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Vielfältig wie das Leben

Interview mit Diözesanfamilienseelsorger Domvikar Stephan Hartmann zum Familiensonntag am 14. Januar – Kirche als politische Stimme

Würzburg (POW) Familien haben viele Gesichter – verheiratete Paare mit Kindern, Unverheiratete, Alleinerziehende oder so genannte Patchwork-Familien. Domvikar Stephan Hartmann weiß um die Sorgen und Probleme, mit denen Familien in der heutigen Gesellschaft zu kämpfen haben. Der 49-Jährige ist seit 2005 Diözesanfamilienseelsorger. In folgendem Interview äußert er sich über seine Tätigkeit in der Familienpastoral der Diözese Würzburg und zum Familiensonntag am 14. Januar.

POW: Herr Domvikar, Sie sind Kolping-Diözesanpräses und seit September 2005 auch Diözesanfamilienseelsorger. Welche Felder umfasst diese Tätigkeit?

Domvikar Stephan Hartmann: Familienarbeit ist sehr vielseitig – wie meine Tätigkeit in diesem Bereich. Ich zelebriere Gottesdienste, nehme an Familienwochenenden teil, halte Vorträge und engagiere mich als Geistlicher Beirat des Familienbunds. Außerdem arbeite ich sehr eng mit der Dekanatsfamilienseelsorge zusammen. So habe ich die Familienwallfahrt nach Lourdes im vergangenen Jahr mit vorbereitet und begleitet.

POW: Wie würden Sie die Arbeit in der Familienseelsorge beschreiben?

Domvikar Hartmann: In der Familienarbeit ist alles möglich. Es gibt einfach keine Schubladen. Der Begriff Familie ist allumfassend und nicht nur beschränkt auf Mutter, Vater und zwei schulpflichtige Kinder. Familie, das kann auch ein erwachsener Mensch mit seinen pflegebedürftigen Eltern sein. Ich will damit sagen, es gibt für den Familienbegriff keine allgemeingültige Definition. Deshalb ist es auch so schwer, Schwerpunkte in der Familienarbeit zu setzen. Der Familienbund beispielsweise bietet vermehrt Veranstaltungen für Familien mit Kindern mit Behinderungen an. Ich selbst bereite gerade ein Wochenende für Ehepaare vor, die im vergangenen, in diesem oder im nächsten Jahr Silberhochzeit feierten oder feiern. Die Arbeit in der Familienseelsorge ist sehr abwechslungsreich und immer wieder neu.

POW: Mit dem Familiensonntag am 14. Januar beginnt das dritte und letzte Jahr der Initiative „Hier beginnt die Zukunft: Ehe und Familie“. Sie steht in diesem Jahr unter dem Motto „Ermutigen. Vertrauen. Voranbringen“. Wie wird der Familiensonntag im Bistum Würzburg gestaltet?

Domvikar Hartmann: Der Familiensonntag soll aufzeigen, dass Familienpastoral sinnvoll ist, und Impulse für die Arbeit in den Gemeinden geben. Er wird in jedem Jahr am zweiten Sonntag des Jahreskreises, das heißt am zweiten Sonntag nach dem Fest der Taufe des Herrn, in allen Diözesen Deutschlands gefeiert. Der Bereich der Pastoral der Bischofskonferenz gibt ein Werkheft zum jeweiligen Thema des Familiensonntags heraus, und auch wir erarbeiten ein Vorbereitungsheft, das bei der Vorbereitung der Familiengottesdienste und anderer Veranstaltungen in den Pfarreien benutzt werden kann. Es gibt keine zentrale Veranstaltung zum Familiensonntag. Jede Pfarrei gestaltet den Gottesdienst an diesem Sonntag ganz individuell. Schade finde ich, dass der Familiensonntag durch seine Nähe zur vorangegangenen Adventszeit und den Weihnachtsfeiertagen oft nicht in gebührender Weise gefeiert und wahrgenommen wird. Die Ehrenamtlichen sind durch ihr Engagement in den Wochen zuvor oft so ausgelastet, dass für die Vorbereitung dieses Sonntags kaum Zeit bleibt. Das Vorbereitungsheft kommt mitunter zu spät in den Pfarreien an, sodass es als Arbeitshilfe in der Vorbereitung gar nicht mehr genutzt werden kann. Ich würde mir daher einen anderen Termin wünschen.

