Würzburg (POW) Als einen „Vorboten auf das renovierte Neumünster“ hat Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen die Ausstellung „Räume der Transzendenz“ mit Werken des Künstlers Ben Willikens bezeichnet. Am Mittwoch, 29. April, wurde die Ausstellung im Museum am Dom mit rund 300 Gästen feierlich eröffnet. Willikens zeichnet auch für einen Altar in der erneuerten Neumünsterkirche verantwortlich, der mit der Altarweihe am 24. Juni der Öffentlichkeit übergeben wird. Das Museum am Dom zeigt bis 12. Juli über 20 Gemälde Willikens‘ in Acryl auf Leinwand, die durch Gouachen auf Nessel ergänzt werden.
Willikens ist in Würzburg kein Unbekannter: Neben der Gestaltung eines Altars im Neumünster schuf der Künstler das Deckengemälde für das Foyer des 2005 wieder eröffneten Exerzitienhauses Himmelspforten. Außerdem besitzt die Diözese Willikens‘ Gemälde „Raum 6“, eine Arbeit auf Leinwand aus dem Jahr 1994. Die jetzige Ausstellung im Museum am Dom vermittelt einen Querschnitt des Schaffens Willikens‘. Auf seinen Bildern zeigt der Künstler keine Menschen, sondern Räume – freie und unbelastete Räume. „Die Vorstellung von transzendentalen Räumen wird in seinen Werken erfahrbar“, erläuterte Lenssen. „Ich verstehe den Raum als meditatives Gefäß. Bei meinen Arbeiten habe ich nach Gefäßen gesucht, die ich leer und trocken hinstelle und die sich durch den Betrachter füllen. Ich bin sozusagen der Töpferer“, umriss Willikens seine Arbeiten bei der Präsentation in Würzburg.
Auch das wohl bekannteste seiner „Gefäße“, das Abendmahl, ist in der Würzburger Ausstellung zu sehen. Während das Original, entstanden zwischen 1976 und 1979, im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt hängt und nicht mehr transportiert werden kann, handelt es sich bei der in Würzburg gezeigten Version um Willikens‘ zweite Auseinandersetzung mit Leonardo da Vincis weltberühmtem Fresko. In der Ausführung unterschiedlich, in der Thematik jedoch identisch, verfolgt Willikens mit seiner zweiten Bild-Version das gleiche Ziel wie vor über 30 Jahren: „Ich wollte das Abendmahl in unsere Zeit übersetzen.“ Dafür hat der Künstler sämtliche menschlichen Spuren aus dem Bild entfernt. Zu sehen ist ausschließlich die lange Tafel im menschenleeren Raum. Der zeitliche Abstand, der zwischen den beiden Bildern liegt, hat nach Auffassung des Künstlers essentielle Veränderungen in der Ausführung mit sich gebracht: „Ich habe das Gefühl, dass das Bild jetzt angekommen ist. Damals, als junger Künstler, war das Thema eigentlich noch zu groß für mich.“ Dennoch war es genau diese Arbeit, die ihn auch über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt machte und dazu führte, dass Willikens‘ Werke heute nicht nur in Sammlungen zwischen Berlin und München hängen, sondern auch in Washington, Neu Delhi, Wien und Basel.
Auch die übrigen Bilder der Würzburger Ausstellung zeigen aufs Wesentliche reduzierte Räumlichkeiten. Willikens greift in seinen Werken architektonische Elemente auf, er zeigt von Menschen konstruierte Räume, in denen die Menschen allerdings fehlen. Räume, die von klaren geometrischen Formen dominiert werden, die sich oft kalt und immer steril präsentieren, die jedoch stets den Blick frei geben; den Blick ins gleißende Gegenlicht, den Blick in den nächsten Raum. Die großzügig bemessenen Ausstellungsräume im Untergeschoß des Museums am Dom bieten dabei die ideale Voraussetzung, damit auch Willikens‘ großformatige Werke auf betoniertem Hintergrund ihre ganz eigene Wirkung entfalten und auch durch die direkte Gegenüberstellung alter und neuer Werke wirken können.
Zur Person
Geboren 1939 in Leipzig, lebt und arbeitet Willikens heute in Stuttgart und Wallhausen. Nach seinem Studium der Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart sowie der Slade School in London hatte er Professuren an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig sowie für Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste in München inne. Letzterer stand er bis zu seiner Emeritierung 2004 als Rektor vor. Willikens wurde 1970 in Florenz mit dem Villa-Romana-Preis, 1972 mit dem römischen Villa-Massimo-Preis und 1983 in Stuttgart mit dem Hans-Molfenter-Preis ausgezeichnet. Er ist außerdem Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande, der Silbermedaille für Verdienste um die bayerische Verfassung sowie des Bayerischen Verdienstordens.
Zur Ausstellung
Die Ausstellung „Räume der Transzendenz“ ist im Würzburger Museum am Dom bis 12. Juli zu sehen. Neben dem Besuch während der regulären Öffnungszeiten haben Interessierte die Möglichkeit, an Führungen durch die Ausstellung teilzunehmen. Diese finden an folgenden Terminen statt: Sonntag, 3. Mai, Sonntag, 17. Mai, Donnerstag, 21. Mai, Sonntag, 31. Mai, Montag, 1. Juni, Sonntag, 14. Juni, Sonntag, 21. Juni, Sonntag, 5. Juli, Sonntag, 12. Juli. Beginn ist jeweils um 15 Uhr. Darüber hinaus bietet das Museum zahlreiche Sonderführungen an: Führungen für Senioren am Mittwoch, 13. Mai, und Mittwoch, 10. Juni, jeweils um 14 Uhr sowie eine Führung für Kinder am Samstag, 23. Mai, 15 Uhr. Hierfür ist eine Anmeldung unter Telefon 0931/38665600 nötig. Am Sonntag, 17. Mai, hält Kunstreferent Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen einen „Sonntagsdialog“ zur Ausstellung. Weitere Informationen zur Ausstellung „Räume der Transzendenz“ im Internet unter www.museum-am-dom.de.
aic (POW)
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