Würzburg (POW) Er ist volksnah und beliebt bei vielen Gläubigen im Bistum Würzburg – ein „Bischof zum Anfassen“, wie er oft bezeichnet wird. Seit 20 Jahre ist er Weihbischof, in der Vakanz des Würzburger Bischofsstuhls 2003/2004 leitete er das Kiliansbistum als Diözesanadministrator. Zuvor war er Dompfarrer und Direktor des Knabenseminars der Diözese Würzburg. Kirchenmusik und Liturgie sind ihm besonders ans Herz gewachsen. Am Dienstag, 18. März, vollendet er sein 75. Lebensjahr: Weihbischof Helmut Bauer.
Bei Papst Benedikt XVI. hat er gemäß dem Kirchenrecht altersbedingt seinen Rücktritt eingereicht. Die Diözese erwartet die Annahme des Gesuchs in nächster Zeit. Zunächst ist aber eine Feier zu Ehren des Jubilars mit rund 1000 Gästen angesagt: Allerdings nicht am Geburtstag selbst, denn der 18. März fällt in die Karwoche, sondern am Ostermontag, 24. März. Dann blickt Weihbischof Bauer um 16 Uhr bei einem Pontifikalamt im Würzburger Kiliansdom voller Dankbarkeit auf seine 75 Lebensjahre zurück. Bei einem Empfang im Kreuzgang nimmt er anschließend Gratulationen entgegen.
Für Weihbischof Bauer bedeutet der 75. Geburtstag aber nicht den Eintritt in den Ruhestand. Im Gegenteil: Im Bistum Würzburg will er sich nach Kräften weiter einbringen, wenn sein Rücktritt angenommen ist und er seine Aufgaben auf Ebene der Deutschen und der Freisinger Bischofskonferenz abgeben kann. Dompropst und Bischofsvikar für Liturgie sowie Referent für Kirchenmusik wird der rüstige Jubilar bis zum Amtsantritt seines Nachfolgers bleiben. Firmungen spenden, Altäre weihen, Jubiläen in den Gemeinden mitfeiern, Glocken und Orgeln segnen: Mit vielen Diensten will er Bischof Dr. Friedhelm Hofmann auch weiter zur Seite stehen.
Weihbischof Bauer ist aus echtem fränkischen Holz geschnitzt: witzig, wendig, widersprüchlich. So werden die Träger des „Frankenwürfels“ charakterisiert, zu denen sich der Weihbischof seit 2003 zählen darf. Die spirituelle Seite des Jubilars beschrieb dessen oberster Chef auf Erden höchstpersönlich: Zum Goldenen Priesterjubiläum des Weihbischofs im Juli 2007 lobte der Papst unter anderem dessen „anhaltenden und segensreichen Eifer für das geistliche Wohl der Gläubigen seiner Heimatdiözese“. Weiter pries Benedikt XVI. die stete Treue und Liebe von Weihbischof Bauer zu Jesus Christus und zur Kirche.
Gelernt hat Helmut Bauer diese Liebe zu Jesus Christus und zur Kirche, besonders aber auch zur Gottesmutter Maria, im Elternhaus im Kahlgrund. Gerne erzählt er beim Blick auf sein bisheriges Leben die Geschichten des Anfangs, der Kindertage in Schimborn, der elterlichen Fürsorge, des tiefen Glaubens der bäuerlichen Familie, der Geborgenheit auf dem Hof, aber auch der Schrecken des NS-Regimes. Die Zeit des Nationalsozialismus setzt dem Jungen zu: „Ich denke mit Schrecken zurück, wie man Kindern die Seele vergiften kann und sie Böses bejubeln und als richtig empfinden.“ Ein massiver Widerstand gegen dieses totalitäre Regime wächst in ihm, der bis heute zu spüren ist. Seinen Eltern und vor allem seinem Heimatpfarrer Theo Diem verdankt Bauer die entscheidende Weichenstellung seines Lebens: Er darf aufs Gymnasium und verbringt die Schulzeit in den Kilianeen in Würzburg und Miltenberg.
