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Reportage

Von Mehl und Wasser zum Leib Christi

Karmelitinnen in Rödelmaier betreiben eine eigene Hostienbäckerei – Großes Sortiment mit verschiedenen Größen und Mustern

Rödelmaier (POW) Der Geruch nach frischer Backware verrät: Es ist Backtag im Karmelitinnenkloster Regina Pacis in Rödelmaier. Dienstagvormittag 9 Uhr – die Backmaschine läuft bereits auf Hochtouren. Schwester Ancilla Bulowski betritt den Anbau des Klosters, den Ort der Hostienbäckerei. Ihre Mitschwester Teresa Benedicta Neubauer sitzt vor der lärmenden Maschine. Diese gleicht einem überdimensionierten Waffeleisen. Zwölf rechteckige Eisen laufen durch den Backautomat. Oben fließt der Teig hinein. Anschließend laufen sie einmal im Kreis, bevor sie vorne bei Neubauer wieder herauskommen.

Das Eisen öffnet sich. Neubauer wartet noch einen Augenblick, dann nimmt sie die Teigplatte von dem Eisen ab, streift die überschüssige Teigmasse von den Rändern der Platte und legt sie zu den anderen auf den Stapel auf dem Tisch neben sich. Den Teig hat Bulowski bereits in aller Früh um 5 Uhr gemischt. 16 Liter Wasser und 14 Liter Weizenmehl – mehr braucht es nicht. Gebacken wird von 8 bis 15 Uhr, im Schnitt etwa drei Dienstage im Monat. Am Ende des Jahres kommen die Schwestern auf rund 30 bis 35 Backtage. Pro Backtag wird Teig für circa 45.000 kleine Hostien und 1500 Priesterhostien gebacken.

Die Kirchenkrise bekommen die Schwestern zu spüren. Weniger Menschen in den Gottesdiensten bedeuten weniger Hostien. Der Bedarf sinkt. Doch noch hält sich die Hostienbäckerei gut. „Der Bedarf sinkt zwar, aber die Kundenzahlen steigen“, erklärt Bulowski. Die Hostienbäckerei hat immer wieder Neukunden von anderen Bäckereien, die schließen mussten. Auch die Coronapandemie setzt ihnen zu. Zwar bleibe die Anzahl der Priesterhostien in etwa gleich, berichtet sie. Aber die kleinen Hostien für die Gemeinden würden weniger nachgefragt. Entsprechend nutzen die Schwestern derzeit nur jedes zweite Eisen der großen Backmaschine. Auf manchen Eisen sind zwei verschiedene Muster eingraviert. Es sind die beiden Christusmonogramme Chi-Rho (die griechischen Buchstaben X und P) und IHS. Das Monogramm IHS ist für die Priesterhostien. Die Chi-Rho-Monogramme sind für die kleinen Hostien.

Aus dem Backraum führt ein schmaler Flur in den hinteren Teil des Anbaus. Am Ende des Flures führt eine Tür in den Feuchtraum. Das Atmen fällt schwer. Die Luftfeuchtigkeit ist hoch. Die Wände sind zum Schutz gefliest. Rechts und links sind Regale an den Wänden angebracht. Hier kommen die gebackenen Hostienplatten für zwei Tage hinein. Zuerst die eine Hälfte und nach zwei Tagen die andere Hälfte. Die Feuchtigkeit sorgt dafür, dass die Hostien weniger knusprig werden. Dadurch brechen sie beim Ausstanzen später nicht so schnell.

