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Voller Mut und Vertrauen in die Zukunft gehen

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann bei der Eröffnung der Kiliani-Wallfahrtswoche am Samstag, 4. Juli 2009, im Dom zu Würzburg

Gerade haben wir in einer feierlichen Prozession die Häupter unserer Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan von Sankt Burkhard in den Dom getragen. Jugendliche sind schon den ganzen Tag zu Fuß von Kirchheim nach Würzburg gepilgert, um sich auch innerlich diesem wichtigen Geschehen zu öffnen. Sie wollten den Schatz ihres Glaubens auch anderen öffnen und in der besonderen Atmosphäre der Gemeinschaft das gemeinsame Ziel deutlicher herausstellen.

Heute vor genau 60 Jahren wurden die Häupter von Gerolzhofen, wohin sie 1942 vom Aufbewahrungsort unter den Domtürmen gebracht worden waren, wieder nach Würzburg zurückgebracht. Zunächst sollten sie dem Zugriff der Nazis entzogen werden, dann aber auch vor der Zerstörung im Krieg bewahrt werden. Heute wissen wir: Wären die Gebeine bis zum Ende des Krieges im Kiliansdom geblieben, wären sie beim großen Brand vom 16. März 1945 zweifellos vernichtet worden, da die Glocken im Feuersturm schmolzen, das geschmolzene Metall durch die Seilöffnungen tropfte und alles darunter liegende zerstörte.

Damals wurden die Reliquien vor dem heimlichen Abtransport nach Gerolzhofen zunächst in Würzburg aus dem alten Schrein in eine Eisentruhe umgebettet, die ihrerseits in Gerolzhofen in eine große Holztruhe gelegt wurde. Inzwischen ist die innere Eisentruhe in der derzeitigen Landesausstellung „Wiederaufbau und Wirtschaftswunder“ in der Residenz zu sehen. Die Gebeine ruhten nun in einem Zimmer des Nordturmes der Gerolzhofener Pfarrkirche ‚Maria vom Rosenkranz’. Wegen der großen Kriegsschäden konnten die Reliquien erst 1949 nach Würzburg zurückgebracht werden. Aber dieses Geschehen mobilisierte tausende von Menschen. Joseph Amberg hatte einen neuen Schrein angefertigt, in den die Häupter gelegt wurden und dann den Menschen gezeigt wurden. „Es war ein ergreifender Moment“ erinnert sich heute noch ein damaliger kleiner Ministrant und die Presse schrieb nach der dreitätigen Überführung: „Man war durchschauert von diesem einzigartigen Geschehen, als junge Menschen den Schrein der Heiligen durch die sonnige Landschaft trugen.“ (Main-Post 03.07.09)

Von der Steigerwaldstadt aus wurde der Schrein über Frankenwinheim, Lülsfeld und Rimpach nach Volkach gebracht, wo er über Nacht blieb. Überall wurden Andachten und Anbetungsstunden gehalten. Dann ging es weiter über Nordheim, Sommerach, Gerlachshausen zur Abtei Münsterschwarzach und von dort über Schwarzenau nach Dettelbach. Schließlich erreichten am nächsten Tag (7. Juli 1949) die Häupter über Biebelried, Theilheim und Randersacker Würzburg. Von Sankt Adalbero aus, wo eine Andacht gehalten wurde, ging es zunächst zum Residenzplatz, wo mehrere Zehntausende zusammen mit Bischof Julius Döpfner „tief bewegt“ (Ebd.) die Frankenapostel begrüßten und schließlich zur Kiliansgruft in der Neumünsterkirche begleiteten. Endlich waren sie heimgekehrt.

Ist es nicht auch für uns ein ergreifender Moment, dass wir die Häupter der Frankenapostel über die alte Mainbrücke in den Dom begleiten durften? Hier ruhen sie nun während der Kiliani-Wallfahrtswoche gut sichtbar vor dem Altar und verweisen uns auf die Frühgeschichte des Glaubens in unserem Frankenland.

Die Reliquien der irischen Missionare sind uns aber auch deshalb so wichtig, weil sie uns als die Gebeine von Heiligen auf den Himmel verweisen. Wenn schon unser Leib durch Christi Erlösungstat Tempel des Heiligen Geistes ist, also Wohnung Gottes, wie viel mehr ist dann der Leib eines Heiligen – ob Märtyrer oder Bekenner – ein Teil des durch Christi Auferstehung eröffneten Ewigen Lebens. Wir dürfen sicherlich sagen, dass die Leiber der Heiligen nicht einer gänzlichen Zerstörung anheim fallen, sondern in den Auferstehungsleib hinein gewandelt werden. So wird der Besitz der Reliquien zu einem wertvollen Schatz, zu einer – so möchte man fast sagen – greifbaren Wirklichkeit der zu erwartenden Neuschöpfung.

Durch diese Häupter werden wir darauf hingewiesen, dass die irischen Missionare für uns zu einem unglaublich großen Segen geworden sind. Sie haben hier unter Einsatz ihres Lebens den Glauben verkündet und uns die Frohe Botschaft von einem Ewigen Leben geschenkt.

Gerade weil uns Heutigen auch öfters der Wind ordentlich entgegenweht, ist es nicht immer leicht für euch, junge Freunde, euch in der Schule oder am Arbeitsplatz zur Kirche zu bekennen. Ihr müsst euch nicht selten mühsam zur Wehr setzen und ätzende Kirchenkritik aushalten. Es ist dann schwer mit Begeisterung zu sagen, welche wertvollen Impulse euch im Glauben geschenkt werden. Dabei hilft die Erfahrung von Gemeinschaft und das aus dem Glauben gewonnene soziale Engagement ebenso – ich denke zum Beispiel nur an die tausenden Jugendlichen bei der Aktion ‚Zeit für Helden’ im Jahre 2007 – wie die heutige Erfahrung, dass Kirche lebendig, bunt und jung ist – auch und gerade da, wo sie auf dem Wallfahrtsweg ihres Lebens dem Kreuz folgt. Auch die Familienwallfahrt in der Pfingstwoche ist dafür ein beredtes Zeugnis.

Werden nun auch wir zu einem Segen für andere! Dazu sind wir berufen. Statt die Probleme in dieser Welt zu vergrößern, dürfen wir sie minimieren.

Der Heilige Petrus gibt uns dazu wertvolle Hinweise – wie wir eben in der Lesung gehört haben: Wir sollen eines Sinnes sein, Mitgefühl haben sowie barmherzig und demütig sein. Statt Böses mit Bösem zu vergelten und Kränkung auf Kränkung zu häufen, sollen wir segnen. „Denn ihr seid dazu berufen, Segen zu erlangen.“ (vgl. 1 Petr 3,8-12) ruft uns der Fels der Kirche zu. Machen wir uns auch dazu innerlich auf den Weg und gehen wir zu Beginn dieser Wallfahrtswoche voller Mut und Vertrauen in die Zukunft, weil Gott selber das Herz der Kirche von Würzburg ist. Er hilft uns, dass sein Geist durch uns bis in den letzten Winkel des Bistums hinein wirkt, damit wir zum Segen für andere werden. Amen.