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„Vor 200 Jahren begann eine neue Ära“

Ausstellung „200 Jahre neues Bistum Würzburg“ in Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg – Pontifikalamt zur Neugründung am 21. November mit Bischof Jung im Kiliansdom – Begleitprogramm mit Führungen und Vorträgen

Würzburg (POW) Wer weiß heute, dass das Gebiet des Bistums Würzburg einst auch Rothenburg ob der Tauber, Ansbach und Schwäbisch Hall umfasste? Dass der Untermain früher zu Mainz gehörte und Hammelburg zu Fulda? Auch Fürstbischöfe, die von einem adeligen Domkapitel gewählt wurden, sind längst Vergangenheit. „Vor 200 Jahren begann eine neue Ära. Damals wurde das Fundament für unsere heutigen Verhältnisse gelegt: das Bistumsgebiet, die Bistumsstruktur, die diözesane Verwaltung“, erklärt Thomas Wehner, stellvertretender Leiter von Archiv und Bibliothek der Diözese. Einen Einblick in die komplizierte und von politischen Interessen geprägte Geschichte gibt die Ausstellung „1821 – Bruch, Beginn, Wandel. 200 Jahre neues Bistum Würzburg“, die ab Montag, 29. November, bis 10. März 2022, im Foyer von Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg zu sehen ist. Bischof Dr. Franz Jung und Weihbischof Ulrich Boom feiern am Christkönigssonntag, 21. November, um 10 Uhr einen Pontifikalgottesdienst anlässlich des Jubiläums. Der Gottesdienst wird live auf TV Mainfranken sowie auf der Bistums-Homepage (livestreams.bistum-wuerzburg.de) übertragen.

Als Bischof Friedrich Freiherr von Groß zu Trockau am 23. Dezember 1821 sein Amt antrat, endete für das Bistum Würzburg eine lange Phase der Unsicherheit und der ungeklärten Verhältnisse. Das alte Hochstift Würzburg war in der Säkularisation von 1802/03 untergangen. 1808 starb mit Georg Karl von Fechenbach der letzte der Würzburger Fürstbischöfe, der Bischofsstuhl blieb vakant. In den politischen Umwälzungen der napoleonischen Zeit zerfiel das alte Bistum. Doch 1821 wurden die bayerischen Diözesen neu organisiert und dabei an die Landesgrenzen angepasst. Durch die Neuordnung verlor das Bistum Würzburg zwar Gebiete im Süden und Südosten, erhielt im Gegenzug jedoch das Gebiet um Aschaffenburg und Miltenberg sowie Teile des Bistums Fulda um Hammelburg und Brückenau.

In der Ausstellung werden die komplexen Hintergründe anhand von rund 35, teils außergewöhnlichen Exponaten erschlossen. Im Abschnitt „Die Zeit des Übergangs 1802-1821“ wird die Umgestaltung der kirchlichen und religiösen Verhältnisse durch die bayerische Regierung ab 1803 nach den damals modernen staatskirchlichen Vorstellungen erläutert. So wurden beispielsweise – mit Ausnahme der Bettelorden – alle Klöster und Stifte aufgehoben und ihre Besitzungen säkularisiert. Erst das Konkordat zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Königreich Bayern 1817 und die sich ihm anschließende päpstliche Zirkumskriptionsbulle eröffneten den Weg zur Neugründung des Bistums Würzburg. Die „Gründungsdokumente der bayerischen Bistumsneuorganisation“ werden im zweiten Abschnitt der Ausstellung erläutert.

Der dritte Abschnitt betrachtet den neuen Bischof Friedrich Freiherr von Groß zu Trockau. Als Jurist und Verwaltungsfachmann sei er der richtige Mann zur richtigen Zeit gewesen, erläutert Wehner. Groß zu Trockau war zuvor unter anderem Regierungspräsident des Hochstifts Bamberg und Generalvikar des Bistums Bamberg gewesen. Ein herausragendes Exponat ist ein vollplastisches Miniaturporträt des Bischofs aus gefärbtem Wachs. Dem Bischof zur Seite stand ein deutlich geschrumpftes Domkapitel. „Zuvor war das Domkapitel mit Adligen besetzt gewesen, die nichts mit den Verwaltungsaufgaben zu tun hatten“, erklärt Wehner. Nun sollten sie den Bischof bei der Leitung des Bistums unterstützen. Die Umorganisation von Domkapitel und Diözesanverwaltung wird im vierten Abschnitt dargestellt. Ein besonderes Ausstellungsstück ist hier das letzte erhaltene Domkapitelskreuz aus dem Jahr 1822.

