Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Vier Heilige Pforten an einem Tag

Sieben-Kirchen-Wallfahrt auf den Spuren der Barmherzigkeit – Strenge Sicherheitsvorkehrungen in der Stadt – Bischof Hofmann: „Haben wir die Realität der Not genügend im Blick?“

Rom/Würzburg (POW) „Wer glaubt, ist nie allein!“ Dieses Lied hat die Priester aus der Diözese Würzburg bei ihrer Sieben-Kirchen-Wallfahrt am Dienstag, 31. Mai, begleitet. Der Weg führte quer durch Rom. „Wir dürfen uns heute dem Geheimnis der Verbindung von Gott und Welt, von Himmel und Erde stellen“, sagte Bischof Dr. Friedhelm Hofmann. An den einzelnen Stationen machten sich Priester aus dem Bistum Gedanken zum Thema Barmherzigkeit. Auffallend war das große Aufgebot an Polizei und Carabinieri in der Stadt. Kirchen mit einer Heiligen Pforte durften erst nach einer strengen Sicherheitskontrolle betreten werden.

Die Wallfahrt begann mit einer Eucharistiefeier in der Kirche Santa Maria Maggiore. „Wir dürfen in einer der wohl schönsten Kirchen feiern“, sagte Bischof Hofmann. „Aber ist die Kirche nun zu Ehren der Muttergottes gebaut oder zu Ehren der Menschen, die sie erbaut haben?“ Oft werde der Kirche vorgeworfen, sie sei reich und stelle sich prunkvoll dar. Papst Franziskus hingegen wolle eine zerbeulte Kirche. „Haben wir die Realität der Not genügend im Blick?“, fragte Bischof Hofmann und lenkte den Blick auf die Not der Menschen in Afrika und Südamerika. Im Anschluss an den Gottesdienst durchschritten die Priester die „Porta Santa“, die Heilige Pforte – eine von insgesamt vier auf ihrem Pilgerweg.

Aufgrund der sommerlichen Temperaturen und der Altersspanne der Teilnehmer war aus der Fußwallfahrt kurzfristig eine Buswallfahrt geworden. Über holpriges Kopfsteinpflaster ging es weiter zur Kirche San Lorenzo fuori le mura. Sie sei am 19. Juli 1943 bei einem Bombenangriff der Amerikaner zerstört worden, sagte Pfarrer i. R. Matthias Konrad (Gerolzhofen). Bei dem Angriff seien rund 3000 Menschen getötet und weitere 6000 verletzt worden. Im Kreuzgang ist heute noch ein Fragment einer Bombe zu sehen. „Papst Pius XII. sah den Bombenangriff vom Fenster seines Arbeitszimmers aus“, sagte Konrad. „Er kratzte alles Geld im Vatikan zusammen und fuhr in die Ruinen des Viertels. Das hat den Römern unheimlich imponiert.“

Tief in die Anfänge des Christentums eintauchen ließ die Basilica di Santa Croce in Gerusalemme. Sie birgt mit den Kreuzreliquien Zeugnisse vom Leiden und Sterben Jesu – ein Stück vom Kreuz, an dem Jesus gestorben ist, aber auch zwei Dornen aus der Dornenkrone oder einen Kreuzesnagel. Pfarrer Reinhold Ball (Klingenberg) bezeichnete das Kreuz als „den Ernstfall der Liebe“. Es gehe darum, was Jesus für die Menschen getan habe. „Sein Leben war von Barmherzigkeit geprägt. Sünder erhielten die Chance zu einem neuen Anfang“, sagte er. „Wir Menschen gehen eigene Wege und halten uns oft nicht an die Weisungen Gottes. Aber er folgt uns wie ein guter Hirte.“

Vor San Giovanni in Laterano, der Bischofskirche des Papstes, waren gleich zwei Sicherheitsschleusen aufgebaut. Hier hieß es erst einmal anstehen. Im Inneren fallen zu beiden Seiten des Altars monumentale Statuen der Heiligen Petrus und Paulus auf. „Sie sind zwei ganz unterschiedliche Charaktere“, sagte Weihbischof Ulrich Boom. „Aber zu Christus zu gehören heißt nicht, einheitlich zu sein, sondern eine Einheit zu bilden.“ Ökumene bedeute, in „versöhnter Vielfalt“ zusammenzuleben. „Es ist der Wille Gottes, dass wir – Jesus ähnlich – die Menschen lieben und mit einem barmherzigen Auge und Ohr wahrnehmen“, sagte der Weihbischof.

