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Von „Glücksbringern“ und Reliquienkult

Buch „Jetzt schlägt‘s 13 – Zur Geschichte des Aberglaubens in Unterfranken“ betrachtet Wurzeln des Aberglaubens – Auch Bibel war eine Quelle für magisches Denken – Von „Glücksbringern“ bis zum Reliquienkult des 17. Jahrhunderts

Würzburg (POW) Unsere Welt mag noch so aufgeklärt sein, für den Aberglauben ist immer noch genügend Platz. Angelika Breunig, Mitherausgeberin des Buchs „Jetzt schlägt‘s 13 – Zur Geschichte des Aberglaubens in Unterfranken“, entdeckt ihn sowohl auf dem florierenden Esoterikmarkt als auch in manchem christlichen Haushalt. So praktiziert fast jeder das Daumendrücken, mit dem ungute Mächte gebannt werden sollen, die einen Erfolg vereiteln könnten. Auch das Unbehagen, wenn einem die Zahl 13 nicht nur an einem Freitag begegnet, ist weit verbreitet. Ebenso die Idee, dass ein Hufeisen, ein vierblättriges Kleeblatt oder ein Schornsteinfeger Glück bringen sollen.

Mit ihrem Buch will Breunig gemeinsam mit den Mitherausgeberinnen Judith Bornemann und Margarete Klein-Pfeuffer sowohl den Wurzeln des Aberglaubens auf den Grund gehen als auch seine Entwicklung quer durch die Geschichte aufzeigen. Der Begriff Aberglaube beschreibt dabei laut Breunig letztlich alles, was als Versuch gilt, mit Hilfe von eingebildeten, persönlichen und unpersönlichen Mächten dem eigenen Glück auf die Sprünge zu helfen. Er sei zum christlichen Glauben dadurch abzugrenzen, dass dort Gott als Wirkmacht hinter den Dingen steht. Die Grenzen zu Praktiken im Christentum seien allerdings fließend, wie zum Beispiel der Handel mit Devotionalien zeigt, der im 17. und 18. Jahrhundert regelrecht ausuferte, wie es der ehemalige Diözesanarchivar Dr. Norbert Kandler in seinem Beitrag zum Buch beschreibt. Folgerichtig widmet das Buch deshalb auch ein Kapitel dem Thema „Aberglaube contra Jahwe-Glaube“. Der emeritierte Würzburger Domkapitular Monsignore Dr. Heinz Geist geht darin der Frage nach, inwiefern schon die Bibel eine Quelle für magisches Denken ist und warum es sich trotz klarer Aussagen, dass abergläubisches Denken und christlicher Glaube Gegensätze sind, immer wieder in der Kirchengeschichte solche magischen Praktiken finden lassen.

Eine Ausstellung zum Thema „Aberglaube“ im Kirchenburgmuseum Mönchsondheim im Jahr 2011 lieferte die Idee zu diesem Buch. Statt eines Ausstellungskatalogs haben die fünf Autoren ihre Erkenntnisse nun auf 127 Seiten zusammengefasst. Die ausführlichen Beschreibungen verschiedener Formen des Aberglaubens werden durch über 50 Abbildungen ergänzt. Auch wenn die aufgeführten Quellen vorwiegend aus Unterfranken stammen, lassen sich die Erkenntnisse durchaus verallgemeinern.

Es liest sich unterhaltsam, wenn Judith Bornemann zum Beispiel Praktiken rund um die Eheschließung zusammenfasst, die viel mit magischem Denken zu tun haben. So soll zum Beispiel das Auswerfen von Geld nach der Trauung dem Ehepaar Glück bringen. Und Margarete Klein-Pfeuffer weist nach, dass auch evangelische Christen nicht frei waren von abergläubischen Praktiken, obwohl Martin Luther diese als Zeichen mangelnden Gottvertrauens brandmarkte. Übriggeblieben davon ist zum Beispiel, dass man sich in manchen Gegenden auch heute noch scheut, mit noch ungetauften Kindern über einen Friedhof zu gehen. Mag das heutzutage auch eher harmlos klingen und manche Praktiken sich in Traditionen verstecken, deren Sinn man heute gar nicht mehr reflektiert, so hatte der Aberglaube geschichtlich betrachtet durchaus eine sehr ernste Seite. Schließlich sind bei den Hexenverfolgungen viele Menschen einem Glauben zum Opfer gefallen, der seinen Ursprung hat in der Vorstellung von einer Welt, die von Geistern und Dämonen durchdrungen ist. Die Lektüre des Buches macht deutlich: Der christliche Glaube baut auf ein vertrauendes und freies Verhältnis zwischen Mensch und Gott, während sich der Aberglaube „heidnische Mächte“ dienstbar machen will.

Judith Bornemann, Angelika Breunig, Margarete Klein-Pfeuffer (Hrsg.): Jetzt schlägt‘s 13 – Zur Geschichte des Aberglaubens in Unterfranken. 127 Seiten mit zahlreichen Abbildungen. 12,95 Euro. Echter-Verlag, Würzburg 2013. ISBN 978-3-429-03520-4.

Burkard Vogt (POW)

(1713/0449; E-Mail voraus)

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