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Im Gespräch

Warum die medizinische Versorgung von Geflüchteten schwierig ist

Dr. Regina Augustin: „Vor allem Ehrenamtliche stellen Unglaubliches auf die Beine“

Würzburg (POW) „Ist das ein Mensch, oder kann das weg?“ fragt eine Veranstaltung der Domschule Würzburg am Montagabend, 23. September, im Würzburger Burkardushaus. Was sich hinter dem Titel verbirgt und auf welche Erkenntnisse Besucher hoffen dürfen, erklärt im Interview Pastoralreferentin Dr. Regina Augustin, Studienleiterin der Akademie Domschule Würzburg.

POW: „Ist das ein Mensch, oder kann das weg?“ – mit diesem provokativen Titel haben Sie einen Vortrag am 23. September um 19 Uhr im Würzburger Burkardushaus überschrieben. Worum soll es an diesem Abend gehen?

Dr. Regina Augustin: An diesem Abend soll der Blick auf Menschen gerichtet werden, die nach einer langen und oft traumatisierenden Flucht in Deutschland beziehungsweise Würzburg gelandet sind. Diese Menschen haben, wie alle anderen auch, gesundheitliche Probleme und brauchen medizinische Versorgung. Es ist für Menschen in Deutschland im Moment generell eine große Herausforderung, einen behandelnden Arzt beziehungsweise eine behandelnde Ärztin zu finden. Die Wartezeiten sind je nach Fachgebiet unterschiedlich lang, aber in der Regel muss man mit drei Monaten Minimum rechnen.

POW: Warum ist das Thema medizinische Versorgung nicht nur für Geflüchtete von Relevanz?

Augustin: Männer und Frauen, die mit Migrant*innen arbeiten und diese begleiten, erleben oft Schreckliches. Menschen mit Migrationshintergrund werden oft nicht mal zur Behandlung durch einen Arzt angenommen. Aber was bedeutet dieses Faktum für schwer kranke oder gesundheitlich belastete Menschen einerseits und andererseits für eine Gesellschaft, die grundsätzlich hohe Standards in der Gesundheitsversorgung hat. Diese Frage soll diskutiert werden, und auch die Folgen von unbehandelten Menschen sind in den Blick zu nehmen. Diese werden sich auf die Gesellschaft auswirken.

POW: Welche Bedeutung haben christlich geprägte Einrichtungen und Gruppierungen, wenn es um die adäquate medizinische Versorgung von Geflüchteten geht?

Augustin: Ich würde mir wünschen, dass christliche Einrichtungen andere Standards gerade in Bezug auf Menschen in Not setzten. Ob das wirklich so ist, kann ich nicht sagen. Ich stelle die These auf, dass Menschen in christlichen Einrichtungen versuchen, an alle möglichen Grenzen zu gehen, um eine adäquate Versorgung zu gewährleisten. Aber leider habe ich dazu keine Informationen. Von Gruppierungen sowie Vereinen weiß ich, dass sie sich besonders bemühen und einsetzen. Vor allem ehrenamtliche Menschen stellen Unglaubliches auf die Beine und bringen das in Bewegung, damit Menschen mit Fluchterfahrungen und Migrationshintergrund medizinisch gut versorgt sind.

POW: Auf welche möglichen Erkenntnisse können Teilnehmende am Ende des Abends hoffen?

Augustin: Wenn es gelingt, den Blick zu weiten und zu erahnen, mit welchen Herausforderungen sowohl Menschen mit Fluchterfahrungen als auch ihre Helfer*innen konfrontiert sind, dann würde ich sagen, dass unser erstes Ziel erreicht ist: Blinde Flecken aufdecken. Wenn an der Ausgangstür dann noch jemand überlegt, wie erkrankte unbehandelte Menschen die Gesellschaft verändern und belasten werden und dass es angezeigt wäre, Menschen möglichst rasch so wie unkompliziert zu versorgen, dann würde ich mich darüber sehr freuen.

Interview: Markus Hauck (POW)

(3624/0904; E-Mail voraus)