Zum Abschluss betrachtet die Ausstellung die „Religiöse Erneuerung des Bistums“. Der neue Bischof legte Wert auf einen gut ausgebildeten Klerus, die neuen Bistumsgebiete mit ihren unterschiedlichen kirchlichen Vergangenheiten mussten integriert werden. Dazu sollte die Seelsorge in allen Bereichen verbessert und standardisiert werden. So entstanden unter anderem ein neuer Diözesankatechismus und ein neues Diözesangesangbuch. „Der Großteil der einfachen Gläubigen wollte an den alten religiösen Frömmigkeitsformen mit Wallfahrten, Prozessionen und Bruderschaften, die durch die bayerische Regierung seit 1803 systematisch zurückgedrängt und verboten worden waren, festhalten“, erklärt Wehner. Die katholische Kirche habe im tiefgläubigen Volk zunehmend den entscheidenden Rückhalt in den weiteren kulturpolitischen Konflikten mit dem Staat und einer zunehmend areligiösen Öffentlichkeit gesehen. Die Maßnahmen zur religiösen Erneuerung waren insgesamt darauf ausgerichtet, sagt Wehner, dem Bistum in der Situation der Neugründung wieder eine Identität und einheitliche Prägung zu geben.

Die Ausstellung ist montags bis donnerstags von 9 bis 16 Uhr geöffnet. Führungen werden nach Voranmeldung mittwochs zwischen 17 und 18 Uhr sowie nach Vereinbarung angeboten. Weitere Informationen bei Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg, Domerschulstraße 17, 97070 Würzburg, Telefon 0931/38667100, E-Mail abbw@bistum-wuerzburg.de, Internet www.abbw.bistum-wuerzburg.de.

Begleitprogramm zur Ausstellung

Thematische Domführungen zu „1821-2021. Zweihundert Jahre Bistumsgeschichte im Würzburger Dom“ bietet die Dom-Info in Kooperation mit der Domschule Würzburg an. Anhand ausgewählter Beispiele aus der Architektur und der künstlerischen Ausstattung des Doms erhalten Interessierte Einblicke in die Geschichte und Gegenwart des Bistums. Dabei werde das sich wandelnde Bild der Kirche – als Institution und als Bauwerk – ebenso anschaulich wie das Leben und Wirken einzelner herausragender Bischöfe, heißt es in der Ankündigung. Termine sind sonntags 28. November, 5. Dezember, 9. Januar 2022 und 6. Februar 2022 jeweils um 14 Uhr sowie freitags 21. Januar und 18. Februar 2022 jeweils um 17.30 Uhr. Die Führung kann auch von Gruppen gebucht werden. Die Teilnahme kostet pro Person fünf Euro. Anmeldung bei der Dom-Info, Domstraße 40 in Würzburg, Telefon 0931/38662900, E-Mail information.dom@bistum-wuerzburg.de.

Ein Vortrag mit dem Titel „Von Bonifatius zu Kilian. Wie Aschaffenburg von Mainz zu Würzburg kam“ wird am Dienstag, 23. November, um 19.30 Uhr im Martinushaus in Aschaffenburg angeboten. Lange Zeit residierten im Aschaffenburger Schloss die Mainzer Fürsterzbischöfe, heißt es in der Einladung. Doch im frühen 19. Jahrhundert wurden die Gebiete neu verteilt, und Aschaffenburg wurde zum westlichsten Stützpunkt Unterfrankens und des Bistums Würzburg. Der Würzburger Historiker Professor Dr. Matthias Stickler betrachtet die vielfältigen kirchlichen und politischen Umbrüche dieser Zeit, welche die Region bis heute prägen. Die Teilnahme kostet pro Person vier Euro. Weitere Informationen und Anmeldung im Internet.

„Vom Anfang bis zum Ende der Volkskirche. Die Sozialform des deutschen Katholizismus in den letzten 200 Jahren“ lautet das Thema eines weiteren Vortrags am Freitag, 26. November, um 15 Uhr in der Neubaukirche in Würzburg. Nicht nur in Würzburg, auch in den anderen deutschen Diözesen gewann vor 200 Jahren die katholische Kirche eine neue organisatorische Grundlage. Damit einher sei eine innere religiöse Erneuerung gegangen, die sich besonders auf volkskirchliche Kräfte stützte. Diese bildete die Basis für die moderne Volkskirche und die damit verbundene spezifische Sozialform des deutschen Katholizismus. Referent ist Professor Dr. Klaus Unterburger, Inhaber des Lehrstuhls für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte an der Universität Regensburg. Der Eintritt ist frei. Veranstalter ist der Würzburger Diözesangeschichtsverein in Zusammenarbeit mit der Domschule Würzburg sowie Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg. Anmeldung bis Mittwoch, 17. November, bei Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg, Domerschulstraße 17, 97070 Würzburg, E-Mail abbw@bistum-wuerzburg.de.

sti (POW)

(4621/1109; E-Mail voraus)

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