Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

POW-Serie: „12 Wege“ (3)

Von Perle zu Perle

Das Teilstück des Fränkischen Marienwegs zwischen Dettelbach und Volkach bietet Sagenumwobenes und viel Kultur in vielfältiger Landschaft

Dettelbach/Volkach (POW) Das prächtige Portal über der Dettelbacher Wallfahrtskirche steht in den Augen von Pfarrer Josef Treutlein, Wallfahrtsseelsorger auf dem Würzburger Käppele, für die Ankunft in einer Marienkirche. „Sie gingen in das Haus und fanden das Kind und seine Mutter“, zitiert der Initiator des Fränkischen Marienwegs aus der Bibel. Dabei zeigt er auf die Darstellung der Anbetung des Jesuskinds durch die drei Weisen über dem Eingangstor. „Wer zu Fuß zwischen den vielen Marienheiligtümern in unserer Heimat unterwegs ist, wird immer auch Jesus Christus dabei ein Stück näherkommen“, ist er überzeugt. Seit 2002 ist der besondere Pilgerweg in Unterfranken beschildert und verbindet auf insgesamt 887 Kilometern gut ausgeschilderter Wander- und Fahrradwege 50 Marienwallfahrtsorte im Bistum Würzburg.

Ausgangspunkt des Teilstücks ist „Maria im Sand“ in Dettelbach. Eine legendäre Wunderheilung im Jahr 1504 war der Beginn der Wallfahrt, die auch die Reformation überdauerte und bis heute besteht. „Das Portal und auch die Kanzel stammen vom protestantischen Künstler Michael Kern“, sagt Ingeborg Weissmann, die regelmäßig Besuchern das Gotteshaus und seine Besonderheiten erläutert. Insgesamt 40 Personen sind auf der Kanzel aus dem Jahr 1626 zu sehen, die als eine der schönsten Steinmetzarbeiten der deutschen Renaissance gilt. Eine Besonderheit der Kirche ist aber auch Pfarrer Treutlein bei seinen bisherigen Besuchen in Dettelbach nicht aufgefallen. An der Emporenbrüstung hinter dem Gnadenaltar von Agostini Bossi sind die Schmerzen Mariens abgebildet, aber statt der gewöhnlich sieben zusätzlich ein achter: „Jesus nimmt Abschied von der Mutter.“

Am östlichen Ortsrand führt der Weg hinunter nach Schwarzenau. „Verlaufen kann sich auf dem Marienweg niemand. Es gibt wohl kaum einen anderen Weg, der so dicht und gut markiert ist“, lobt Treutlein das Team der Markierer. Das kleine blau-weiß-rote Signet mit dem Symbol der Gottesmutter mit dem Jesuskind auf dem Arm ist alle paar Minuten am Wegesrand zu entdecken. Auf dem Radweg wird der Main überquert. Durch die Mainwiesen führt der Weg nach Münsterschwarzach. Hier lädt die große Abteikirche zu einem Stopp ein. Das Marienbild dort hat ein Benediktiner geschnitzt. „Es ist für mich eines der ansprechendsten im Bistum.“ Jenseits der leise plätschernden Schwarzach führt der alte Mönchsweg im Naturschutzgebiet an Fischteichen vorbei zur Wallfahrtskirche Maria de Rosario in Dimbach.

Ein Gedenkstein vor dem Hauptportal der Kirche verweist auf die mittelalterliche Entstehungslegende der Wallfahrt: Einer Frau sei einst bei der Feldarbeit durch einen Wolf der Säugling gestohlen worden. Daraufhin habe die Bäuerin der Gottesmutter in der Kirche von Dimbach das Jesuskind weggenommen und gesagt: „Du kriegst Dein Kind erst wieder, wenn Du mir meines wiederbringst.“ Sie hat laut Treutlein damit das alte Gebet zur Gottesmutter von der Immerwährenden Hilfe beim Wort genommen, wo es heißt: „Du kannst mir ja helfen, o Mächtigste. Du willst mir ja helfen, o Gütigste. Du musst mir nun helfen, o Treueste. Du wirst mir auch helfen, Barmherzigste“, zitiert Treutlein aus dem Gebet.

