Würzburg (POW) Mit dem Thema Glück hat sich der bekannte evangelische Tübinger Theologe Professor em. Dr. Eberhard Jüngel bei einem Vortrag in der Neuen Universität am Sanderring auseinandergesetzt. Mehr als 280 Hörer wohnten auf Einladung der Katholischen Akademie Domschule und des Lehrstuhls für Dogmatik der Katholisch-Theologischen Fakultät dem Vortrag bei.
Jüngel bearbeitete das Thema Glück in einer Art theologischer Meditation und umkreiste es mit einem Gang durch Philosophie, Theologie und Literatur. Die zentrale Frage lautete: Was ist Glück? Jüngel betonte, dass es beim Menschen ein Streben nach Glück und Glückserwartungen gebe. Glück sei dennoch nicht das höchste Gut, das es zu erreichen gelte, sondern ein Begleitumstand auf dem Weg zu diesem Ziel: „Glück ist eine Erfahrung mit der Erfahrung.“
Jüngel näherte sich über das Gegenteil von Glück dem an, was Glück ist. Er interpretierte Glück als ein irdisches Gleichnis, das die Frage nach dem Sinn obsolet mache. „Es braucht kein ‚Warum bin ich glücklich?‘“ Glück rufe Dankbarkeit hervor. Wer glücklich ist, der sei gegenüber jemanden dankbar. „Und ist dieser Jemand Gott, dann sprechen wir von der Seligkeit“, sagte Jüngel. Als wesentlichen Unterschied zwischen Glück und Seligkeit arbeitete er heraus, dass Glück das Unglück ausschließe, Seligkeit das Leid in sich habe, wie in der Bergpredigt betont werde: „Selig, die Leid tragen, selig die Trauernden.“
Oder wie Jüngel es pointiert formulierte: „Des Menschen Glück besteht darin, Ja sagen zu können. Des Menschen Seligkeit besteht darin, Ach Ja sagen zu können.“ Auch im Eucharistischen Jubel werde das Leid nicht relativiert. „Und in der ewigen Seligkeit steht auch das Ach Ja und es folgt eine ewige Dankbarkeit.“ Letztlich blieben Glück und Seligkeit eine existentielle Erfahrung, der man sich nur stammelnd annähern könne. „Die Seligkeit vollendet das Glück und zugleich hat die Seligkeit das Glück in sich.“
(2608/0785; E-Mail voraus)