Würzburg (POW) Die Diözese Würzburg kann für das Jahr 2007 erneut einen Etat ohne Rücklagenentnahme und Kreditaufnahme vorlegen. In folgendem Interview spricht Bischöflicher Finanzdirektor Dr. Adolf Bauer über die aktuelle finanzielle Situation des Bistums.
POW: Der Haushaltsplan für das Jahr 2007 steht in der Tradition der vergangenen Jahre. Wie würden Sie die aktuellen Planungen umschreiben?
Dr. Adolf Bauer: Die Diözese Würzburg kann für 2007 einen soliden Haushalt vorstellen, der auf vorsichtigen Schätzungen beruht und den Sparkurs der vergangenen Jahre fortführt. Der Haushaltsplan ist erneut ausgeglichen. Es müssen keine Schulden aufgenommen werden, ein Zugriff auf Rücklagen ist nicht notwendig. Ein gewisser Nachholbedarf ist bei den baulichen Investitionen nötig: In den vergangenen Jahren mussten wir den Bauetat angesichts zurückgehender Kirchensteuereinnahmen massiv zurückfahren. Hier ist eine gewisse Erholung im Haushaltsplan 2007 zu spüren. Wir wollen vermeiden, dass durch aufgeschobene Bauprojekte noch größere bauliche Belastungen auf uns zukommen.
POW: Im Haushaltsplan 2007 gibt es kaum noch Investitionen im Bereich der Altersheime. Ist der Bau großer Seniorenzentren abgeschlossen?
Bauer: Die großen Projekte sind abgeschlossen. Lediglich für Sankt Gertrudis in Bad Kissingen haben wir weitere 186.000 Euro eingeplant. Die Diözese Würzburg hat während der Jahre 1990 bis 2006 rund 97 Millionen Euro für Altersheimmaßnahmen ausgegeben. Mithilfe dieses Geldes konnten insgesamt 1452 Pflegebetten und 493 Wohnungen für Senioren geschaffen werden. An diesen Zahlen wird deutlich, wie stark sich das Bistum um die Belange älterer Mitmenschen kümmert. Komplett von der Diözese finanziert wurden unter anderem das Caritas-Altersheim Sankt Gertrudis in Bad Kissingen mit 56 Pflegebetten und das Vinzenz-Koch-Haus in Hammelburg mit acht Wohnungen sowie das Schweinfurter Marienstift mit 46 Pflegebetten und 150 Wohnungen. Außerdem wurden Baumaßnahmen für Seniorenheime in Würzburg, Kitzingen, Veitshöchheim, Lohr am Main, Gerolzhofen, Haßfurt, Hofheim, Geldersheim, Großostheim und Miltenberg finanziell unterstützt.
POW: Die Kirchensteuereinnahmen der Diözese Würzburg sind von 2000 bis 2007 um über zehn Prozent zurückgegangen. Ein großes Problem für das Bistum?
Bauer: Der prognostizierte Rückgang ist eingetreten. Lagen die Einnahmen der Diözese Würzburg aus der Kirchensteuer im Jahr 2000 noch bei 136,6 Millionen Euro, so gehen wir im Jahr 2007 von 118,4 Millionen Euro aus. In den vergangenen Jahren galt es, diesen Rückgang zu verkraften. Das war nur durch eine strenge Prioritätenprüfung und eine gezielte Steuerung von Projekten möglich. Der diözesane Prozess „Erneuern und Sparen“ hat sich bewährt.
POW: Das Etatvolumen im Haushaltsplan 2007 ist wieder höher angesetzt als in den beiden vergangenen Jahren. Sie erwarten drei Millionen Euro mehr an Kirchensteuereinnahmen als 2006. Nur ein momentaner Trend oder rechnen Sie mit einer längerfristigen positiven Entwicklung?
Bauer: Es ist erfreulich, dass sich die wirtschaftlichen Aussichten derzeit verbessern und sich hoffentlich positiv weiterentwickeln. Ich bin vorsichtig optimistisch und hoffe, dass das wirtschaftliche Wachstum anhält. Planen müssen wir aber mittel- und langfristig, unabhängig vom aktuell positiven wirtschaftlichen Trend. Wir müssen gerüstet sein, wenn der demographische Faktor zu Buche schlägt. Hier stellen sich zum Beispiel folgende Fragen: Wie geht es mit den Kindergärten weiter, wenn die Zahl der Geburten weiter sinkt? Wie sieht die Zukunft unserer Beratungsstellen für Erziehungs- und Familienfragen aus, wenn sich immer weniger Paare für ein Kind entscheiden? Hier sind langfristige Überlegungen notwendig.
(0507/0197; E-Mail voraus)
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