Der Legende nach brachte der Wolf das Kind unbeschadet zurück. In jedem Fall sitzt bis heute für viele Betrachter das Jesuskind bei der Mariendarstellung des Dimbacher Gnadenbilds auf der falschen Seite. „Im Glauben geht es sehr oft um die Frage nach dem Vertrauen auf Gottes Wirken. Und zugleich darum, sich darauf zu verlassen, dass er es letztlich gut mit uns meint, auch wenn sein Wille nicht immer unserem entspricht“, erklärt Treutlein.

Auf der Dorfstraße führt der Weg kurz in Richtung Volkach. An einem kleinen See vorbei geht die Wanderung auf sandigen Waldwegen bis Sommerach. Die Sanddüne auf etwa halber Strecke ist ein Naturdenkmal, aber für Kinderwägen sicherlich ein beschwerliches Hindernis. An Weinbergen vorbei, gehen wir rechts über den Mainkanal und gleich hinunter am Main-Radweg rechts am Kanal entlang. In Volkach führt die Route durch die historische Altstadt mit ihren vielen schönen Gebäuden und zahlreichen Wirtshäusern. Am Stationsweg entlang schließlich geht es bergauf zur weithin sichtbaren Wallfahrtskirche „Maria im Weingarten“.

Schon im 13./14. Jahrhundert befand sich dort ein Gotteshaus, das Pfarrkirche für Volkach und die umliegenden Ortschaften war. „Ab Mitte des 15. Jahrhunderts hat dann eine marianische Bruderschaft mit dem Bau einer neuen Kirche begonnen, die zu Beginn des 16. Jahrhunderts vollendet war.“ Dieser Vereinigung gehörten der Würzburger Bischof, Adelige und Volkacher Bürger an, erklärt Treutlein. Vom Platz vor der Kirche aus bietet sich eine herrliche Rundsicht auf die Mainschleife und den Steigerwald.

„Der wertvollste Schatz der Kirche ‚Maria im Weingarten‘ ist die weit über die Grenzen Deutschlands bekannte Rosenkranzmadonna.“ 1521 erhielt Tilman Riemenschneider dafür den Auftrag. 1962 wurde sie mit anderen Figuren aus der Kirche gestohlen. Erst nach Zahlung eines hohen Lösegelds kam sie wieder an ihren Platz zurück. Die Täter sind bis heute nicht bekannt. „Das Gnadenbild ist aber diese Pietà aus der Zeit um 1370, wohl das ehemalige Patronatsbild der Marienbruderschaft“, sagt Pfarrer Treutlein und verweist auf den linken Seitenaltar. „Mich hat es sehr beeindruckt, dass einmal für die Reihe ‚Stationen‘ des Bayerischen Fernsehens eine evangelische Pfarrerin eine Kerze vor dem Gnadenbild angezündet hat. Sie erklärte dabei: ‚Ich habe eine Beziehung zu Maria entwickelt, weil sie für mich Vorbild ist, was es heißt, eine glaubensstarke Frau zu sein.‘“

Stichwort: Fränkischer Marienweg zwischen Dettelbach und Volkach

Rund 21 von insgesamt 887 Kilometern ist das Teilstück des Fränkischen Marienwegs zwischen den Wallfahrtskirchen „Maria im Sand“ in Dettelbach und „Maria im Weingarten“ bei Volkach lang. Die Route führt durch eine abwechslungsreiche Landschaft aus Wiesen, Feldern, Weinbergen und Wald. Die Wegstrecke kann problemlos auch in umgekehrter Reihenfolge gegangen werden. An beiden Kirchen und in den Dörfern dazwischen gibt es Parkplätze. Die reine Gehzeit beträgt mindestens vier Stunden. In allen Ortschaften mit Ausnahme von Dimbach gibt es Gasthäuser zur Einkehr. Für größere Gruppen empfiehlt sich, jeweils ein Fahrzeug am Start- und Endpunkt abzustellen.

Nähere Informationen zum Fränkischen Marienweg im Internet unter www.fraenkischer-marienweg.de.

Markus Hauck (POW)

(3519/0904; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet

Weitere Bilder