Nach der Mittagspause ging es mit frischen Kräften zu Fuß vorbei an blühenden Wiesen zur Kirche San Sebastiano fuori le mura – inmitten von Joggern und Rennradfahrern, die sich durch die Pilgergruppe schlängelten. In den Katakomben liegt der heilige Sebastian begraben, der von Pfeilen durchbohrt und anschließend umgebracht wurde. „Gottes Barmherzigkeit sichert nicht vor Leid, Schwierigkeiten, Krankheit und Not“, sagte Pfarrer i. R. Dr. Paul-Heinrich Schenk (Würzburg). „Aber Jesus Christus hat uns versichert, dass wir in all diesen Situationen in Gottes Liebe geborgen sind.“. Die Pfeile hätten Sebastian nicht getötet, aber Verwundungen hinterlassen. „Wann und wo hat mich ein solcher Pfeil getroffen? Wann habe auch ich Pfeile auf die Bogensehne gelegt?“, forderte Schenk seine Mitbrüder zum Nachdenken auf.

Nach San Sebastiano wirkte die Kirche San Paolo fuori le mura noch beeindruckender. „Wie eine Festhalle“, sagte Bischof Hofmann spontan beim Anblick des Hauptschiffs, das problemlos mehrere Tausend Menschen fasst. Pfarrer Alfred Bauer (Goldbach) blickte auf die Enthauptung des Apostels Paulus, dessen Grab unter dem Hauptaltar liegt. „Es geht nicht nur darum, unerschrocken das Märtyrertum zu bewundern, sondern an die Kraft zu denken, die Gott uns schenkt“, sagte er. „Gott ist barmherzig, und durch unseren Dienst sollen es die Menschen auch spüren.“ Über den Säulen ist ein schier endloses Band mit Porträts der Päpste zu sehen – darunter das mit einem Scheinwerfer erleuchtete Porträt von Papst Franziskus.

Der von Touristen überflutete Petersdom bildete den Abschluss der Wallfahrt. In der Grabkapelle von Johannes Paul II. glaubte die Pilgergruppe, ein ruhigeres Plätzchen gefunden zu haben. Doch angesichts des strengen Blicks der Ordner, die für Ruhe zu sorgen hatten, beschränkte Pfarrer Joachim Morgenroth (Schweinfurt) die Station kurzerhand auf Lesung, Fürbitten und Gebet. Mit dem Gang durch die Heilige Pforte des Petersdoms endete ein langer Wallfahrtstag.

Stichwort: Sieben-Kirchen-Wallfahrt

Unter den sieben Pilgerkirchen versteht man diejenigen Kirchen der Stadt Rom, deren Besuch bei Pilgerreisen in die Stadt eine besondere Rolle spielt. Sie sind innerhalb eines Tages zu Fuß zu erreichen, dem Pilger werden für diese Reise Ablässe versprochen. Bis zum Heiligen Jahr 2000 handelte es sich dabei um die vier römischen Basilicae maiores und drei Basilicae minores: San Pietro in Vaticano (Petersdom), Sankt Paul vor den Mauern (San Paolo fuori le Mura), San Sebastiano fuori le mura, San Giovanni in Laterano, Santa Croce in Gerusalemme, Sankt Laurentius vor den Mauern (San Lorenzo fuori le mura) und Santa Maria Maggiore. Anstelle von San Sebastiano fuori le mura wurde im Heiligen Jahr 2000 von Papst Johannes Paul II. das Santuario della Madonna del Divino Amore unter den sieben aufgenommen. Diese Änderung hat sich gegenüber der alten Tradition bisher nicht durchgesetzt.

Aus Rom berichtet Kerstin Schmeiser-Weiß (POW)

(2316/0641 E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet

Weitere Bilder