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Was die Taube mit Pfingsten zu tun hat

Die Taube gilt als Symbol für Liebe, Frieden und den Heiligen Geist – Stadttauben leiden unter schlechtem Ruf als Gebäudeverschmutzer und Krankheitsüberträger

Würzburg (POW) An Pfingsten feiert die Kirche die Sendung des Heiligen Geistes. In der Pfingstgeschichte kommt er als gewaltiges Brausen und Feuerzungen über die Jünger. Doch geläufiger ist den meisten Menschen die Darstellung als weiße Taube. Im Deckenfresko des Neumünsters in Würzburg etwa schwebt eine weiße Taube über Maria und den Aposteln im Abendmahlssaal. „Der Heilige Geist wird ganz unterschiedlich dargestellt. Auch auf Taufkerzen findet sich häufig eine weiße Taube. Auch die Bibel verwendet vielfältige Bilder“, sagt Neutestamentlerin Dr. Agnes Rosenhauer aus Randersacker (Dekanat Würzburg), Geschäftsführerin und Pädagogische Leiterin in der Abteilung Erwachsenenbildung im Erzbistum Bamberg. Die Taube ist aber nicht nur ein Symbol für den Heiligen Geist, sondern auch für den Frieden oder die Liebe. Doch in der Stadt werden Tauben oft als „Flugratten“ beschimpft und verdächtigt, Krankheiten zu übertragen. Ein schwieriges Verhältnis.

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„Was der Heilige Geist konkret ist, wie er zu fassen und bildlich darzustellen ist, ist schwer zu sagen und wohl auch schon immer gewesen“, sagt Rosenhauer. „Wir begegnen beispielsweise Freskendarstellungen, in denen er als Gesicht eines dreiköpfigen Mannes dargestellt wird, was vermutlich den Versuch darstellt, Trinität in ein Bild zu fassen.“ Die Taube „als wirkmächtigstes Symbol“ beruhe auf der Erzählung von der Taufe Jesu im Jordan. Der Evangelist Markus schreibe: „Und sobald er aus dem Wasser heraufstieg, sah er die Himmel sich teilen und den Geist wie eine Taube auf sich herabkommen. Und eine Stimme kam aus den Himmeln: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.“ In allen vier Evangelien findet die Taube im Taufbericht Jesu Erwähnung, erklärt Rosenhauer. Und das, obgleich die Taufgeschehnisse selbst durchaus unterschiedlich dargestellt werden.

Die vielen Bedeutungen der Taube: Opfertier, Botenvogel, Friedenstaube, Turteltaube

Wenn man den religions- und traditionsgeschichtlichen Kontext betrachtet, findet man unterschiedliche Blickweisen auf die Taube. Zum Beispiel eine ganz praktische: „Am häufigsten wird die Taube im Alten wie im Neuen Testament als erschwingliches Opfertier erwähnt. Sie war das klassische Arme-Leute-Opfer.“ In der Antike habe sie auch als das Sinnbild von Einfalt und Unschuld gegolten, erklärt Rosenhauer. Damals habe man angenommen, dass sie keine Galle besitze und deshalb frei von aller Bitternis und Aggression sei. Als „Botenvogel“ verkünde sie im Alten Testament mit einem Ölzweig im Schnabel das Ende der Sintflut, Frieden mit Gott und das von Gott ermöglichte neue Leben. Die Alttestamentlerin Silvia Schroer sehe den Ursprung dieser „Botenfunktion“ im Vorderen Orient, wo die Taube als Repräsentantin von zumeist weiblichen Liebesgottheiten auftrete. Der jüdische Philosoph und Theologe Philo von Alexandrien (circa zehn vor Christus bis 40 nach Christus) schließlich habe die göttliche Weisheit mit der Turteltaube und die menschliche Weisheit mit der Felsentaube verglichen. Die Weisheit (altgriechisch: sophia) wiederum könne bei Philo in ihrer Funktion als „Offenbarerin“ identisch mit dem Pneuma, dem Geist, sein. „Von hier ist der Schritt zur neutestamentlichen Geistsymbolik in der Taufe Jesu nicht mehr weit.“

