenk und wir sind sehr dankbar dafür.

POW: Gibt es im Kloster ein besonderes Weihnachtsessen?

Falk: Ja, traditionsgemäß gibt es am Heiligabend „Saure Zipfel“ und frische Klosterbrötchen. Dazu gibt es noch Käseplatten, Teller mit Rohkost, und auch Fisch ist im Angebot. Ganz wichtig ist aber der Nachtisch. Da gibt es immer Böhmischen Apfelstrudel, weil unsere Gemeinschaft ursprünglich ja aus Böhmen stammt. Am ersten Weihnachtsfeiertag gibt es Weihnachtsgans mit Blaukraut und Knödeln und als Nachspeise einen schönen Eisbecher. Unsere Küche ist sehr erfinderisch und lässt sich immer tolle Sachen in Absprache mit uns einfallen.

POW: Machen Sie sich untereinander Geschenke?

Falk: Wir machen uns eigentlich keine großen Geschenke. Gerne schenken sich aber einige Schwestern gegenseitig nützliche Sachen. Die einen oder anderen befreundeten Mitschwestern tauschen bei der Bescherung Geschenke aus. Da sind dann oft ganz nette Überraschungen und meist wirklich Kleinigkeiten dabei.

POW: Wie verbringen Sie selbst die Feiertage? Besuchen Sie Ihre Familie?

Falk: Als Konventoberin bin ich in den Feiertagen sehr engagiert und in die Organisation beziehungsweise Gestaltung der Festivitäten eingebunden. Deshalb telefoniere ich nur öfters mit meiner Familie oder wir schicken uns Nachrichten und Fotos über E-Mails. Ich verbringe die Zeit sehr gerne hier im Kloster bei meiner Gemeinschaft. Ich gönne mir als Geschenk viele stille Zeiten. In der Weihnachtszeit, ohne die Schülerinnen und Mitarbeiter, ist im Haus viel Ruhe. Ich sitze oft vor der Krippe in der Kirche, gehe spazieren oder lese eines der Bücher, die wir jedes Jahr geschenkt bekommen. Einige Schwestern fahren weg, aber für mich steht der Urlaub erst im Sommer an.

POW: Haben Sie Tipps für ein harmonisches Weihnachtsfest in der Familie?

Falk: Mein Rat ist, zufrieden zu sein mit dem, was im Elternhaus an Weihnachten geboten wird. Wenn ich zum Beispiel für das Fest aus den USA zurück in meine Familie nach Deutschland komme, dann kann ich nicht verlangen, dass so gefeiert wird wie in den Staaten. Ich muss mich angleichen und in die familiären Bräuche und Traditionen wieder einfügen. Mit Zufriedenheit wird das Fest mit Sicherheit schön und harmonisch. Wichtig ist auch der Besuch der Christmette. Gemeinsam mit der Familie das Weihnachtsevangelium zu hören und Weihnachtslieder zu singen schenkt sicherlich auch Weihnachtsfreude und Zufriedenheit.

POW: Wie haben Sie selbst Weihnachten in Ihrer Kindheit verbracht?

Falk: Ich bin in der Oberpfalz mit sehr liebevollen und religiös geprägten Eltern aufgewachsen. Wir hatten viele Bräuche und Geheimnisse in der Adventszeit. Wenn meine Geschwister und ich von der Schule heimkamen, haben wir immer im Moos zwischen den Scheiben der Doppelfenster nach kleinen Überraschungen gesucht. An Weihnachten kam dann das Christkind. Das waren junge Damen, die ihr Brautkleid oder irgendein anderes weißes langes Kleid mit Schleier über dem Gesicht anhatten. An Heiligabend gab es bei uns immer gebratenen Karpfen. Meine Mutter hat uns oft selbst gestrickte Dinge geschenkt wie Handschuhe, Schal oder Mütze. Einmal habe ich einen Muff bekommen. Damit bin ich dann ganz stolz durch den tiefen Schnee zur Christmette gestapft. Meine Mutter hat auch immer Plätzchen gebacken. Die musste sie dann aber immer verstecken, weil wir es gerochen haben, wenn wir im Bett waren und sie wieder in der Küche gewerkelt hat.

POW:Gibt es eine ganz spezielle Weihnachtserinnerung, an die Sie gerne zurückdenken?

Falk: Einmal habe ich einen Hut bekommen. Er war blau und hatte rundherum eine Krempe. Blau war in meiner Kindheit auch meine Lieblingsfarbe. Ich war erst gar nicht begeistert, weil er überhaupt nicht warm war. Aber dann hat mir meine Mutter gesagt, dass ich ihn schon für den Frühling bekomme. Bis zum Frühling war er im Schrank und ich konnte mich darauf freuen. Im Frühjahr habe ich ihn dann mit sehr viel Stolz getragen. An Heiligabend bin ich damit natürlich auch schon durch die Wohnung stolziert.

Stichwort: Kloster der Kreuzschwestern

Im Kloster der Kreuzschwestern in Gemünden leben momentan 34 Schwestern. Es ist einer von 51 Konventen der Provinz Europa Mitte der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz. Die Provinz Europa Mitte umfasst sieben Regionen: Oberösterreich, Niederösterreich, Steiermark-Kärnten, Tirol-Vorarlberg, Ungarn, Slowenien und Bayern. Die Kreuzschwestern in Gemünden engagieren sich mit ihrem Mädchenbildungswerk für Bildung und Erziehung. Zum Mädchenbildungswerk gehören ein Gymnasium, eine Realschule, eine offene Ganztagesschule, ein Vollinternat, ein Kinder- und Jugendhort, eine Heilpädagogische Tagesstätte und eine therapeutische Mädchengruppe. Schwester Ursula Falk ist seit 1955 Mitglied der Klostergemeinschaft.

Interview: Antonia Schlosser (POW)

(5115/1315; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet

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