Ein Gotteshaus, das sein späteres Priester- und Bischofsleben prägen wird, rückt bereits für den elfjährigen Helmut Bauer in den Mittelpunkt: der Kiliansdom zu Würzburg. „Wenn es 1944 für die Stadt Würzburg Vollalarm gab, weil Bomberverbände der Alliierten über Würzburg zu Tagesangriffen nach Schweinfurt, Nürnberg und München flogen, mussten wir sofort aus unserer Schule, dem Alten Gymnasium rennen. Wir streiften ein Schriftband um den Arm mit dem Hinweis Domschutz und eilten in die Räume der heutigen Brunokrypta, wo wir bis zur Entwarnung verweilten. Wir waren geschult, die Stabbrandbomben zu bekämpfen. Unter dramatischen Umständen habe ich so ,von Grund auf’‘ Beziehungen zur Bischofskirche geknüpft.“
Nach dem Abitur in Miltenberg tritt Bauer 1952 ins Würzburger Priesterseminar ein und studiert Philosophie und Theologie in Würzburg. Da 1957 Bischof Dr. Julius Döpfner bereits in Berlin inthronisiert und der ernannte Bischof von Würzburg, Dr. Josef Stangl, noch nicht geweiht ist, spendet der Päpstliche Nuntius Erzbischof Dr. Aloys Muench ihm und 23 weiteren jungen Männer am 21. Juli 1957 in der überfüllten Würzburger Seminarkirche Sankt Michael die Priesterweihe. Der Neupriester Helmut Bauer wird Kaplan in Schweinfurt-Heilig Geist und engagiert sich über drei Jahre in der Arbeiterstadt. 1961 beginnt für ihn die über 20-jährige Lebensphase als Erzieher und Direktor in den Bischöflichen Knabenseminaren in Würzburg und Königshofen. Zunächst ist er Musikpräfekt des Kilianeums in Würzburg, dann ab 1964 Direktor des Kilianeums in Königshofen und schließlich von 1968 bis 1983 Leiter des Kilianeums in Würzburg. Danach ruft ihn die Kathedralkirche: Bauer wird Dompfarrer und Domkapitular in Würzburg und übernimmt zusätzlich das Amt des Stadtdekans. Fünf Jahre leitet er die Dompfarrei – nach eigenen Angaben die Lieblingsaufgabe seines priesterlichen Lebens.
1988 ereilt ihn der Ruf aus Rom: Papst Johannes Paul II. ernennt Dompfarrer Helmut Bauer am 8. Juli 1988 zum Titularbischof von Velefi und Weihbischof in Würzburg. Als bischöflichen Leitspruch wählt er den Satz aus dem Benediktus, dem biblischen Lobgesang des Zacharias: „In viam pacis – Auf den Weg des Friedens.“ Kurz nach seiner Bischofsweihe am Fest des heiligen Burkard, 14. Oktober 1988, übernimmt Weihbischof Bauer auch die Aufgabe des Dompropstes sowie des Bischofsvikars für Liturgie und Kirchenmusik und des Leiters der Abteilung Kirchenmusik im Bischöflichen Ordinariat Würzburg – ein Amt, für das Weihbischof Bauer geschaffen ist: „Mein Leben war immer eine Vermittlung des gesungenen Gotteslobes, der Kirchenmusik.“ Hinzu kommt die Verantwortung für die Kirchenmusik in der Deutschen Bischofskonferenz, wo er den Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft Ökumenisches Liedgut und der Ständigen Kommission für das derzeitige Gesangbuch „Gotteslob“ innehat. Zwölf Jahre wirkt er als Vorsitzender der Ökumenekommission der bayerischen Bischöfe. Mehrere Jahre vertritt er die Freisinger Bischofskonferenz in der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (AcK).
Groß ist die Liste vieler zusätzlicher Aufgaben des Weihbischofs – vom Geistlichen Assistenten des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg von 1989 bis 1998 bis hin zum Vorsitzenden der diözesanen Arbeitsgemeinschaft Beratung über Jahre hinweg. Für die Sonderseelsorge engagiert er sich ebenso wie für die Kunst und für die Ökumene. Bei allem wird sichtbar, wie gerne er bei den Menschen ist: bei Firmungen und Weihen, bei Jubiläen und Visitationen, bei tausenden Begegnungen – im Umfeld des Doms bis hinein in die kleinste Pfarrgemeinde. Die zahlreichen Ehrungen sprechen für den Kräfte zehrenden lebenslangen Einsatz des Weihbischofs: Er erhält das Bundesverdienstkreuz, den Bayerischen Verdienstorden, den „Frankenwürfel“, das Goldene Stadtsiegel der Stadt Würzburg und viele andere Auszeichnungen. Seine Ehrenmitgliedschaften reichen vom Männergesangverein seines Heimatortes Schimborn über den Heidingsfelder Winzerverein bis hin zum 1. FC Nürnberg-Fanclub Wiesen. Zahlreiche Narrenorden ergänzen die reiche Sammlung und zeugen auch von der humorvollen Seite dieses Menschen.
Geehrt von vielen, geschätzt und beliebt: Dankbar darf Weihbischof Bauer in diesen Tagen auf seine 75 Lebensjahre blicken. In einem musikalischen Interview, das er zu seinem Geburtstag gab, blickt er mit Kirchenliedern auf die reiche Lebenszeit zurück (siehe Interview „Noch lange als Gast auf dieser Erde singen“). Angesprochen auf das bekannte Lied „Großer Gott, wir loben dich“ sagt er: „Bei diesem Lied kann es sein, dass ich beim Singen schon öfters schlucken musste oder nicht mehr vor innerer Rührung singen konnte, wenn der Anlass bedeutsam ist. Von diesen Momenten gab es nicht wenige, bei denen es mir einfach die Stimme verschlagen hat.“ Die Feier des 75. Geburtstags mag ein solcher Moment sein, getragen vom Versprechen der zehnten Strophe des Te Deum: „Alle Tage wollen wir dich und deinen Namen preisen und zu allen Zeiten dir Ehre, Lob und Dank erweisen.“
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