Der Hostienbohrer steht in einem kleinen Raum direkt nebenan. Mehr als der Tisch und ein Regal passen nicht hinein. Über einem Loch im Tisch ist die Maschine angebracht. Sie sticht von oben durch die Teigplatten in das Loch. An der Vorderseite des Bohrers kleben Heiligenbildchen. Eines ist eine Abbildung der Ikone Heilige Gottesmutter Maria vom Berg Karmel. Beten und arbeiten ist für die Karmelitinnen eng miteinander verbunden. „Ich mag die Arbeit am Bohrer. Wenn alles funktioniert, ist es eine ruhige Arbeit. Da komm ich gut ins Gebet“, schwärmt Bulowski von ihrer Aufgabe. Angetrieben wird die Maschine mit einem Fußpedal unter dem Tisch. Bulowski nimmt 50 Teigplatten. Die ersten Hostien stanzt sie in den Ecken der Platten aus. In die entstandenen Löcher kommen Holzpflöcke. Sie halten den Stapel zusammen und verhindern ein Verrutschen. Klackernd fallen die ausgestochenen Hostien durch das Loch und rutschen eine Metallschiene herunter. Unten fallen sie in eine Kiste. Nach zehn Stichen kippt sie die Hostien in ein kleines Körbchen – 500 Stück pro Korb. Insgesamt stanzt sie 50 Mal in eine Platte. Aus einem Stapel werden somit 2500 ausgestochene Hostien. Für die unterschiedlichen Größen hat sie verschiedene Bohrer. Da die Hostienplatten nach dem Backen zunächst für zwei Tage in den Feuchtraum müssen, werden die Hostien donnerstags und samstags oder montags nach dem Backen ausgestanzt.

Als letztes werden die ausgestochenen Hostien aussortiert und verpackt. Schwester Katharina Blatt sitzt in einem Raum neben dem Eingang des Klosters. Er ist nicht direkt in der Bäckerei. Vor ihr stehen drei unterschiedliche Kisten auf einem Tisch, neben ihr in einem Regal die Körbe mit je 500 Hostien. Sie nimmt einen der Körbe, kippt den Inhalt in die mittlere Kiste und stellt sich den entleerten Korb auf den Schoß. Nun sortiert sie die zerbrochenen Hostien aus. Die unbeschädigten kommen in den Korb auf den Schoß, die kaputten in die linke Kiste, und aus der rechten Kiste werden die kaputten Hostien gleich ersetzt. So bleiben immer 500 Stück in einem Korb. Die kleinen Hostien werden anschließend noch in einem Sieb geschüttelt. So zerbrechen Hostien mit feinen Rissen. Zuletzt werden die Hostien verpackt. 500 oder 1000 in eine Brottüte, 16 beziehungsweise acht Tüten, also 8000 Hostien, in eine Kiste.

Das Sortiment der Hostienbäckerei ist vielfältiger als man zunächst vermuten würde. Neben den typischen kleinen Hostien für die Gemeinde gibt es eine etwas größere Priesterhostie und zwei unterschiedlich große Konzelebrationshostien, die sich in mehrere Stücke brechen lassen. Außerdem gibt es die kleinen und die Priesterhostien als Brothostie oder als weiße Hostie. Die Brothostien sind heißer gebacken als die weißen Hostien und entsprechend etwas dunkler. Die weißen Hostien würden häufig genutzt als Erinnerung an das Manna in der Wüste, sagt Blatt. Die Brothostien hingegen würden eher an das Mahl und das Teilen des Brotes erinnern. „Ein wunderschönes Motiv“, schwärmt sie.

Die zerbrochenen Hostien und die beim Ausstanzen übriggebliebenen Ränder der Hostienplatten werden in großen Plastiktüten gesammelt. Sie werden von interessierten Menschen direkt im Kloster abgeholt. Kommunionkinder, die sich in Rödelmaier einen Film zum Hostienbacken anschauen, naschen ebenfalls davon. „In der Mikrowelle warm machen und Zimt und Zucker drauf, das schmeckt besonders gut“, rät Blatt.

Die verpackten Hostien werden auf Bestellung an verschiedene Kirchengemeinden verkauft. Während der Wandlung in der Heiligen Messe werden die Hostien dann zum Leib Christi und an die Gläubigen verteilt. So ist aus Mehl und Wasser der Leib Christi geworden, den in diesen Tagen viele Kinder bei der Kommunion zum ersten Mal in ihren Händen halten werden.

Alexandra Thätner (Würzburger katholisches Sonntagsblatt)

(1622/0444; E-Mail voraus)

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