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Was braucht es, um eine Gesellschaft zusammenzuhalten?

Podiumsdiskussion „Niemand kann zwei Herren dienen“ mit Bischof Jung, Oberbürgermeister Schuchardt und Professor Dombrowski

Würzburg (POW) Vor 500 Jahren ist Würzburg ein Zentrum des Bauernkriegs gewesen. Über die gesellschaftlichen Entwicklungen und Herausforderungen damals und heute diskutierten Bischof Dr. Franz Jung, Oberbürgermeister Christian Schuchardt und Kunsthistoriker Professor Dr. Damian Dombrowski bei der Veranstaltung „Niemand kann zwei Herren dienen“ vor rund 40 Zuhörerinnen und Zuhörern im Kleinen Haus des Mainfranken Theaters Würzburg. Der Abend war Teil der Veranstaltungsreihe „Freiheyt 1525 – Freiheit 2025“ der Stadt Würzburg.

Der Bauernkrieg sei weit mehr als nur ein Aufstand von Bauern gewesen, sagte Astrid Freyeisen, Journalistin und Moderatorin des Abends. „Es war ein Aufstand vieler unzufriedener Menschen.“ Diese hätten ihre Lebensbedingungen verbessern wollen und ihre Forderungen mit der Bibel begründet. Die „Zwölf Artikel von Memmingen“ seien voller biblischer Belege, bestätigte Bischof Jung. Die wichtigste Passage sah er im Prolog: „Die schlimmste Unterdrückung ist die Unterdrückung des Wortes Gottes.“ Die Aufständischen hätten sich nicht als Aufrührer gesehen, weil sie sich in ihren Forderungen am Wort Gottes orientierten. Gleich im ersten Artikel werde die freie Pfarrerswahl verlangt: „Sie wollten einen Geistlichen, der das Wort Gottes richtig auslegt.“ Ihre Forderungen seien „maßvoll“ gewesen, sagte Bischof Jung. Es sei um die Erleichterung der Lebensbedingungen gegangen, nicht um die Abschaffung des Fürstentums.

Schuchardt sah im Bauernkrieg „reformatorische Bemühungen um Grundrechte“. Die gesellschaftlichen Umbrüche und der wissenschaftliche Fortschritt – wie die Erfindung des Buchdrucks oder die Entdeckung Amerikas – hätten „weitreichende Auswirkungen“ auf die damalige Gesellschaft gehabt und die Herrschaftsstrukturen in Frage gestellt. „Nach dem Zweiten Weltkrieg sind wir in dem Glauben aufgewachsen, dass Kriege und die Verschiebung von Staatsgrenzen der Vergangenheit angehören.“ Doch heute werde die Ordnung der Welt wieder in Frage gestellt, sagte der Oberbürgermeister und nannte als Beispiel den Angriffskrieg Putins gegen die Ukraine. Während des Bauernkriegs „mussten Freiheiten errungen werden. Wir müssen sie verteidigen.“

Der Aufstand endete mit einer schlimmen Niederlage, sagte Moderatorin Freyeisen. Fürstbischof Konrad II. von Thüngen reagierte mit Strafaktionen und Hinrichtungen. Der Legende nach sollen dem Bildhauer Tilman Riemenschneider in der Haft die Hände gebrochen worden sein. Professor Dombrowski stellte richtig: „Das glaubt heute keiner mehr.“ Aber Riemenschneider sei sechs Wochen in Haft gewesen, gefoltert worden und habe einen großen Teil seines Vermögens abgeben müssen. Aus der Sicht des Fürstbischofs sei es darum gegangen, die Ordnung wiederherzustellen, fuhr Dombrowski fort. „Wir leben gerade in einer Zeit, in der sich jeder seine eigene Wahrheit zusammenstellt und Fake News grassieren.“ Er sah in dem „ausschweifenden Partikularismus“ eine „gewisse Parallele“ zum Bauernkrieg.

In der Publikumsdiskussion kam unter anderem die Frage auf, was es brauche, um eine Gesellschaft zusammenzuhalten. Bischof Jung spannte den Bogen weiter zum zivilen Ungehorsam der Moderne und nannte als Beispiele die „Klimakleber“ und die Bauernproteste: „Ist es legitim, Straßen zu blockieren? Sich im Namen einer höheren Norm über Normen hinwegzusetzen?“ Auch die Kirche befinde sich in einem Umbruch, warf Dombrowski ein: Der nächste Papst müsse „die Tradition wahren und zugleich verschiedene Flügel unter einen Hut bringen“. Laut Bischof Jung war die Kirche „noch nie sehr Weltkirche wie heute“. Papst Franziskus habe ein sehr internationales Kardinalskollegium geschaffen, und die Landeskirchen hätten das Recht, den Glauben in ihrer jeweiligen Kultur zu leben. „Inwieweit ist es möglich, innerhalb eines Landes eine kirchliche Kultur auszubilden, ohne das Gesamte aufzugeben? Das ist ein Prozess, der jetzt richtig losgeht.“

sti (POW)

(2125/0518; E-Mail voraus)

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