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Vielfalt der Kinderbuchkunst entdecken

Wanderausstellung „Kinder brauchen Bilder“ im Burkardushaus – Einblicke in 100 Jahre jüdische Kinderbuchillustration – „Jeder Künstler hat einen eigenen Stil und bringt etwas Individuelles ein“

Würzburg (POW) Wer kennt nicht das Titelbild von Erich Kästners Roman „Emil und die Detektive“? Die beiden Jungs, die sich hinter einer Litfaßsäule verstecken, vor einem knallig gelben Hintergrund, wirken heute so frisch und lebendig wie vor rund 90 Jahren. Weniger bekannt ist, dass die Zeichnungen aus der Feder des jüdischstämmigen Illustrators Walter Trier (1890-1951) stammen. Ihn verband eine jahrzehntelange Freundschaft mit Kästner. Diese und weitere Entdeckungen kann man in der Wanderausstellung „Kinder brauchen Bilder. 100 Jahre jüdische Kinderbuchillustration“ machen, die ab sofort im Würzburger Burkardushaus zu sehen ist. Auf 14 Roll-ups stellt sie jüdische und nicht-jüdische Illustratorinnen und Illustratoren aus den USA, Israel, Deutschland und Russland vor, welche die Geschichte des Kinderbuchs wesentlich beeinflusst haben. Die Ausstellung ist bis 3. Juni montags bis samstags von 8 bis 16 Uhr sowie sonntags von 8 bis 12 Uhr geöffnet.

Weitere Bilder

Alle gezeigten Künstlerinnen und Künstler haben eines gemeinsam – einen Bezug zum Judentum. Entweder sind sie selbst jüdischer Abstammung, oder sie haben Kinderbücher mit jüdischen Inhalten bebildert. Thematisch wie stilistisch zeigt die Ausstellung eine große Bandbreite. Sie sei selbst von der Vielfalt überrascht gewesen, sagt Almut Koschel, Leiterin der Katholischen Büchereifachstelle der Diözese Würzburg. „Jeder Künstler, jede Künstlerin hat einen eigenen Stil und bringt etwas Individuelles ein, um seine Botschaft zu transportieren.“ Ein klarer Strich und gedeckte Farben kennzeichnen beispielsweise das „Bilderbuch“ von Adele Sandler (1873-1946), das als das erste deutsch-jüdische Bilderbuch gilt. In leuchtenden Farben und mit unzähligen niedlichen Tieren stellt der ungarisch-amerikanische Autor Tibor Gergely (1900-1978), der auch Titelbilder für das bekannte Magazin „New Yorker“ schuf, die Geschichte der Arche Noah dar. Die plakativen Zeichnungen in den Kinderbüchern der US-Amerikanerin Rachel Ignotofsky (*1989) erinnern an Pop-Art, während die deutsche Künstlerin Anna Adam (*1963) für „Beni und Oma in den Gärten der Welt“ surrealistisch anmutende Bilder schuf.

Koschel selbst ist besonders vom Stil von Rebecka Lagercrantz beeindruckt, die das Buch „Zwei von jedem“ ihrer Mutter Rose Lagercrantz illustrierte. Es erzählt die Geschichte ihrer jüdischen Familie, die ursprünglich aus Siebenbürgen stammt und in Schweden Zuflucht vor der Verfolgung durch die Nazis fand. Ein Bild zeigt zwei Jungen in kurzen Hosen vor jüdischen Grabsteinen. Hinter den Gräbern ist ein Baum zu sehen, übersät mit gelben und weißen Blüten. „Das Buch erzählt die bewegende Geschichte dieser jüdischen Familie, die viel Schlimmes erlebt hat. Das Bild ist so ausdrucksstark“, sagt Koschel. Inmitten von Tod und Vergehen verbreite der Baum im Hintergrund Hoffnung und Lebensmut.

Das Judentum ist eine Buchreligion mit vielen unterschiedlichen Erzählungen. Doch lange Zeit seien Bilder aus religiösen Gründen ausgespart worden, auch in der Kinderliteratur. Das änderte sich erst zum Ende des 19. Jahrhunderts. „Vielen Pädagogen wurde klar, dass Kinder Bilder brauchen und jüdische Kinder durch schöne Illustrationen für biblische Botschaften angesprochen werden können“, sagt Koschel. Die Katholische Büchereifachstelle hat eine Broschüre mit Literaturempfehlungen zur Wanderausstellung zusammengestellt. Alle Bücher können über die Liborius-Wagner-Bücherei (LWB) im Medienhaus der Diözese, Kardinal-Döpfner-Platz 5 in Würzburg, ausgeliehen werden.

Organisiert wird die Ausstellung von der Katholischen Büchereifachstelle zusammen mit der Domschule Würzburg, dem Rudolf-Alexander-Schröder-Haus und dem Referat Interreligiöser Dialog des Bistums Würzburg. Konzipiert wurde sie von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur zusammen mit verschiedenen Kooperationspartnern im Rahmen des Jubiläums „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“.

Begleitprogramm zur Ausstellung

Ein Vortrag zum Thema „Zeitgenössische Kinder- und Jugendbuchillustrationen zum Judentum. Kreative Entstehung, Hintergründe und Rezeption“ wird am Donnerstag, 19. Mai, von 18 bis 19.30 Uhr im Burkardushaus angeboten. Myriam Halberstam, Kinderbuchautorin und Verlegerin des jüdischen Verlags Ariella (Berlin), gibt Einblicke in den Verlagsalltag und zeigt auf, welche Leitlinien für Illustrationen zu den unterschiedlichen Projekten angewandt werden. Die Teilnahme kostet pro Person sechs Euro (ermäßigt vier Euro). Anmeldung bis Montag, 16. Mai.

Ein jüdischer Märchenabend mit dem Titel „Zeig mir das Paradies“ findet am Montag, 30. Mai, von 18 bis 19.30 Uhr im Burkardushaus statt. Jüdische Geschichten zeichnen sich durch Charme und einen eigenen hintergründigen Witz, aber auch durch tiefe Lebensweisheit aus. Karola Graf, Märchenerzählerin aus Himmelstadt, und Anne Kox-Schindelin (Harfe) lassen die Tradition des Erzählens wieder aufleben. Die Teilnahme kostet pro Person sechs Euro (ermäßigt vier Euro). Anmeldung bis Montag, 23. Mai.

Anmeldung für den Vortrag und den Märchenabend sowie weitere Informationen bei der Domschule Würzburg, Am Bruderhof 1, 97070 Würzburg, Telefon 0931/38643111, E-Mail info@domschule-wuerzburg.de, Internet www.domschule-wuerzburg.de.

sti (POW)

(1922/0542; E-Mail voraus)

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