POW: Wie bewerten sie die Initiative „Hier beginnt die Zukunft: Ehe und Familie“?

Domvikar Hartmann: Die Initiative ist ein gemeinsames Projekt der Kommission Ehe und Familie der Deutschen Bischofskonferenz und der ökumenischen „Woche für das Leben“. Sie bietet die große Chance, dass die Kirche Gottes als politische Stimme bewusster wahrgenommen wird. Ziel ist es, Ehe und Familie in Kirche, Politik und Gesellschaft zu stärken. Familien sind in der heutigen Zeit zahlreichen Belastungen ausgesetzt. Kinder aber sind Lebenszusage. Deshalb gilt es, Familien zu unterstützen. Ehe und Familie hat zur Zeit, jedenfalls verbal, auch in der Politik einen hohen Stellenwert. Für die Kirche aber war und ist Familie ein ganz zentrales Thema. Das deutlich zu machen und Lösungsansätze und Hilfestellungen der Kirche in Sachen Ehe und Familie, beispielsweise durch Caritas-Beratungsstellen oder Familienbundfreizeiten, aufzuzeigen, ist eine wichtige Aufgabe der Initiative.

POW: Mit dem Jahr 2007 endet „Hier beginnt die Zukunft: Ehe und Familie“. Wie wurden die Anliegen der Initiative im Bistum Würzburg umgesetzt?

Domvikar Hartmann: Ganz unterschiedlich, würde ich sagen. Die einzelnen Pfarreien haben sich ganz individuell mit dem jeweiligen Jahresmotto auseinandergesetzt. Auch beim Kiliani-Familiensonntag wurde die Initiative in den vergangenen Jahren schon häufig thematisiert. 2006 beschäftigte sie sich beispielsweise mit der Pränataldiagnostik. Dazu fanden im ganzen Bistum Fachtagungen, Ausstellungen und viele andere Veranstaltungen statt.

POW: Was ist Ihr Wunsch für die Zukunft der Familienarbeit?

Domvikar Hartmann: Es passiert so viel in der Familienseelsorge. Mir persönlich ist es wichtig, die zahlreichen Möglichkeiten und Formen von Familienpastoral stärker öffentlich zu machen. Ich erhoffe mir davon, dass mehr Menschen unsere Angebote in Anspruch nehmen. Das Angebot ausbauen und in den Pfarreien vor Ort phantasievoll aktiv werden, das wünsche ich mir.

Interview: Diana Steinbauer (POW)

Zur Person: Domvikar Stephan Hartmann

Domvikar Stephan Hartmann wurde am 23. März 1957 in Schimborn geboren. Er studierte Theologie in Würzburg und an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt und wurde am 25. Februar 1984 in Würzburg zum Priester geweiht. Nach Jahren als Kaplan in Veitshöchheim, Hofheim und Würzburg-Heilig Kreuz war Hartmann Pfarrer in Aub, Baldersheim und Burgerroth sowie Kuratus von Buch. 1998 wurde er zusätzlich Caritaspfarrer des Dekanats Ochsenfurt. Die Kolpingfamilie hat ihn nie losgelassen: Schon als Jugendlicher war er dort aktiv; von 1979 bis 1981 als Diözesanleiter Jungkolping. Seit Oktober 2002 ist er diözesaner Kolpingpräses und Domvikar, zugleich wurde er Pfarradministrator von Theilheim. Im Herbst 2005 übernahm er von Pfarrer Alfred Kraus zusätzlich die Aufgabe des Diözesanfamilienseelsorgers und wurde zudem Geistlicher Beirat des Familienbunds der Katholiken (FDK) im Bistum Würzburg. Seit 2006 ist Hartmann auch mitarbeitender Priester in der Pfarreiengemeinschaft Heuchelhof und Rottenbauer.

(0207/0054; E-Mail voraus)

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