Die Taube mit dem Ölzweig, die das Ende der Sintflut ankündigte, inspirierte Pablo Picasso zu seiner Lithographie für den Weltfriedenskongress, der 1949 in Paris stattfand. Seitdem gilt die Taube weltweit als Symbol für den Frieden und die Friedensbewegung. Dass die Taube zugleich als Symbol für Liebe gilt, habe seinen Ursprung ebenfalls in der Bibel, wie Domvikar Paul Weismantel, Leiter des Referats Geistliches Leben des Bistums Würzburg, erklärt. „Im Hohelied der Liebe wird die Geliebte als Turteltaube bezeichnet. Ihre Stimme weckt im Geliebten alle Kräfte der Sehnsucht und den Herzenswunsch, sie zu suchen, um bei ihr zu sein und zu bleiben.“ Daher komme wohl auch der Brauch, nach der Trauung weiße Tauben fliegen zu lassen: „Als Zeichen der vollkommen reinen Liebe und ihrer Himmelsmacht.“

Stadttauben-Management will Friede zwischen Mensch und Taube herstellen

Wenn es jedoch um die gewöhnliche Stadttaube geht, hört bei vielen Menschen die Liebe auf. „Gehn wir Tauben vergiften im Park“, dichtete der Komponist und Sänger Georg Kreisler in den 1950er Jahren. „Bei Stadttauben handelt es sich um verwilderte Haustauben. Die Haustaube ihrerseits ist die domestizierte Form der Felsentaube“, erklärt Dr. Stephanie Nagorka, Veterinärdirektorin bei der Stadt Würzburg. Die Stadttaube habe sich „meisterlich“ an die vom Menschen geschaffene Umwelt angepasst, Nistplätze und Futter – wenn auch nicht artgerecht – seien meist mehr als genügend vorhanden. Manche Menschen hätten die Stadttauben liebgewonnen, würden sie teilweise sogar füttern und umsorgen. „In den Augen anderer sind sie nichts weiter als Schädlinge, deren Ausscheidungen die Fassaden von Gebäuden und Denkmälern zerstören und die als Überträger von Krankheitserregern eine Gefahr für die Gesundheit der Menschen darstellen“, erklärt Nagorka. Stadttauben seien nicht wählerisch, was das Futter angehe, und das Aufsammeln von Lebensmittelresten werde oft mit dem Verhalten von Wanderratten verglichen. Natürlich könnten Tauben auch Träger von Krankheitserregern sein. „Diese sind im Allgemeinen jedoch nicht gefährlicher als bei anderen Wild- oder Haustieren“, sagt die Expertin. Mit Hilfe von tierschutzgerechten Maßnahmen ließen sich einige Probleme gut in den Griff bekommen, ist Nagorka überzeugt.

Die Stadt Würzburg beispielsweise bietet im Rahmen ihres Stadttauben-Managements derzeit drei Taubenschläge und zwei Taubentürme mit insgesamt 435 Nistplätzen an. Mitarbeiter bieten den Tieren Futter an, kontrollieren ihren Gesundheitszustand und ersetzen die gelegten Eier durch Gipseier, erklärt Stadtsprecher Christian Weiß. So konnten laut Statistik zwischen 2010 und 2021 insgesamt nahezu 22.400 Eier getauscht werden. „Wir sind der Meinung, dass das Tauben-Management zur Verringerung der Taubenpopulation geführt hat“, sagt Weiß. Im kommenden Jahr sollen jeweils ein bis zwei Taubenschläge und -häuser dazukommen. Doch auch im Alltag könne man dazu beitragen, dass Tauben nicht zur Plage werden. „Immer dort, wo der Mensch isst und Lebensmittel zurücklässt, siedeln sich Tauben, Ratten und andere Tiere an“, ist die Erfahrung der Verantwortlichen in der Stadt. Ein Ansporn mehr, nach dem Picknick im Park gründlich aufzuräumen und nichts liegen zu lassen. Wer eine verletzte Taube findet und helfen will, findet auf der Homepage der Stadt Ansprechpartner.

Friede zwischen Mensch und Taube ist das Ziel. Symbolisch funktioniert das schon. „Viele Taufkerzen werden mit dem Symbol des Heiligen Geistes verziert, das ja zugleich das der Friedenstaube ist“, sagt Domvikar Weismantel. „Was damals in der Taufe Jesu geschah, geschieht heute ebenso wunderbar und geheimnisvoll bei der Taufe eines jeden Menschen, ob Kind oder Erwachsener. Wir werden beseelt und beflügelt mit der Geistkraft und Geistesgegenwart Gottes. Wer aus diesem Gottesgeist lebt, wird selbst immer wieder zum Werkzeug seines Friedens, seiner Versöhnung und seines Erbarmens.“

sti (POW)

(2223/0597; E-Mail voraus)

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