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Von Schülern für Schüler

Gemeinsames Projekt von Friedrich-Koenig-Gymnasium und Museum am Dom bringt Kunst und Bildung zusammen – Neuer Katalog will Kindern Kunst näher bringen
Würzburg (POW) Mucksmäuschenstill sitzen sie da, mehr als 20 Sechstklässer aus dem Würzburger Riemenschneider-Gymnasium. Den Hintern jeweils auf einer Fußmatte, die Augen auf das Duo gerichtet, das ihnen im Zwischengeschoss des Museums am Dom den „Großen Globus“, eine Plastik des Künstlers Thomas Virnich erklärt. „Er hat einen Durchmesser von 1,60 Meter und ist aus Holz, Seide, Pappe, Landkarten, Draht und verschiedenen Farben gefertigt“, erläutert einer der Führer.

Wirklich ungewöhnlich ist das Alter der beiden Kunstkenner: Fabio Holzinger und Lisa Renker sind selbst noch Schüler und besuchen die fünfte beziehungsweise sechste Jahrgangsstufe des Friedrich-Koenig-Gymnasiums (FKG) in Würzburg. Ihr Einsatz und Fachwissen sind das Ergebnis der Zusammenarbeit der Nachmittagsbetreuung ihrer Schule und des Würzburger Museums am Dom. 27 Schüler der Jahrgänge fünf bis neun, angeleitet von Claudia Schönitz von der Diakonie Würzburg, die am FKG die Nachmittagsbetreuung koordiniert, nehmen daran teil. Das Projekt trägt den Titel „Wortbildung“ und läuft seit Beginn des Schuljahres im September 2007. Dabei setzen sich die von Schönitz betreuten Gymnasiasten mit den Werken des Museums am Dom, aber auch mit der deutschen Sprache auseinander.

„Neben einer Führung durch Michael Koller vom Kunstreferat der Diözese, der uns dabei kunsthistorische Hintergründe erläutert hat, gehörte unter anderem auch die praktische Auseinandersetzung mit der modernen Kunst dazu“, erzählte Schönitz am Freitag, 11. April, bei einem Pressegespräch im Museum am Dom. Unter anderem durften die Schülerinnen und Schüler die „Action Painting“ genannte Maltechnik von Jackson Pollock ausprobieren, bei der die Farbe auf den Malgrund geworfen wird. „Das haben wir mit Rücksicht auf das Museum aber bei uns in der Schule gemacht“, erklärte Schönitz schmunzelnd. Auch Schüler, die anfangs zögernd waren, hätten dabei wieder Spaß am künstlerischen Schaffen gefunden. „Das zeigt für mich, dass in Kindern viel Kreativität steckt, die nur gefördert und geweckt werden muss“, sagte Dr. Dieter Gekle, Vorsitzender des Vereins der Freunde des Museums am Dom.

In Zusammenarbeit mit Dr. Petra Weingart vom Würzburger Lehrstuhl für Schulpädagogik entwarfen die Jungen und Mädchen im Rahmen des Projektunterrichts ein Führungsprogramm, bei dem eine Verbindung von Sprache und Kunst gefunden wurde. „Teilt Euch bitte in drei Gruppen ein. Hier sind jetzt Karten, die ihr danach sortieren sollt, ob sie bedeutungsgleich mit dem Wort Globus sind oder das Gegenteil ausdrücken“, ruft Fabio der Gruppe zu. Umgehend machen sich drei Kleingruppen an die Arbeit. „Ich habe festgestellt, dass die Schüler, die schon im vergangenen Jahr bei einem ähnlichen Projekt im Kunstspeicher geführt haben, gewaltig davon profitiert haben“, sagt Schönitz. Neben Fachwissen aus dem Bereich Kunst lernten die Schüler, vor einer Gruppe zu reden und Verantwortung zu übernehmen.

Wie viel Spaß die Nachwuchskunstführer an ihrer Arbeit haben, sieht man, als Daniel Schmidt, Jan Kloepfer und Parviz Zandian aus der fünften Jahrgangsstufe vor einer Grundschulklasse ihren Einsatz haben: Konzentriert erklären sie jeweils ihr Kunstwerk und lassen sich dabei nicht aus der Ruhe bringen. „Das macht richtig Spaß“, erklärten die drei anschließend mit sichtbar geschwellter Brust. Noch bis Dienstag werden insgesamt 13 Klassen der Jahrgänge eins mit sechs aus dem Großraum Würzburg in den Genuss der Führungen von Schülern für Schüler kommen. „Wir mussten sogar mehreren interessierten Klassen absagen“, erklärte Martin Turek vom Museum am Dom.

Damit auch Kinder und Jugendliche, die nicht an diesen speziellen Führungen teilnehmen können, einen Zugang zur dort ausgestellten Kunst bekommen, hat Turek gemeinsam mit Dr. Petra Weingart und der Kunstpädagogikstudentin Nadine Bernard einen Katalog für diese Zielgruppe erstellt. Darin sind neben einer kurzen allgemeinen Einführung exemplarisch einige Werke in kindgerechter Weise erklärt. Außerdem zeigt das Druckwerk unter anderem, wie Schülerinnen und Schüler, angeregt durch im Museum am Dom gezeigte Originale, ihr ganz persönliches Kunstwerk schufen. „Der von den Freunden des Museums am Dom finanzierte Katalog wird kostenlos an die Zielgruppe abgegeben und hat eine Auflage von 1000 Stück“, erläuterte Turek. Weil die Dauerausstellung sich regelmäßig wandele, sei es notwendig, in regelmäßigen Abständen einen aktualisierten Katalog zu erstellen. Mehr als 400 Stück seien schon verteilt. Unter anderem habe das Schulreferat der Diözese eine große Zahl weitergeleitet.

Das Druckwerk sei – wie die speziellen Führungen von Schülern für Schüler – Teil der Bemühungen, auch junge Menschen für die Kunst zu interessieren, erklärten die Macher. Es ziehe schon jetzt weite Kreise: „Ich weiß von Kindern, die nach ihrem Besuch im Museum am Dom ihre Eltern und Großeltern mit hierher gebracht haben und ihnen das eine oder andere Kunstwerk erklärt haben“, erzählte Weingart.  

 

(1608/0511; E-Mail voraus)

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